Anna Karenina

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Mutig wagt der britische Regisseur Joe Wright („Abbitte“) eine herausragend durchkomponierte Inszenierung des literarischen Weltklassikers „Anna Karenina“ von Leo Tolstoi. Sein spektakuläres Theater-Set der zeitlosen Liebesgeschichte aus dem zaristischen Russland bietet unwiderstehliches Drama mit großem Gefühl. Genial lotet der 39jährige bei seinem opulenten Sittengemälde die Symbiose von Tanzchoreographie und Kino aus. Keira Knightly, die mit dem Meister des modernen Kostümfilms bereits das Historiendrama „Stolz und Vorurteil“ drehte, glänzt neben Jude Law in der Rolle der tragischen Titelheldin ebenso perfekt wie in ihren exquisiten Roben.

Webseite: www.anna-karenina-film.de

Großbritannien / Frankreich 2012
Regie: Joe Wright
Darsteller: Keira Knightley, Jude Law, Aaron Taylor-Johnson, Kelly Macdonald, Matthew Macfadyen, Olivia Williams, Emily Watson
Drehbuch: Tom Stoppard
Länge: 130 Minuten
Verleih: Universal Picture International Germany
Kinostart: 6.12.2012

PRESSESTIMMEN:

Das Drama betört und verzaubert mit farbenfroher Ausstattung, elegant ineinander fließenden Szenen, sogar feinem Humor.
STERN

Eine wirklich gelungene Verfilmung von Tolstois übergroßem moralischen Liebesroman hat bislang noch kein Regisseur zustande gebracht. Joe Wright versucht es erstaunlich erfolgreich mit seiner Lieblingsschauspielerin Keira Knightley in der Hauptrolle und der einigermaßen kühnen Idee, das Ganze wie ein riesiges, die Sinne berauschendes Theaterstück zu inszenieren. Respekt.
KulturSPIEGEL

Eine neue Verfilmung von Tolstois Ehebruch-Klassiker, die wirklich neu isti? Ja! Regisseur Joe Wright (...) hat sich für seine 'Anna Karenina' wirklich etwas einfallen lassen.
BRIGITTE

Eine ebenso elegante wie ungewöhnliche Adaption von Tolstois Klassiker.
Blickpunkt:Film

FILMKRITIK:

Anna Karenina ist mit Sicherheit eine der bekanntesten Liebesgeschichte der Literaturgeschichte. Trotz zahlreicher Adaptionen war das Bild der tragischen Heldin aus Tolstois Romanklassiker jahrzehntelang unlösbar mit Greta Garbo verbunden. Die „Göttliche“ prägte die Figur nachhaltig. Ihre Aura wirkte bis heute nach. Doch nun trägt die Gallionsfigur der russischen Literatur endgültig ein neues Gesicht: Keira Knightly. Als Frau zwischen Verstand und Gefühl besitzt die kapriziöse, selbstkritische Londonerin mit den gemeißelten Wangenknochen eine impulsive Grazie, die an Audrey Hepburn erinnert. Längst ist die 27jährige zu einer ernsthaften Schauspielerin gereift, die das pubertär-trotzige Chargieren erfolgreich abgelegt hat.

Moskau, Mitte des 19. Jahrhundert. Das Zarenreich neigt sich dem Ende zu. Eine Welt des dekadent schönen Scheins auf ihrem Höhepunkt, kurz bevor sie die Russische Revolution endgültig begräbt. Die bezaubernde und lebenslustige Anna Karenina (Keira Knightley) scheint alles zu besitzen, was glücklich macht. Sie ist die Frau des angesehenen Regierungsbeamten Aleksei Karenin (Jude Law), liebt ihren Sohn Serhoza (Oskar McNamara) und wird von der aristokratischen Gesellschaft geschätzt. Doch als sie dem jungen, gutaussehenden Offizier Wronskij (Aaron Taylor-Johnson) begegnet, gerät ihre Welt aus den Fugen. Sie verliebt sich hoffnungslos.

Und auch der charmante Graf fühlt sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen. Doch diese unstandesgemäße Liebe ist zum Scheitern verurteilt. Denn Anna befindet sich im Machtbereich eines Ehemannes, der Alter und Gehabe eines strengen Vaters aufweist. Falls sie ihn verlässt, muss sie ihren Sohn opfern. Zudem wird sie als Ehebrecherin von der Gesellschaft des russischen Spätadels geächtet. „Für uns gibt es keine Ruhe, es gibt nur Leid und höchstes Glück“, ahnt ihr junger Geliebter. Lange verheimlicht Anna Karenina die Affäre vor ihrem Mann – bis sie von Wronskij schwanger wird.

Es ist nicht zuletzt die intensive Präsenz und Brillanz der hochkarätigen Hauptdarsteller, die diese kühne Adaption zu einer wahrhaft gelungenen Variante des Stoffes werden lässt und einen spannungsgeladenen Sog erzeugt. Jude Law zeigt überragend, dass er nicht nur als charmanter Liebhaber, sondern auch als gebrochener Ehemann absolut überzeugen kann. Die Reduktion einer Inszenierung in Bühnenkulissen entfaltet eine eigenwillige Faszination. Sie macht die Essenz des Klassikers sinnlich spürbar. Gleichzeitig findet Regisseur Joe Wright starke Bilder, um die Atmosphäre bei einer Länge von über zwei Stunden zu verdichten und den opulenten Abgesang auf eine untergehende Gesellschaft zu symbolisieren.

Geschickt versucht der 39jährige Brite den Fokus vom Leiden der beiden unglücklichen Liebenden auf die heuchlerische Gesellschaft zu erweitern, um unter der Oberfläche von Tolstois leidenschaftlicher Geschichte die soziale Kritik der Vorlage anzudeuten. Trotz der mutigen Stilisierung lotet sein ergreifendes Drama die psychologischen Tiefen und gesellschaftlichen Konsequenzen dieser Tragödie meisterhaft aus und bewahrt sich berührende Anschaulichkeit. Ein wahres Bravourstück ist auch das Drehbuch von Tom Stoppard („Shakespeare in Love“). Ihm ist es gelungen, Tolstois elegante, weit ausgreifende Prosa intelligent zu straffen.

Luitgard Koch

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