Auf dem Weg

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Nach einem schweren Unfall, der ihn körperlich nicht unversehrt zurückgelassen hat, beschließt ein Mann, ganz Frankreich zu durchwandern. Es ist seine Art, nach Heilung zu streben, und so begibt er sich auf eine Wanderschaft von mehr als 1.300 Kilometern. Der Film ist dabei ganz und gar auf seinen Star Jean Dujardin zugeschnitten, der in diesem Selbstfindungsstrip zurückhaltend und überzeugend spielt.

Webseite: https://www.x-verleih.de/filme/auf-dem-weg/

Sur les chemins noirs
Frankreich 2023
Regie: Denis Imbert
Buch: Diastème, Denis Imbert
Darsteller: Jean Dujardin, Joséphine Japy, Izïa Higelin

Länge: 95 Minuten
Verleih: X-Verleih
Kinostart: 30. November 2023

FILMKRITIK:

Pierre ist acht Meter abgestürzt. Acht Meter, die ihn 50 Jahre altern ließen. Davor erlaubte seine Physis, dass er die entlegensten Winkel der Welt besuchte, jetzt muss er mit seinem eigenen Körper kämpfen, aber er hat sich in den Kopf gesetzt, diese Strecke zu gehen und das Land so zu entdecken, wie es sich normalerweise seinen Einwohnern gegenüber verbirgt. Pierre macht sich auf den Weg und denkt darüber nach, was er sieht und wie er diese Reise empfindet.

Der auf einem Roman basierende Film wartet mit schönen Bildern auf. Dort, wo Jean Dujardins Figur unterwegs ist, ist sonst fast niemand. Zumeist ist er allein, bisweilen wird er ein Stück des Weges von Freunden oder Fremden begleitet, vor allem aber ist es eine Reise der Introspektion, in der er über sein Leben nachdenkt, darüber, was ihn an diesen Punkt brachte, und wie es von nun an weitergehen kann.

Der Film verleiht ein Gefühl dafür, wie es ist, wenn ein Lebensereignis aus der gewohnten Bahn reißt. Sicher muss man es nicht selbst erlebt haben, um Pierre zu verstehen. Dem Film gelingt es, ein Verständnis dafür zu schaffen, was er tut. Er hat dem Tod ins Auge geblickt und dennoch überlebt, wenn auch nicht, ohne dass das Ereignis Spuren auf seinem Körper und seiner Seele hinterlassen hätte. Aber es ist eben dieses Erlebnis, das alles in den Fokus rückt. Wenn man der eigenen Sterblichkeit begegnet und am eigenen Leib erfährt, dass es das gewesen sein könnte, setzt eine Entwicklung ein.

Aus einem solchen Erlebnis geht niemand unverändert hervor. Die Lektion, die daraus gelernt wird, mag für jeden unterschiedlich sein, gemein ist ihr aber, dass es ein Leben vor einem solchen Unfall und eines danach gibt. Beim Leben danach muss man selbst erst herausfinden, wie es aussieht.

Genau das macht Pierre, denn diese irrwitzige Wanderschaft ist Heilung und Labsal zugleich. Indem er sich bewegt und bewusst wahrnimmt, was er fast verloren hätte, findet er zu sich. Vielleicht sogar zu einer besseren Version seiner selbst. Am Ende ist er wiedergeboren.

 

Peter Osteried