5 Frauen

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Was als unbeschwertes Wochenende beginnt, wird zum Alptraum. Fünf Freundinnen sehen sich plötzlich mit der Vergangenheit und mit den Gespenstern ihrer Freundschaft konfrontiert. Olaf Kraemer, Schriftsteller und Drehbuchautor, hat für seine erste Regiearbeit ein Thrillerdrama gewählt, das weder inhaltlich noch inszenatorisch zu überzeugen vermag, auch wenn der Mut zur Kunst deutlich sichtbar wird. Wunderbare Bilder aus der französischen Provinz und eine insgesamt einfallsreiche Kameraarbeit können nicht dafür entschädigen, dass hier zu viel gewollt und zu wenig erreicht wird.

Webseite: www.weltino.de

Deutschland 2016
Drehbuch und Regie: Olaf Kraemer
Darsteller: Julia Dietze, Odine Johne, Anna König, Korinna Krauss, Kaya Marie Möller,
Länge: 98 Minuten
Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH
Kinostart: 4. Mai 2017

FILMKRITIK:

Fünf ehemalige Mitschülerinnen eines Internats treffen sich in Südfrankreich, wo eine von ihnen im Landhaus ihrer Eltern lebt: Marie (Anna König) ist Malerin und versucht, mit ihren Bildern das Trauma einer Vergewaltigung zu überwinden. Das wissen alle, und alle unterstützen Marie, die damals die Tat nicht angezeigt hat, sondern offenbar sehr erfolgreich allein mit der Last fertig werden wollte. Anna und Nora, beide streng seriös, in festen Partnerschaften und mit Kind, freuen sich ebenso wie die ziemlich flippige Schauspielerin Ginette auf dieses Frauenwochenende. Die Fünfte im Bunde, Steffi, trifft erst am 2. Tag ein und verpasst deshalb eine ereignisreiche Nacht: Ginette mischt ein paar interessante Pilze in den Salat, die so halluzinogen wirken, dass die vier Frauen schnell in einen Rausch geraten, der sie erst ins Nirwana und später in die Hölle führt. Denn mitten in der Nacht taucht plötzlich ein Eindringling auf, ein Mann, der von Marie überrascht wird. Anna und Nora wollen Marie beschützen und erschlagen den Fremden. Die Leiche soll dann beseitigt werden, doch dann taucht ein weiterer Mann auf – ein irritierend sympathischer und gutaussehender Typ, der behauptet, er sei auf der Suche nach seinem Bruder. Wegen einer Autopanne wären sie liegen geblieben und sein – übrigens stummer! – Bruder sollte Hilfe holen. Ob man ihn vielleicht gesehen hätte?
 
Und so geht es weiter. Manches, nein: vieles wirkt arg konstruiert, unlogisch oder sogar unfreiwillig komisch und gelegentlich entsteht der Eindruck, als ob hier jemand alle Themen unterbringen wollte, was so von und über Frauen – selbstverständlich dem Zeitgeist angemessen – bekannt ist. Das einzige, was fehlt, ist eine Geburt. Ansonsten geht es um Freundschaft, Liebe und Erotik, hui: auch die zwischen Frauen!, natürlich um viele Probleme, wie Eifersucht, Vergewaltigung, den Umgang mit Traumata, um das Leben an sich und überhaupt. Verpackt in teils wunderbare Bilder erzählt Olaf Kraemer viele Geschichten in einer und macht den eigentlich interessanten Plot zu einem Sammelsurium von Unwahrscheinlichkeiten, von denen die Auflösung am Schluss die schlimmste ist.
 
Dazu gibt es Dialoge, in denen die unnatürlichen Töne stark überwiegen. Gelegentlich scheint es, als könne man die Regieanweisungen mithören. Dass diese Schauspielerinnen auch anders und besser können, weiß man zum Beispiel spätestens, seit Odine Johne – sie spielt die Ginette – für „Agnes“ in Saarbrücken den Preis als Beste Nachwuchsdarstellerin erhielt. Anna König kann streckenweise wirklich überzeugen, sie gibt der Marie sehr viel Verletzlichkeit und gleichzeitig den Willen zum Durchhalten. Aber auch sie muss sich einer sperrigen Drehbuchkonstruktion beugen.
 
So bleibt am Ende ein Film, der gut gemeint Frauen und Frauenpower unterstützen möchte, tatsächlich aber eher das Gegenteil bewirkt und mehr irritiert als emotional mitreißt. Schade! Denn der kleine, kurze Schwarzweißfilm zu Beginn, der wie eine klassische Stummfilmszene als Ouvertüre in den Film führt, verheißt zwar Rätselhaftes, aber auch Wunderbares. Und das kann der Film leider nicht erfüllen.
 
Gaby Sikorski