Asterix & Obelix im Reich der Mitte

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Gut ein Jahrzehnt ist seit dem vierten Realfilm um die Gallier Asterix und Obelix vergangen. Der vierte Film lief nicht gar so gut, nun schien die Zeit aber reif. Guillaume Canet schrieb und inszenierte den mehr als 60 Millionen Euro teuren Film. Er spielt auch die Hauptrolle. Dabei wollte er zuerst Caesar spielen, aber da seine Frau Marion Cottilard Cleopatra ist, überlegte er es sich doch anders. Zum Zug kam dafür Vincent Cassel, der das Beste an „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ ist.

Webseite: https://www.leoninedistribution.com/filme/163990/asterix-obelix-im-reich-der-mitte.html

Asterix et Obelix: L’Empire du Milieu
Frankreich 2023
Regie: Guillaume Canet
Buch: Guillaume Canet
Darsteller: Guillaume Canet, Gilles Lellouche, Vincent Cassel, Marion Cotillard

Länge: 112 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 18. Mai 2023

FILMKRITIK:

Die Gallier erhalten Besuch von einer chinesischen Prinzessin. Sie bittet um ihre Hilfe, da ihre Mutter, die Königin, sich zahlreichen Feinden gegenübersieht. Asterix und Obelix sind natürlich sofort dabei. Umso mehr, da Asterix von der Prinzessin verzaubert ist. Sie ahnen aber nicht, dass Julius Caesar sich auch auf nach China gemacht hat. Es ist Zeit, das Weltreich zu erweitern ...

Die bisherigen Realfilme (und die meisten Zeichentrickfilme) adaptieren eines der Alben von Albert Uderzo und Rene Goscinny. Guillaume Canet wollte aber eine eigene Geschichte erzählen. Somit muss er sich aber auch den Vergleich mit den Werken der Asterix-Schöpfer gefallen lassen. Dabei kommt er nicht ganz gut weg. Die Idee, Asterix und Obelix nach China reisen zu lassen, ist durchaus reizvoll, erzählerisch ist der Film jedoch holprig. Es dauert fast eine Stunde, bis die beiden Gallier China erreichen. Das eigentlich Reizvolle an einem Reise-Abenteuer geht dabei mehrheitlich verloren - das kulturelle Aufeinandertreffen.

Es gibt Momente, die das ausspielen, aber letztlich sind es viel zu wenige, während der Film ansonsten zu häufig auf Konventionen und Running Gags setzt. Natürlich begegnen Asterix und Obelix auch wieder den Piraten und versenken ihr Schiff, aber hier hat man eher das Gefühl, das damit Zeit geschunden wird, als dass es eine liebevolle Variation des Altbekannten ist.

Am meisten irritiert jedoch, dass Guillaume Canet die Figur Asterix überhaupt nicht verstanden hat. In seiner Darstellung wird er zum Heuchler, der auf den Zaubertrank verzichten will, dann aber doch dazu greift, als er verprügelt wird. Die Idee der Zaubertrankabstinenz hätte schon etwas gehabt, aber Asterix ist gewieft. Er hätte einen Weg aus der Situation herausgefunden, ohne doch davon trinken zu müssen. Bei der großen Schlacht am Ende verpufft die Wirkung des Zaubertranks erneut. Und was macht Asterix? Liegt am Boden, auf den tödlichen Schlag des Römers wartend. Gerettet wird er nur, weil Obelix ihm aus der Patsche hilft. Aber das ist nicht Asterix, wie man ihn kennt.

Die besten Szenen des Films hat Vincent Cassel abbekommen. Zwar wird sein Biograf Biopix als Running Gag auch zusehends nerviger, aber dafür ist Cassel nicht nur optisch perfekt besetzt. Er versteht es auch, die Feinheiten von Caesar zu spielen. Amüsant, wie er dazu manipuliert wird, in China einzumarschieren, noch amüsanter, wie er sich aus der Affäre zieht: „Ich habe fertig“ aus Caesars Mund ist einfach herrlich.

Der Film hat zwar in Frankreich mehr als 40 Millionen Euro eingespielt, von der Gewinnzone ist er damit aber noch weit entfernt. Es ist also eher zweifelhaft, dass man Canet noch einmal als Asterix sehen muss. Bei seinem Partner Gilles Lellouche würde man sich das schon eher wünschen, denn er ist als Obelix perfekt besetzt und macht vergessen, dass es früher Gerard Depardieu war.

Kids mögen dem Film schon etwas abgewinnen können, erwachsene Fans der Gallier sollten sich aber auf eine Enttäuschung gefasst machen. Dieser Asterix ist leider auf tönernen Füßen unterwegs – da hilft es auch nichts, dass es im Nachspann, wie heutzutage fast üblich, auch noch was zu sehen gibt.

 

Peter Osteried