Akropolis Bonjour – Monsieur Thierry macht Urlaub

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Eine wonnige und sonnige Gute-Laune-Komödie – das ist die erste Regiearbeit fürs Kino des französischen Drehbuchautors und Filmproduzenten François Uzan, der unter anderem die erfolgreiche Serie „Lupin“ entwickelte und dafür die Drehbücher schrieb. Seine Geschichte vom Familienvater, der seine Ehe retten will, indem er versucht, durch die Wiederholung einer Griechenlandreise die Uhr zurückzudrehen, ist eine sehr witzige, aber immer liebenswerte Komödie mit vielen Gags, zahllosen Missverständnissen und einem Hauch von Nostalgie und Melancholie.

On sourit pour la photo
Frankreich 2022
Drehbuch und Regie: François Uzan
Darsteller: Jacques Gamblin, Pascale Arbillot, Agnès Hurstel, Pablo Pauly, Ludovik
Kamera: Philippe Guilbert

Länge: 95 Minuten
Verleih: Happy Entertainment
Kinostart: 16. Februar 2022

FILMKRITIK:

„Wann machen wir diesen Urlaub noch einmal?“ Das steht auf der Rückseite eines Fotos, eines von Tausenden, die Thierry Hamelin (Jacques Gamblin) aufwändig digitalisiert und neu sortiert – seine wichtigste, weil einzige Beschäftigung, seit er im Ruhestand ist. Das Foto zeigt ihn mit seiner Frau Claire (Pascale Arbillot) und den beiden inzwischen erwachsenen Kindern Karine (Agnès Hurstel) und Antoine (Pablo Pauly) in Griechenland, 1998. Damals war’s, damals, als die Zukunft in rosigstem Licht lag und die Welt noch in Ordnung war. Damit ist jetzt endgültig Schluss, denn soeben hat Claire ihrem überraschten Gatten so ganz nebenbei mitgeteilt, dass sie sich scheiden lassen will. Sie meint es ernst, aber Thierry ist wie vom Donner gerührt. Einfach so? Aus heiterem Himmel? Er will Claires Entscheidung nicht akzeptieren, doch was könnte er tun, um seine Frau zu halten bzw. zurückzugewinnen? Mit List und Tücke, inspiriert von dem Foto aus glücklichen Zeiten, entwickelt er die Idee, ihr den eigenen Wunsch mehr als 20 Jahre später zu erfüllen. Ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann, denn schließlich hatte sie ja selbst die Idee. Also heißt es: Auf nach Griechenland! Tatsächlich gelingt Thierrys Plan, auch wenn es eines Höchstmaßes an Überzeugungsarbeit bedarf, um auch die Kinder zum Mitkommen zu motivieren. Die beiden gehen schon längst eigene Wege: Karine ist eine ebenso erfolgreiche wie ehrgeizige Rechtsanwältin, die rund um die Uhr schuftet. Antoine ist ein ebenso erfolgloser wie arbeitsscheuer Startup-Unternehmer, der lieber Party macht, als sich ums Geschäft zu kümmern. Thierry plant den Urlaub, von dessen eigentlichem Zweck die Kinder nichts erfahren sollen, minutiös bis ins letzte Detail. Alles soll so sein wie damals. Als sie an ihrem Ziel angekommen sind, einer eher verträumten Hafenstadt weitab der ausgetretenen Touristenpfade, wird allen, bis auf Thierry, schnell klar, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. Mal ganz abgesehen davon, dass sie alle 20 Jahre älter sind. Das Hotel ist noch in Betrieb, allerdings fehlt jeder moderne Komfort einschließlich W-Lan – eine Katastrophe für Karine und Antoine. Trotz aller Widrigkeiten kommt so etwas Ähnliches wie Urlaubsstimmung bei den Hamelins auf. Doch bald häufen sich die kleinen und großen Krisen und Katastrophen, und es sieht so aus, als würde Thierrys schöner Plan von der Rückeroberung seiner Frau droht im Chaos unterzugehen.

In seiner ersten Kinokomödie legt François Uzan gleich richtig los. Auf der Grundlage einer gescheiterten Langzeit-Ehe und einer Familie, die sich auseinandergelebt hat, entwickelt er eine verzwickte Story mit zahllosen Verwicklungen, die immer liebenswert bleibt. Thierry ist ein altmodischer Familienvater und eine echte Nervensäge, der seine Tochter in einer Gerichtsverhandlung stört, nur weil er ein Foto nicht zuordnen kann. Jacques Gamblin spielt mit feinem Humor und leiser Melancholie dieses Musterbeispiel eines unterbeschäftigten Rentners, der in der Vergangenheit lebt und nicht merkt, dass die Zeit ihn überholt hat. Gamblin ist dabei sehr komisch und immer ein bisschen zurückhaltend, was ihn noch sympathischer macht. Thierrys Frau Claire (Pascale Arbillot) hat sich im Gegensatz zu ihrem Mann noch nicht aufs Altenteil zurückgezogen. Im Gegenteil: Sie hat noch viel vor in ihrem Leben. Pascale Arbillot schafft es mit Eleganz und Charme, an Jacques Gamblins Seite zu bestehen und ihre Rolle mit Leben zu füllen. Pablo Pauly als Antoine ist ganz wunderbar als Tunichtgut und Schürzenjäger, wird aber noch übertroffen von Agnès Hurstel als ehrgeizige Juristin Karine, die den Urlaub vom Job und von ihrem Lover Christophe nutzt, um mal so richtig auf den Putz zu hauen. Hurstels Ausstrahlung und ihr komisches Talent, aber auch ihr präzises Timing erinnern an Lily Tomlin. Ludovik, ein bekannter französischer Comedian, spielt Karines Freund Christophe ganz großartig als besserwisserischen Langeweiler, der Thierry mit seinen schleimigen Versuchen, in die Familie aufgenommen zu werden, immer mehr erbost. François Uzan gelingt es mit großer Souveränität, alle Fäden zusammenzuhalten und die handelnden Personen von einer komischen Katastrophe in die nächste taumeln zu lassen – mehr soll über die turbulente Handlung nicht verraten werden. Es darf gelacht werden!

 

Gaby Sikorski