Amelia

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Noch heute ranken sich Gerüchte um das Schicksal der amerikanischen Flugpionierin Amelia Earhart. Die Luftfahrtlegende wollte als erste Frau die Welt umfliegen. Dabei verschwand die mutige Pilotin 1937 spurlos über dem Südpazifik und blieb verschollen. Die indische Regisseurin Mira Nair versucht mit ihrem Biopic „Amelia“, das abenteuerliche Leben dieser charismatischen, unkonventionellen Ikone der Gleichberechtigung auf die Leinwand zu bannen. Mit der zweifachen Oscarpreisträgerin Hilary Swank als Hauptdarstellerin setzt sie der leidenschaftlichen Visionärin ein sehenswertes Denkmal.

Webseite: www.foxsearchlight.com

USA 2009
Regie: Mira Nair
Darsteller: Hilary Swank, Rechard Gere, Virginia Madsen, Ewan McGregor, Christopher Eccleston, Mia Wasikowska, Joe Anderseon, Aaron Abrams Marina Stone, Ryann Shanne
Länge: 120 Minuten
Verleih: 20th Century Fox
Kinostart: 17. Juni 2010
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Sie verkörperte das weibliche Pendant zu Charles Lindbergh: Amelia Earhart. 1932 flog die begeisterte Pilotin als erste Frau alleine über den Atlantik. Ihre charismatische Persönlichkeit machte „Lady Lindy“ überall zum Mittelpunkt. Die Visionärin besaß Stil, Charme und eine unglaublich gewinnende Ausstrahlung. Und nicht zuletzt genoss sie ihr Leben in vollen Zügen. Kein Wunder, dass für die preisgekrönte Regisseurin Mira Nair ( „Monsoon Wedding“) die unglaubliche Geschichte dieser verwegenen Lichtgestalt zwischen Romantik, Abenteuer und Tragödie als Filmstoff einfach unwiderstehlich war.

Biografien zählen freilich zu den persönlichsten Projekten Hollywoods, Meisterstücke, die nicht selten in der Kapitulation vor dem unergründlichen anderen Ich enden. In keinem anderen Genre ist die Dialektik von Nähe und Distanz, Innen und Außen anspruchsvoller. Häufig leiden Biopics zudem an ihrem zu episodischen Charakter. Nairs „Amelia“ dagegen fließt angenehm behutsam durch die Jahrzehnte. Ein Grund dafür: Die bewusst eingesetzte groß angelegte Rückblende von ihrem letzten mysterösen Flug. Sie gibt der Erzählstruktur stets aufs Neue entscheidende Impulse, um die Periode in Earharts Leben, vom kometenhaften Aufstieg in einer von Männern dominierten Welt im Jahr 1928 bis zu ihrem schockierendem Verschwinden komprimiert festzuhalten.

Wenn dadurch vielleicht mögliche Erwartungen an ein total abgerundetes Gesamtporträt der legendären Flugpionierin enttäuscht werden – die vielschichtige Lebenscollage macht dies durch die Leinwandpräsenz von Hilary Swank („Million Dollar Baby“) und Richard Gere, der 1980 mit „American Gigolo – Ein Mann für gewisse Stunden“ über Nacht zum Sexsymbol der 80er Jahre avancierte, mehr als wett. Schließlich beherrscht Golden Globe Gewinner Gere angefangen vom sensiblen Außenseiter, nervösen Einzelgänger, attraktiven Liebhaber bis zum Soldat, Psychiater, Anwalt und betrogenen Ehemann längst ein breites Rollenspektrum.

