Arielle, die Meerjungfrau

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Man mag darüber diskutieren können, ob es nötig ist, die Disney-Zeichentrickklassiker als Realfilme neu aufzubereiten, für sich genommen ist „Arielle, die Meerjungfrau“ aber ein wirklich schöner, märchenhafter Film. Er erzählt die Geschichte der Meerjungfrau, die sich für die Welt der Menschen interessiert, was ihrem Vater ein Dorn im Auge ist. Dann verliebt sie sich in einem Menschen und erhält die Chance, ihn an Land zu treffen.

Webseite: https://www.disney.de/filme/arielle-die-meerjungfrau

The Little Mermaid
USA 2023
Regie: Rob Marshall
Buch: David Magee
Darsteller: Halle Bailey, Jonah Hauer-King, Melissa McCarthy

Länge: 135 Minuten
Verleih: Walt Disney
Kinostart: 25. Mai 2023

FILMKRITIK:

Arielle ist von der Welt der Menschen fasziniert, ihr Vater verbietet jedoch jeden Kontakt mit den Landbewohnern, da einer von ihnen einst Arielles Mutter getötet hat. Aber Arielle rettet den Prinzen Eric vor dem Ertrinken und verliebt sich in ihn. Die Seehexe Ursula sieht hier ihre Chance gekommen. Sie bietet Arielle einen Handel an: Drei Tage wird sie als Mensch leben können, aber ohne ihre Stimme. In der Zeit müssen Eric und sie sich einen Kuss wahrer Liebe geben. Dann bleibt sie ein Mensch, ansonsten wird sie wieder zur Meerjungfrau.

„Arielle, die Meerjungfrau“ ist ein traumhaft schöner Film. Die Unterwasserwelten, die hier entworfen werden, beeindrucken mit ihrer Farbpracht und Vielfalt. Besonders überbordend ist dabei die „Unter dem Meer“-Sequenz, die wie ein Unterwasserballett anmutet und mit einem Farbenrausch daherkommt, an dem man sich gar nicht sattsehen kann. Die technische Umsetzung ist imposant. Sie überzeugt in jedem Moment und erschafft eine Welt, die man so noch nicht gesehen hat – auch nicht in den Unterwasser-Filmen von Marvel und DC. Disney hat hier klar die Nase vorne.

Die Songs sind aus dem alten Film bekannt, einer kommt nicht mehr zum Einsatz, andere sind ganz neu – hier war Lin-Manuel Miranda verantwortlich und hat derart gute Arbeit abgeliefert, dass sie sich nahtlos in das musikalische Werk von Alan Menken und Howard Ashman einfügt. Besonders erwähnenswert ist Halle Bailey, deren Gesangsstimme eine beachtliche Bandbreite hat. Wenn Arielle singt, dann ist der Film noch emotionaler, als er es zuvor war.

Das einzige echte Manko, wenn man es so nennen will, ist die epische Laufzeit. Diesmal wird die Geschichte auf 135 Minuten erzählt, beim Zeichentrickfilm reichten im Jahr 1989 noch 83 Minuten. Die zusätzliche Zeit wird genutzt, um die Unterwasserwelt, aber auch die Figuren stärker herauszuarbeiten, im Mittelteil stellt sich jedoch ein wenig Leerlauf ab. Hier wäre ein bisschen weniger sehr viel mehr gewesen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn Langeweile kommt nicht auf. Dafür ist der Film viel zu schön und viel zu gefällig. Womit er auch den besten Grund liefert, wieso Disney seine Klassiker in neuem Gewand aufleben lässt.

Natürlich um Geld zu machen, aber auch, um diese zeitlosen Geschichten einem Publikum nahezubringen, das mit einem alten Zeichentrickfilm nicht mehr erreicht werden kann. Rob Marshalls Version des Klassikers ist großes, gefühlvolles, schönes, märchenhaftes Kino, das den Geist der Vorlage einfängt, ihm treu bleibt, und doch eine Eigenständigkeit besitzt, die mehr als nur Existenzberechtigung ist. Die neue „Arielle, die Meerjungfrau“ ist ein in sich runderer, reiferer Film, der Jung und Alt unterhält und widerspiegelt, dass die Welt sich seit den späten 1980er Jahren verändert hat.

Peter Osteried