Amsterdam

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Sieben Jahre sind seit David O. Russells letztem Kinofilm vergangen. Angesichts seiner bisherigen Erfolge war man gespannt, was er mit seinem neuesten Werk „Amsterdam“ machen würde, der von einem im Jahr 1933 geplanten Coup d’etat inspiriert ist, mit dem eine Verschwörung verschiedener Geschäftsleute den Präsidenten Roosevelt absetzen und durch eine Führerfigur wie in Italien oder Deutschland ersetzen wollte. Der Film ist edel besetzt, aber ultimativ enttäuschend – und war in seiner Heimat ein extremer Flop.

Webseite: https://www.disney.de/

USA 2022
Regie: David O. Russell
Buch: David O. Russell
Darsteller: Christian Bale, Margot Robbie, John David Washington

Länge: 134 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 3. November 2022

FILMKRITIK:

1933: Burt (Christian Bale) hat auf Drängen seines Freundes Harold (John David Washington) eine Autopsie an ihrem kürzlich verstorbenem Regimentsführer aus der Zeit des Ersten Weltkriegs durchgeführt. Er wurde vergiftet. Als sie das seiner Tochter mitteilen, wird auch diese ermordet, und die beiden von der Polizei verdächtigt. Mit Hilfe ihrer alten Freundin Valerie (Margot Robbie) müssen sie nun ihre Unschuld beweisen, doch dafür müssen sie ein Komplott aufdecken, das bis in die höchsten Kreise reicht.

Die Geschichte des geplanten Staatsstreichs von 1933, der, wenn er geglückt wäre, die Welthistorie gänzlich anders hätte verlaufen lassen, ist ein spannendes Stück Historie, das David O. Russell nur als Aufhänger nutzt. Im Grunde will er eine Krimigeschichte erzählen, mehr noch scheint er aber an den surrealen Momenten des Lebens interessiert. Das untermalt er mit einem Schwall schneller, aber selten substanzieller Dialoge. Hin und wieder gelingt ihm ein humoristisches Bonmot. Ein paar Szenen sind wirklich sehr vergnüglich.

Andere Momente leben von ihrem Drama. Aber in der Gesamtheit bleibt „Amsterdam“ weit unter den Möglichkeiten, und das noch mehr, wenn man das extrem namhafte Ensemble betrachtet. Russell hat in diesem Film nicht nur Bale, Robbie und Washington, sondern auch noch Michael Shannon, Taylor Swift, Anya Taylor-Joy, Chris Rock, Matthias Schoenaerts, Mike Myers, Timothy Olyphant, Zoe Saldana, Rami Malek und Robert De Niro zu bieten. Und dennoch bleibt sein Film Stückwerk, weil er keinem dieser großen Mimen Material gibt, das wirklich groß wäre.

Hin und wieder schimmert durch, was bei dieser Geschichte möglich gewesen wäre. Vor allem Christian Bale hat die dankbarsten Momente dieses Films abbekommen. Aber letztlich ist das alles zu wenig. „Amsterdam“ ist überlang und überkompliziert. Eine eigentlich geradlinige Krimigeschichte wird unnötig aufgebläht – mit Füllstoff, den ein weniger selbstverliebter Autor wieder herausgeschmissen hätte.

80 Millionen Dollar standen Russell zur Verfügung. Entsprechend sieht sein Film wirklich schön aus. Die Zeit der 1930er Jahre wird schön aufbereitet. Seine Stars werden wohl auch gut entlohnt worden sein. Das Studio hoffte auf einen Kritiker- und Publikumserfolg wie bei „American Hustle“, aber „Amsterdam“ ging an der US-Kinokasse unter wie ein Stein. Bei uns wird es ihm wohl nicht besser ergehen …

 

Peter Osteried