„BROKE. ALONE. A kinky love story“ führt zurück in die Zeit der Pandemie und der Quarantäne, in der man sich begab, wenn man Kontakt mit Corona-Infizierten hatte. Darum sitzt die Kunststudentin Sarah auch alleine in ihrer Wohnung, just, nachdem sie ihren sie betrügenden Freund mittels Paintballs aus dem Haus getrieben hat. Aber der hat nie die Miete gezahlt, so dass sie jetzt innerhalb von zwei Wochen knapp 8.000 Euro aufbringen muss – oder sie fliegt. Der Debütfilm von Anna Unterweger hat zwar Romcom-Elemente, aber erst zum Ende hin.
Website: https://www.filmweltverleih.de/cinema/movie/broke.-alone
BROKE. ALONE. A kinky love story
Deutschland 2024
Regie: Anna Unterweger
Buch: Frank Buckel, Michael Lütje, Hauke Schlichting
Darsteller: Nora Islei, John Förster, Julian Bloedorn, Pauline Afaja, Gedeon Burkhard
Länge: 94 Minuten
Verleih: Filmwelt Verleihagentur
Kinostart: 19. September 2024
FILMKRITIK:
Sarah wird von ihrem Freund beschissen, jagt ihn aus der Wohnung und sitzt dann selbst darin fest, weil sie sich inmitten der Pandemie 14 Tage lang in Quarantäne begeben muss. Da ihr Freund aber seit Monaten die Miete nicht bezahlt hat, hat sie auch nur diese zwei Wochen, um mit knapp 8.000 Euro aufzukommen, damit sie nicht aus der Wohnung fliegt. Ihren Vater will sie nicht darum bitten und so kommt sie auf die Idee, sich Geld als Camgirl zu verdienen. Das ist anfangs gar nicht leicht, dann merkt sie aber, dass es dabei längst nicht nur um Sex geht. Sie kann hier auch ihr psychologisches Wissen aus dem abgebrochenen Studium gewinnend einsetzen.
Regisseurin Anna Unterweger gibt hiermit ihr Langfilmdebüt. Sie hat dafür eine Geschichte, die mit nur wenigen Locations auskommt und kaum Interaktion mit sich bringt – in körperlicher Hinsicht, über den Bildschirm aber schon. Die Idee für den Film dürfte wohl tatsächlich zu Corona-Zeiten entstanden sein. Der Film funktioniert ja mit relativ wenig Sozialkontakt. Das wiederum fordert Hauptdarstellerin Nora Islei heraus, die zuvor nur in der Serie „Westwall“ eine größere Rolle hatte. Sie ist praktisch immer im Bild, das Zentrum der Story, die Figur, an der der Zuschauer sich bindet – nicht unähnlich jenen Männern, die Lexi Feucht, wie sich Sarah im Internet nennt, kontaktieren.
Es gibt eine ganz sanfte Form von Romcom-Komponente, weil ein junger Mann in Sarah verliebt ist. Der Zuschauer merkt das schneller, als die Hauptfigur, die übliche Wendung mit einem Disruptor, nachdem er eindrucksvoll seine Entschuldigung zum Besten gibt, ist vorhanden. Aber das ist tatsächlich nur der kleinere Teil der Geschichte. Der größere, wichtigere ist der um eine junge Frau, die sich von festgefahrenen Moralvorstellungen nicht abhalten lässt und die – das ist noch wichtiger – erkennt, dass es bei ihrem neuen (Teilzeit?-)Job nicht um Sex geht. Es geht ums Reden, um eine Verbindung, um ein freundliches Interesse am Gegenüber, das über das bloße Geldverdienen hinausgeht. Das spielt Nora Islei mit entwaffnender Offenheit.
Die Rolle erfordert, sich dem Publikum zu öffnen. Der Film hat darum auch mehr Erotik, als das bei deutschen Komödien in der Regel der Fall ist. Wenn Sarah ihre Liebe zur Kunst mit einer ganz besonderen Form von Malerei und erotischem Tanz verbindet, dann verzückt sie nicht nur ihre Kunden.
Der Film hat Ecken und Kanten, in seiner ungeschliffenen Art ist er jedoch ausgesprochen sympathisch, auch wenn der Einsatz des immer gleichen Songs schon mal ein bisschen nervig sein kann. Aber: „BROKE. ALONE. A kinky love story“ ist frisches, freches deutsches Kino, das mit einer grandiosen Sequenz beginnt. Wenn Sarah den sie betrügenden Freund und seine Liebhaberin mit Paintballs beschießt und nackt und farbenfroh aus der Wohnung treibt.
Peter Osteried