Auf der sicheren Seite

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Thema dieser Dokumentation sind so genannte “Gated Communities“, eingezäunte, von Sicherheitsleuten überwachte Wohngegenden, in denen sich die, die es sich leisten können, von der Welt zurückziehen. Anlagen dieser Art in Südafrika, Indien und den USA zeigt der Film, hat zum Thema aber nicht wirklich etwas zu sagen. Ein interessantes Sujet, leider weitestgehend verschenkt.

Webseite: www.realfictionfilme.de

Deutschland 2009, Dokumentation
Regie: Corinna Wichmann, Lukas Schmid
Drehbuch: Corinna Wichmann, Ilka Schulz
Länge: 80 Min.
Verleih: Real Fiction
Kinostart: 29. April 2010
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

„Gated Communities“ sind kein neues Phänomen. Die ersten abgeschotteten Wohnanlagen entstanden in den USA schon Mitte des 19. Jahrhunderts, inzwischen gibt es über 20.000 dieser Siedlungen, in denen sich der uramerikanische Traum vom eigenen Haus in den Vorstädten mit einem zunehmenden Verlangen nach Sicherheit vereint. Soziologisch und kulturell interessant ist nun die neuere Entwicklung, dass diese amerikanische Erfindung sich, wie so viele andere Dinge aus Amerika, als Sinnbild des modernen Lebens rund um den Globus verbreitet. Und das vor allem auch in Ländern, in denen die durch das abgeschottete Wohnen zusätzlich deutlich werdenden Abgrenzungen von Wohlstand und Armut noch extremer zu Tage treten als in Amerika. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man in einer Gated Community in Las Vegas lebt oder in einer solchen Anlage im indischen Bangalore.

Dies sind zwei der drei Orte, an denen Corinna Wichmann und Lukas Schmid für ihren Film „Auf der sicheren Seite“ gedreht haben. Dazu kommt das südafrikanische Johannesburg, wo die Dainferm genannte Gated Community auch noch die Trennung zwischen schwarz und weiß zu betonen scheint. Während Weiße in prunkvollen Häusern leben und sich ihre Zeit auf dem Golfplatz vertreiben, werden sie von schwarzen Haushältern und Gärtnern versorgt, die nach Feierabend in ihre dem Verfall nahen Townships pendeln. Das wirkt nicht nur ein bisschen schlicht, das ist es auch. Abgesehen davon, dass die Realität des post-Apartheid-Südafrikas deutlich komplexer ist als dieser Ausschnitt des Films suggeriert, stellt sich die Frage, was die Autoren mit dieser plakativen Gegenüberstellung von Arm und Reich eigentlich ausdrücken wollen. Denn so geht es auch in Bangalore weiter. Die indische Metropole hat sich in den letzten Jahren einerseits zum internationalen Zentrum der Computerindustrie entwickelt. Andererseits hat sich an den desolaten Zuständen der Straßen nichts geändert, von der schlechten Wasservorsorgung ganz abgesehen. Doch auch hier leben jene, die es sich leisten können, in abgeschirmten Vierteln, mit an westliche Standards angepassten Lebensgewohnheiten, während das Millionenheer der Armen in Hütten haust.

In Gesprächen mit Bewohnern dieser Gated Communities versucht der Film nun zu ergründen, was Menschen dazu bewegt, einen Teil ihrer Freiheit aufzugeben. Die Antwort ist so banal wie offensichtlich: Der Sicherheit wegen. Gerade in Südafrika, mit einigen Abstrichen auch in Indien sind Raubüberfälle und Schießereien an der Tagesordnung. Wer es sich also leisten kann, schützt sich und seine Familie. Dass dies gerade in einer Gesellschaft wie der südafrikanischen, die gerade erst dabei ist, die Folgen der Rassentrennung zu verarbeiten, auch problematische Konsequenzen hat, wäre ein interessantes Thema gewesen. Doch leider belassen es Corinna Wichmann und Lukas Schmid bei einem oberflächlichen Blick auf das Phänomen der Gated Communities, der zwar bisweilen interessante, auch erschreckende Einblicke liefert, aber nicht über das hinausgeht, was seit Jahren zu diesem Thema geschrieben und gezeigt wird.

Michael Meyns

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