Vor allem die 35jährige Hilary Swank , die mit der Schauspielerei schon mit neun Jahren begann, verleiht ihrer Figur eine Tiefe und Kraft zwischen Romantik und Abenteuer, die sie besonders für ein weibliches Publikum attraktiv macht. Die ultimative Herausforderung die fremde Persönlichkeit in ihrer Unvergleichlichkeit zu zeigen meistert die Draufgängerin mit Bravour. Dabei war sich Swank durchaus des Risikos bewusst, das in der Rolle steckt. „Eine Figur wie Amelia lässt dir nicht zuviel Freiheiten“, gesteht sie „man kennt so viele Bilder von ihr, dass bereits ein fest gefügter Eindruck besteht.“

Ihr eigenes Aussehen, die herben Gesichtszüge mit den breiten Backenknochen und den dichten dunklen Augenbrauen, der Kurzhaarschnitt, die bei aller Weiblichkeit zurückhaltende burschikose Art sind dabei Pluspunkte um dem Wesen der amerikanischen Ikone gerecht zu werden. Einleuchtend die innere Triebfeder für Amelia Earhearts Freiheitsdrang darzustellen und zu zeigen welche Anziehungskraft der Himmel über den Wolken auf die allamerikanische Heldin ausübte war dabei sicher der schwierigste Part.

Momente von großer Dichte entstehen aber auch durch die zentrale Dreiecks-Liebesgeschichte des Films. Denn die durch und durch moderne Frau stand unkonventionell zwischen zwei Männern: Ihrem großzügigen Ehemann, dem Herausgeber und PR-Pionier George P. Putnam (Richard Gere) und ihrem langjährigem Freund und Geliebten, dem Piloten Gene Vidal (Ewan McGregor). Beide unterstützten ihre Karriere. Ihre geheime Affäre mit dem Unternehmer Gene Vidal, dem Vater von Gore, war bislang wenig dokumentiert. Der vielseitige schottische Schauspieler Ewan McGregor verströmt als ihr Lover streckenweise den eleganten Charme eines Cary Grant.

Trotzdem ist der Film in jenen Sequenzen am stärksten, in denen es ihm gelingt den Nervenkitzel der einsamen, waghalsigen Solofliegerei einzufangen. Schließlich war es Amelia Earhearts sehnsüchtige Liebe zum Fliegen, die schlussendlich alle irdischen Lieben übertraf. Last but not least ist das inspirierende Biopic auch eine großartige Zeitreise, die zeigt, dass die ersten Langstreckenflüge kühne Unternehmungen waren, deren Risiko man heute kaum noch ermessen kann.

Luitgard Koch

Amelia Earhart mag außer bei Fachleuten in Europa nicht so sehr bekannt sein, in den USA war sie in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor allem für die Frauen ein Idol. Sie war mit Leib und Seele Pilotin, und sie verwirklichte für das weibliche Geschlecht einen Freiheitstraum.

An Ehrgeiz fehlte es Amelia keineswegs. Als erste Frau überflog sie den Atlantik, in jener Zeit eine außergewöhnliche und riskante, ja lebensgefährliche Leistung. Zustande brachte sie das gemeinsam mit dem Verleger George Putnam, mit dem sie sich auseinandersetzte, den sie liebte und schließlich heiratete. Eine leidenschaftliche wenn auch kurze Affäre mit dem Flieger Gene Vidal konnte die Liebe zu Putnam nicht zerstören.

Schließlich wollte Amela Earhart 1937 ihr größtes, vielleicht sogar letztes Projekt verwirklichen: die Umrundung der Erde über dem Äquator. Alles begann gut vorbereitet, gesponsert und verheißungsvoll. Dann irgendwo über dem Südpazifik kein Funkkontakt, kein Lebenszeichen mehr. Absturz? Das Wrack des Flugzeugs wurde nie gefunden.

Es kamen Gerüchte auf, Amelia – sie flog zusammen mit dem Navigator Fred Moonan – habe sich lediglich dem um sie entstandenen Trubel entziehen wollen und sei auf irgendeiner kleinen Südseeinsel gelandet, um abgeschottet zu sein. Ein Beweis dafür konnte nie erbracht werden.

Die bekannte indische Regisseurin Mira Nair ist es, die die Lebens-, Liebes-, Abenteuer-, Traumziel- und Unglücksgeschichte der amerikanischen Fliegerin, eines nachahmenswerten Vorbildes für viele Frauen, chronologisch, zeitnah, spannend mit den berühmten Stars Hilary Swank (Amelia) und Richard Gere (Putnam) verfilmt hat.

Interessierten sicherlich willkommen.

Thomas Engel