Arkie und die Stadt des Lichts

Zum Vergrößern klicken

Tim Burton lässt grüßen! Der australische Animationsstreifen „Arkie und die Stadt des Lichts“, der auf Nathan Jurevicius‘ Graphic Novel „Scarygirl“ und dem gleichnamigen Videospiel basiert, weckt mit seinen poppig bunten Bildern und seiner skurrilen Handlungswelt Erinnerungen an die Arbeiten des US-amerikanischen Kinoexzentrikers. Für die Augen wird hier einiges geboten. Inhaltlich wirkt das Ganze, vor allem im letzten Drittel, aber etwas wild zusammengewürfelt und beliebig.

Webseite: https://www.24-bilder.de/filmdetail.php?id=959

Regie: Ricard Cussó, Tania Vincent
Drehbuch: Craig Behenna, Matt Everitt, Les Turner, Polly Watkins, Cristin O‘Carroll
Deutsche Sprecher: Leyla Trebbien, Heiko Obermöller, Sarah Liu-van de Weg, Daniel Werner, Markus Haase u.a.

Länge: 91 Minuten
FSK: ab 6 Jahren
Verleih/Vertrieb: Splendid Film GmbH/24 Bilder
Kinostart: 08.02.2024

FILMKRITIK:

Zwei komplett konträre Pole bestimmen das Setting von „Arkie und die Stadt des Lichts“. Auf der einen Seite: die titelgebende, kuppelförmige Metropole, hell erleuchtet, mit neuester Technik ausgestattet, in deren schier unendliche Tiefen wir bereits in den Anfangsminuten abtauchen. Auf der anderen Seite: Eine am Meer gelegene Halbinsel mit farbenfroher Flora und Fauna, unberührt von den Verlockungen der Moderne. Eben hier leben die junge Arkie und ihr Vater Blister, ein Riesenoktopus, der abgestorbene Pflanzen mit seinen magischen Tentakeln wieder erblühen lassen kann. Maschinen sind ihm ein Graus. Allein durch seine Kräfte möchte er seine idyllische Welt im Gleichgewicht halten.

Da ein mysteriöser Strahl aus der Stadt des Lichts der Sonne jedoch mehr und mehr Energie raubt, gelangt Blister langsam, aber sicher an seine Grenzen. Arkie, die noch nicht über die Fähigkeiten ihres Vaters verfügt, sammelt Müll und versucht sich am Bau von Apparaturen, um das Problem in den Griff zu kriegen. Bislang bleibt der Erfolg allerdings aus. Als der skrupellose Wissenschaftler Dr. Maybee seine Handlanger auf einen Riesenoktopus mit besonderer Gabe ansetzt, steht Arkie plötzlich vor ihrer größten Herausforderung. Blister gerät in die Fänge der Häscher. Und sie selbst stolpert über das abgestürzte Flugobjekt der beiden Abenteurer Bunniguru und Egg. Gemeinsam mit dem Hasen und dem stummen Ei, die eigentlich in Maybees Diensten stehen, macht sich die Teenagerin schließlich auf den Weg in die Metropole, wohin ihr Vater verschleppt wurde.

Auch wenn der Film optisch – erwartungsgemäß – nicht mit den so detailverliebten, bestechend umgesetzten Werken der führenden Animationsschmieden mithalten kann, ist in der Gestaltung einiges an kreativer Lust zu spüren. Das Team um das Regieduo Ricard Cussó und Tania Vincent erschafft eine in unterschiedlichsten Farben erstrahlende Welt mit schrägen Elementen und lustig bizarren Kreaturen. Lichtexplosionen ergießen sich wiederholt über die Bilder. Und mehr als einmal sollen wilde Actionszenen den Puls nach oben treiben.

Heldin Arkie wird mit ihren Zweifeln und Sorgen zwar recht plakativ eingeführt, ist allerdings grundsympathisch und bindet das Interesse. Umso bedauerlicher, dass sich ihre Reise – sowohl die äußere als auch die innere – nicht gerade besonders aufregend entfaltet. Eher mechanisch springt die Handlung von Station zu Station, macht spannende Themen wie den Schutz der Umwelt oder den heute grassierenden Optimierungswahn auf, ohne sich ihnen jedoch mit der nötigen Sorgfalt zu widmen. Ab und an kommt ein kleiner Gag um die Ecke. Gegen Ende hält das Drehbuch zwei Überraschungen bereit. Übermäßig groß ist die Wirkung aber nicht, da der Film zunehmend vollgestopft und überhastet daherkommt. Dass Arkie ihre Unsicherheit überwindet, fühlt sich nicht zuletzt etwas behauptet an.

Hat man zunächst die Hoffnung, der populistisch agierende, die Metropolbevölkerung einlullende Dr. Maybee könne sich als erfrischend ambivalenter Gegenspieler entpuppen, muss man irgendwann der Wahrheit ins Auge blicken: Leider haben wir es hier einmal mehr mit einem dieser klischeehaft-obsessiven Leinwandwissenschaftler zu tun – tragische Hintergrundgeschichte hin oder her. Gut und Böse sind unter dem Strich klar voneinander getrennt. So, wie es im Animationskino oft der Fall ist. Nach rund 90 Minuten drängt sich vor allem eine Frage auf: Haben die Macher womöglich Erich Kästner gelesen? Mit seiner zum geflügelten Wort avancierten Wendung „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ (in der englischen Filmfassung: „Nothing to it, but to do it!“) spricht sich Arkie jedenfalls ständig Mut zu…

 

Christopher Diekhaus