7 Years of Lukas Graham

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Auch in Deutschland landete der Song „7 Years“ 2015 in den Top 10, der größte Erfolg der dänischen Band Lukas Graham. Ihren Werdegang von Kopenhagen nach Amerika und zurück begleitete René Sascha Johansen über Jahre und formte aus dem Material den Dokumentarfilm „7 Years of Lukas Graham“, in dem vor allem Sänger Lukas Forchhammer und sein Ego im Mittelpunkt stehen.

7 Years of Lukas Graham
Dänemark 2020
Regie: René Sascha Johansen
Dokumentarfilm

Länge: 78 Minuten
Verleih: Filmperlen
Kinostart: 18. August 2022

FILMKRITIK:

Früher mussten Bands entdeckt werden, konnte man nicht ohne einen Plattenvertrag erfolgreich werden, doch die Zeiten haben sich geändert. Technologische Entwicklungen erlauben es mit etwas Geschick und musikalischem Können, auch zu Hause Songs aufzunehmen. Dank Spotify oder Youtube können diese dann ihren Weg gehen, der im besten Fall um die Welt führt.

So wie im Fall der dänischen Band Lukas Graham, die sich Anfang der Zehner Jahre in Kopenhagen formierte und aus Sänger Lukas Forchhammer, Bassist Magnus Larsson und Schlagzeuger Mark Falgren besteht. 2012 erschien ein erstes Album, sinnigerweise bei der Plattenfirma Then we take the World, was dann erstaunlicherweise tatsächlich passierte.

Ungefähr ab diesem Zeitpunkt begann der Regisseur René Sascha Johansen die Band zu begleiten, drehte einige Videoclips mit den Musikern, wurde aber mit seiner Kamera zu einem dauernden Beobachter, der auch bei intimen Momenten dabei war. Eine klassische Fly on the Wall-Dokumentation ist so entstanden, das Dokument des wachsenden Erfolges. Denn mit dem Wechsel zur großen Plattenfirma Warner Records nahm die Professionalität zu, statt in kleinen, heimischen Aufnahmestudios wurden in großen, modernen Studios produziert mit dem Ergebnis des Welthits „7 Years.“ In über einem dutzend Ländern war der Song die Nummer 1 der Charts, das Video zum Song wurde inzwischen eine Milliarde Mal gespielt, sogar drei Nominierungen für den Grammy, den wichtigsten Musikpreis der Welt, erhielt die Band.

Aber was heißt Band? Zumindest in Johansens „7 Years of Lukas Graham“ wirkt es so, als bestünde die Gruppe ausschließlich aus Sänger Lukas Forchhammer. Mag sein, dass die anderen Mitglieder freiwillig aus dem Rampenlicht traten und ihrem Frontmann die Aufmerksamkeit überließen, vielleicht ist es aber auch dem ohne Frage ausgeprägten Ego Forchhammers geschuldet, dass sein Wesen, sein Leiden im Mittelpunkt stehen.

Nicht immer besonders sympathisch kommt der inzwischen über 30jährige Forchhammer rüber, gibt sich zwar stets den Anschein des netten Typen von Nebenan, der selbst kaum glauben kann, wie viel Erfolg er auf einmal hat, aber wenn es Hürden gibt wird er schnell ungehalten. Gerade bei den Grammys, als die Band wenig überraschend leer ausgeht und die Hauptpreise an Adele gehen, kann Forchhammer kaum an sich halten.

Dass solche Szenen dennoch Teil des Films geblieben sind macht eine seiner Stärken aus. Keine komplett glattgebügelte Realität zeigt René Sascha Johansen in „7 Years of Lukas Graham“, sondern eine zwar glamouröse, aber doch auch von Ambivalenzen geprägte Welt, in der die Musiker aus Kopenhagen immer ein wenig wie Fremdkörper wirken.

Einige Jahre liegt dieser große Erfolg nun zurück, im Herbst erscheint ein neues Album, zu dem passenderweise nun auch der Dokumentarfilm „7 Years of Lukas Graham“ in die deutschen Kinos kommt, der den Fans der Band das Warten auf neue Musik ihrer Favoriten verkürzen wird.

 

Michael Meyns