A Haunting in Venice

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Zum dritten Mal ermittelt Kenneth Branagh als Hercule Poirot, diesmal in einer Agatha-Christie-Geschichte, die noch nicht unzählige Male zuvor verfilmt wurde. Wohl auch, weil das Ganze mit den Mechanismen des Spukfilms spielt, aber eben doch eine Detektivgeschichte sein soll. Hercule soll in Venedig ein Medium als Scharlatan überführen, aber könnte es in dem Haus, in dem zahlreiche Kinder gestorben sind, wirklich spuken?

Webseite: https://www.disney.de/

USA 2023
Regie: Kenneth Branagh
Buch: Michael Green
Darsteller: Kenneth Branagh, Michelle Yeoh, Kelly Reilly

Länge: 107 Minuten
Verleih: 20th Century
Kinostart: 14. September 2023

FILMKRITIK:

Hercule Poirot hat sich in den Ruhestand zurückgezogen, aber eine Autorin, die mit ihren Krimis um einen Detektiv, der Poirot sehr ähnlich ist, Erfolg hatte, bittet ihn, bei einer Seance teilzunehmen. Sie glaubt, das Medium könne wirklich mit den Toten kommunizieren. In dem Haus, in dem die Seance stattfindet, starb eine junge Frau. Ihre Mutter möchte wieder mit ihr reden, doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und das nicht nur wegen des Sturms, der über Venedig hinwegfegt. Sondern auch, weil Hercule Poirot die Existenz von etwas Übernatürlichen in Betracht ziehen muss.

Kenneth Branaghs dritte Poirot-Verfilmung ist durchaus ungewöhnlich. Die Locations in Venedig kommen nur anfangs zum Einsatz, mehrheitlich ist der Film ein Kammerspiel in einer Villa. Von Anfang an spielt der Film damit, dass dies eben nicht nur ein weiterer Krimi mit dem Meisterdetektiv sein, sondern im Grunde in Richtung eines Horror-Thrillers gehen könnte. Tatsächlich setzt Branagh einige Szenen so ein, als würde er wirklich einen Spukfilm inszenieren. Das Ambiente kommt dem sehr entgegen, aber auch die dunkle Beleuchtung ist hilfreich.

Ganz zu schweigen von kreativen Blickwinkeln der Kamera, wobei bisweilen auf eine Linse zurückgegriffen wird, die das Bild an den Rändern streckt – vielleicht der Versuch, schon durch diese Optik eine Art der Irritation beim Zuschauer auszulösen.

Aber es ist eine Agatha-Christie-Verfilmung. Die Autorin wäre nicht dafür bekannt, Horrorgeschichten geschrieben zu haben. Auch „A Haunting in Venice“, basierend auf dem Roman „Hallowe’en Party“, ist keiner. Es ist eben doch eine fast schon typische Poirot-Geschichte, die aber darunter leidet, dass der Film vorgaukeln will, etwas anderes zu sein. So ergeben sich logische Probleme – es fehlt beispielsweise die Erklärung, wie das Medium sich mitsamt dem Stuhl wie irre drehen konnte. Das ist nur eine Sache, die unangenehm aufstößt. Letztlich ist die andere, dass der Film unentschlossen ist.

Auf der Habenseite hat er exzellente Darsteller. Jamie Dornan hat eine der elektrisierenden Szenen abbekommen. Wenn seine Figur darüber spricht, was sie mental gebrochen hat. Aber auch das übrige Ensemble ist gut. Leider geht mit der Unentschlossenheit des Skripts auch eine gewisse Behäbigkeit einher. Denn wirklich spannend ist „A Haunting in Venice“ nie.

 

Peter Osteried