2040 – Wir retten die Welt!

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Wird von der Zukunft gesprochen, dann meist mit einem Hang zum Untergang. Es wird eine Welt gezeichnet, in der die natürlichen Ressourcen erschöpft, das Klima verheert und die Zukunft des Menschen fraglich ist. Der Filmemacher Damon Gameau wollte sich dieser Narrativen nicht unterziehen. Vielmehr machte er sich auf, sich auf der Welt umzusehen und Lösungsansätze zu suchen, die schon heute machbar sind - und die zu einem Jahr 2040 führen könnten, das lebenswerter ist, als man meinen sollte.

Webseite: www.2040-film.de

Australien 2019
Regie + Buch: Damon Gameau
Länge: 92 Minuten
Verleih: Universum
Kinostart: 7. November 2019

FILMKRITIK:

Damon Gameau fragt sich, welche Welt wir seiner heute vierjährigen Tochter hinterlassen. Wie wird die Welt für Velvet im Jahr 2040 aussehen, wenn sie erwachsen ist? Wichtiger aber noch: Wie könnte sie aussehen? Denn Gameau ist niemand, der sich von Untergangsszenarien erschrecken ließe. Vielmehr will er aufzeigen, dass wir es bereits jetzt in der Hand haben, das Pendel noch in die andere Richtung schwingen zu lassen. Nicht mit Technologien, die es noch gar nicht gibt, sondern mit Möglichkeiten, die heute bereits existieren, aber nicht konsequent genutzt werden.
 
Seine Reise führt ihn quer über die Welt – die vom Film verursachten CO2-Emissionen wurden ausgeglichen – und führt vor Augen, wie die Welt sich ändern könnte. Etwa, indem man weggeht von den riesigen Energiekonzernen und die Stromgewinnung den Menschen in einem demokratischen Prozess zurückgibt. So geschieht es derzeit in Dörfern in Bangladesch, wo selbst auf den windigsten Blechhütten ein Solarpanel steht. Mit Hilfe einer weiteren Box können mehrere Häuser miteinander verbunden werden, so dass Strom nicht nur gespeichert, sondern auch ge- und verkauft werden kann – je nach persönlichem Anspruch. Dieses Mini-Netzwerk ist unendlich erweiterbar, bis ein ganzes Land damit durchzogen ist. Das ist nicht nur saubere Energiegewinnung, sondern sorgt auch dafür, dass das Geld, das normalerweise an die Konzerne fließen würde, in den jeweiligen Gemeinschaften verbleibt und so zum Wohlstand aller beiträgt.
 
„2040 – Wir retten die Welt!“ ist in seinem Ansatz hoch interessant, weil er nicht nur das Augenmerk auf ökologische Möglichkeiten wirft, sondern auch betrachtet, wie andere Veränderungen zu einem Wechsel und damit zu einer Verbesserung der Umwelt führen können. So propagiert man auch Bildung für Mädchen – etwas, das ca. 65 Millionen Mädchen in dieser Welt nicht offensteht. Wahr ist aber, dass Frauen, die eine gute Ausbildung genossen und im Berufsleben stehen, später schwanger werden und im Durchschnitt weniger Kinder bekommen, was den Anstieg der Population verringert und somit auch den CO2-Ausstoß.
 
Der Film erzählt von nachhaltiger Landwirtschaft, bei der man nicht mehr immense Flächen für Monokulturen aufwendet, die nur dazu da sind, die Tierherden zu füttern. Effektiver und natürlicher wäre es, die Tiere einfach grasen zu lassen, was auch zu einer Gesundung des Bodens führt, der dann wiederum mehr Kohlenstoff aufnehmen kann. Eine andere Möglichkeit ist, für einen Anwuchs von Algen zu sorgen, die am schnellsten wachsenden Pflanzen der Welt, die für die Balance des Kohlenstoffs in den Weltmeeren unablässig sind, zugleich aber auch als Nahrungsmittel für den Menschen dienen können.
 
Der Film träumt auch von einer Welt, in der das Autofahren ausgelagert wird – so wie man Filme und Musik heute mehrheitlich streamt und nicht mehr besitzt. Die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, sind immens, weil damit in den Städten riesige Flächen freiwerden, die begrünt werden können.
 
Das sind allesamt faszinierende Ansätze – die einen mehr, die anderen weniger –, weswegen man sich eigentlich wundern muss, wieso nicht mehr in dieser Richtung unternommen wird. Sicher ist manches leichter umsetzbar als anderes, aber im Kern präsentiert der Film eine Vision, die nicht an den Haaren herbeigezogen ist, sondern eine Welt des Jahres 2040 präsentiert, in der man nur zu gerne leben würde.
 
Peter Osteried