Anderswo. Allein in Afrika

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15.000 Kilometer, 414 Tage, 15 Länder. Das sind die trockenen Fakten der langen Reise, die der Hamburger Anselm Nathanael Pahnke unternommen hat. Völlig auf sich allein gestellt ist er einmal quer durch Afrika gefahren – ausschließlich mit seinem Fahrrad. Entstanden ist eine intime, ebenso heitere wie mitreißende Reise-Dokumentation, die dem Kinobesucher aus einem sehr persönlichen Blickwinkel heraus die Vielfalt des afrikanischen Kontinents näherbringt.

Webseite: www.anderswoinafrika.de

Deutschland 2018
Regie & Drehbuch: Anselm Nathanael Pahnke
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 13. Dezember 2018
Verleih: Avalia Studios, Vertrieb: Barnsteiner Film

PRESSESTIMMEN:

Ein Interview mit Anselm Pahnke ist auf SPIEGELonline zu lesen

FILMKRITIK:

Anselm Nathanael Pahnke wollte mit zwei Freunden Südafrika auf dem Fahrrad erkunden, als diese ihm eröffneten, dass sie die Tour abbrechen müssen. Anselm stand vor der Entscheidung: Aufgeben oder allein weiterreisen? Er entschied sich, weiterzufahren. Und wie: Anselms Reise sollte über ein Jahr dauern, dabei durchfuhr er den afrikanischen Kontinent von Süd nach Nord. Über 400 Tage blieb Anselm währenddessen schonungslos seinen Prinzipien treu: Er nutzte weder Bus noch Bahn und verzichtete darauf, Trinkwasser zu kaufen. Seine Erlebnisse hielt er mit der Kamera fest. Aus den Aufnahmen ist die Reise-Doku „Anderswo. Allein in Afrika“ entstanden.

Schon immer saß der studierte Geophysiker gerne auf dem Rad. Allein in den vergangenen Jahren legte Anselm über 55 000 Kilometer mit seinem Drahtesel zurück, bevorzugt in der Natur. Dank zahlreicher Unterstützer und einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne gelang es dem Hamburger, aus seinen Afrika-Aufnahmen einen Film zu machen und diesen in die Kinos zu bringen.

„Anderswo. Allein in Afrika“ zeigt einen jungen Mann, der sich auf das Abenteuer seines Lebens einließ ohne zu wissen, wohin ihn der Weg führt. Ein Drehbuch gab es nicht und Anselm begann den Tag niemals am gleichen Ort, an dem er endete. Dieses Undefinierte und jene fehlende Zielvorgabe machen einen großen Reiz des Films aus, da sie immer neue Überraschungen und Unerwartetes bereithalten. Nicht nur für den Protagonisten selbst sondern eben auch für den Zuschauer, der immer ganz nah an Anselm dran ist – und stellenweise sogar das Gefühl bekommt, direkt neben ihm zu fahren und die prächtigen Landschaften Afrikas zu durchqueren. 

Dass Anselm seine Kamera (gerade auch beim Fahren) so oft mitlaufen ließ, sie auf Eselkarren, Bäume oder die umliegenden Gegenstände stellte, sorgt für eine immense Unmittelbarkeit und Authentizität. Denn so erhält der Betrachter einen gänzlich unverstellten Einblick in Ablauf und Ereignisse der Reise – mit allen Gefahren, Strapazen und tragischen Momenten.  Etwa wenn Anselm die enorme Hitze in Malawi zu schaffen macht, eine Speiche seines Fahrrads reißt oder er aufgrund schwerer Infektionskrankheiten (Malaria, Typhus) immer wieder kurz davor steht, die Tour abzubrechen.

 „Anderswo. Allein in Afrika“ steht ebenso für zutiefst emotionale und menschliche Momente, zum Beispiel beim Aufeinandertreffen von Anselm mit seinem Vater. Dieser besuchte seinen Sohn in Namibia und erkundete mit ihm die Tierwelt des Landes. Andere Szenen zeigen Einheimische dabei, wie sie den Reifen von Anselms Fahrrad wechseln oder ihm Wasser bringen. Dies ist eine zentrale Botschaft der Doku. Sie zeigt, wie hilfsbereit und selbstlos die Menschen vor Ort sind. Anselm begegnet auf seiner ganzen Reise Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Offenheit, und das, obwohl einige der Länder zu den ärmsten der Welt zählen.

Doch „Anderswo. Allein in Afrika“ bringt einem nicht nur die verschiedenen Ethnien, Kulturen und Bewohner näher. Im Zentrum steht genauso die vielfältige Tier- und Naturwelt des Kontinents. Wie einmalig und wunderschön dieser ist, wird zum Beispiel in Tansania deutlich. Die Landstriche sind unberührt und erhaben, direkt vor Anselm durchstreifen Giraffen, Zebras und Gnus die Steppe. Ein Nilpferd (sie gelten in Afrika als die gefährlichste Tierart) läuft nur wenige Meter von ihm entfernt mit geöffnetem Maul durchs Gras. Weitere Höhepunkte sind die Szenen, die Anselm auf dem Malawisee (dem neuntgrößten See der Erde) und bei den Gräbern im „Tal der Könige“ in Ägypten zeigen.

Björn Schneider