Australia

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Mit dem Abenteuer-Epos „Australia“ kehrt Filmemacher Baz Luhrmann („Moulin Rouge“) nach sieben Jahren auf die Kinoleinwand zurück. Das ambitionierte Werk geizt nicht mit Schauwerten, Kitsch und Pathos. Dabei kann im Laufe von fast drei Stunden der Eindruck entstehen, Luhrmann habe sich womöglich zu viel zugemutet. So muss sich die Erzählung letztlich der Grandezza der Bilder beugen. Das mystisch aufgeladene Liebesdrama entpuppt sich als Zitatenschatz der Filmgeschichte und für seine beiden glänzend aufgelegten Hauptdarsteller darüber hinaus als echtes Heimspiel.

Webseite: www.australia-derfilm.de

Australia
USA 2008
Regie: Baz Luhrmann
Drehbuch: Baz Luhrmann, Stuart Beattie
Kamera: Mandy Walker
Musik: David Hirschfelder
Mit Nicole Kidman, Hugh Jackman, Brandon Walters, Bryan Brown, David Wenham
Laufzeit 166 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 25.12.2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Der Zweite Weltkrieg liegt bereits wie ein dunkler Schatten über Europa, da reist die britische Aristokratin Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) ins ferne Australien. Dort will sie ihren Mann zu Rede stellen, von dem sie glaubt, dass er sie mit einer anderen Frau betrügt. Doch statt den Gatten stößt Sarah Down Under nur auf die unendliche Weite des Northern Territory, riesige Rinderherden, den raubeinigen Viehtreiber Drover (Hugh Jackman) und eine fast bankrotte Farm. Um den Zwangsverkauf des Anwesens an den mächtigen Viehbaron King Carney (Bryan Brown) zu verhindern, müssen sie und Drover rechtzeitig die eigene Herde bis in die weit entfernte Hafenstadt Darwin treiben. Auf ihrer abenteuerlichen Odyssee durch das australische Outback kommen sich Sarah und der Drover allmählich näher.

Mit ihrer Ankunft in Darwin fängt „Australia“ eigentlich noch einmal von vorne an. Zumindest beginnt in diesem Moment ein zweiter Film, der sich doch deutlich von der romantisch eingefärbten Abenteuer-Geschichte der ersten anderthalb Stunden unterschiedet. Aus den Streithähnen wird erwartungsgemäß ein Liebespaar und aus dem Paar bald eine Patchwork-Familie, als sich Sarah der Fürsorge und Obhut des heimatlosen Aborigine-Jungen Nullah (Brandon Walters) annimmt. Nullah ist ein Mischlingskind. Seine Mutter war eine Aborigine, sein Vater ein Weißer. Kinder wie Nullah fanden sich seinerzeit als Außenseiter in einer von Rassismus infiltrierten Gesellschaft wieder. Von Staatswegen wurden sie ihren Familien entrissen und in Umerziehungshäuser verbracht. An dieser rassistischen Politik und dem Krieg, der schließlich auch Australien erreicht, droht das familiäre Glück zu zerbrechen.

Regisseur Baz Luhrmann, dem das Projekt in seinem Heimatland eine Herzensangelegenheit war, fährt von Beginn an die größten nur denkbaren Geschütze auf. Schließlich soll sein erster Film nach sieben Jahren Kino-Abstinenz an die alten Erfolge der „Red Curtain“-Triologie anknüpfen und dabei Klassiker der Filmgeschichte wie „Vom Winde verweht“ und „Jenseits von Afrika“ zitieren. Es fällt schwer, sich nicht in den unverwechselbaren Charme des australischen Outbacks zu verlieben, derart verführerisch fängt Luhrmann die raue Schönheit dieser Landschaft in immer wiederkehrenden epischen Panoramaaufnahmen ein. An der gleichsam verschwenderischen Ausstattung und dem hohen technischen Standard der meisten Computeranimationen mag mancher sich überhaupt nicht mehr satt sehen. Und sogar wenn einem bewusst ist, dass beispielsweise die Rinderherde zuweilen nur aus unzähligen digitalen Pixeln besteht, gelingen Luhrmann eindrucksvolle Bilder und unvergessliche Momente.

Im Grunde beschwört Luhrmann mit „Australia“ über die gesamten 166 Minuten die sanfte Macht des Kinos, von der bis heute eine ungebrochene Faszination ausgeht. Nicht nur „Somewhere over the Rainbow“, das Lied aus „Der Zauberer von Oz“,  findet sich bei Luhrmann als prominentes musikalisches Leitmotiv wieder, auch die Western eines Sergio Leone und die Epen eines David Lean werden ausgiebig zitiert. Dass bei einem derartigen cineastischen Rundumschlag mitunter die eigentliche Geschichte in den Hintergrund tritt, war fast zu erwarten. Ohnehin wirft der zweigeteilte Plot einige Fragen auf. Insbesondere an den mystischen und oftmals klischeehaften Einsprengsel der Aborigine-Kultur – in Person des allgegenwärtigen und scheinbar allwissenden Stammeszauberers King George (David Gulpilil) – zeigt sich, dass Luhrmann seinen Film keinesfalls als realistische Zeitreise verstanden wissen will.

„Australia“, das ist ein ganz bewusstes „zu viel“ in nahezu jeder Einstellung. Wie schon in „Moulin Rouge“ überspannt Luhrmann auch dieses Mal den Bogen, wenn er zu bombastisch-schmalzigen Klängen jede Zurückhaltung aufgibt. Besonders zum Ende hin ertrinkt die Handlung in Kitsch und Pathos. Nicole Kidman und Hugh Jackman, die zunächst Katharine Hepburn und Humphrey Bogart nacheifern und später Scarlett O’Hara und Rhett Buttler immer ähnlicher werden, kann aber selbst das nicht aus der Bahn werfen. Sie füllen ihre Rollen mit Leichtigkeit und einer sympathischen, weil selbstironischen Distanz. Kitsch als filmisches Credo. Für Baz Luhrmann scheint das nach „Australia“ eine treffende Umschreibung seiner Arbeit.

Marcus Wessel

Blackeberg, ein Vorort von Stockholm. Dort lebt der 12jährige Oskar. Die Eltern sind geschieden. Oskar wohnt mit seiner Mutter in einem ärmlichen Häuserblock, der Vater hat sich in eine Art Waldhütte abgesetzt.

In der Schule wird der eher stille und zurückhaltende Bub von rowdyhaften Mitschülern bedrängt. Mit einem Messer übt Oskar, um irgendwann einmal Rache nehmen zu können.

Eines Tages, schon in der Abenddämmerung, trifft er auf die frisch zugezogene ebenfalls 12jährige Eli. Sie benimmt sich seltsam, ist spärlich bekleidet und gibt sich in allem ganz und gar nicht wie andere Teenager. Was es mit ihr Besonderes auf sich hat, kann Oskar zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.

Eli wohnt mit dem älteren Hakan zusammen, der für ihren Vater gehalten wird. In Wirklichkeit ist er es nicht. Er sorgt lediglich für sie – denn, das stellt sich bald heraus, Eli ist ein Vampir. Zum Leben braucht sie Blut, Blut und noch einmal Blut. Das beschafft ihr Hakan, der dafür sogar mehrere Menschen ermordet. Als ihm immer weniger gelingt, muss das Mädchen selbst für seine „Nahrung“ sorgen.

Oskar und Eli, zwei, die außerhalb stehen, die mit ihrer Eigenart fertig werden müssen, die bislang einsam waren, werden zu Freunden. Wahrscheinlich ist es gerade das Besondere an ihnen, das sie zusammenschweißt.

Als Elis Umtriebe langsam Aufmerksamkeit erregen und dem Vampirmädchen der Boden unter den Füßen zu heiß wird, muss sie fliehen. Nun aber kommt Oskar durch die erwähnten Rowdys in Bedrängnis. Und keine andere als Eli ist es, die zurückkommt und ihn rettet.

Dies ist keineswegs ein gewöhnlicher Vampir-Film mit in genau berechneten Abständen eingebauten schrillen Gruselbildern, sondern eine behutsam erzählte Geschichte der Freundschaft zwischen zwei so gut wie Ausgestoßenen, in die das Vampir-Element teils schmerzlich, teils originell, teils drastisch eingebaut ist. Grundlage ist ein bekannter schwedischer Roman, in Deutschland unter dem gleichen Titel wie der Film erschienen.

Eine gute Schauspielerführung beweist die Regie durch die Art und Weise, wie die beiden Kinder ihre Parts meistern. Aber am auffallendsten ist der Stil, in dem dieser Streifen gestaltet ist: die Bilder in ihrer meist melancholischen Stimmung ruhig, ästhetisch bemerkenswert, jede Aufnahme fotografisch berechnet und ausgewogen. Eine durchgehend eigene, quasi formal unbestechliche Atmosphäre. Auf keinen Fall ein gewöhnlicher Film.

Thomas Engel

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