Bad Genius

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„Bad Genius“ ist das Remake eines thailändischen Films aus dem Jahr 2017. Es geht um einen ungewöhnlichen Coup, den großen Betrug beim S.A.T., dem wichtigen Test für US-Schüler, der über die Zukunft entscheidet. Nicht jeder will sich aber dem System ausliefern und so wird am größten Betrug aller Zeiten gearbeitet. Das ist erstaunlich spannend umgesetzt!

Webseite: https://constantin.film/kino/bad-genius/

USA 2024
Regie: J.C. Lee
Buch: J.C. Lee, Julius Onah
Darsteller: Callina Liang, Benedict Wong, Jabari Banks

Länge: 99 Minuten
Verleih: Constantin Film
Kinostart: 20. Februar 2025

FILMKRITIK:

Ling geht auf eine Elite-High-School, aber auch nur, weil sie ein Stipendium erhalten hat, da ihre Familie für Exton viel zu arm ist. Sie ist eine exzellente Schülerin, was auch der aus reichem Hause stammenden Grace auffällt, die ihr ein unmoralisches Angebot macht. Ling entwickelt so ein System, wie einige Schüler, die dafür bezahlen, bei Tests von ihrem Wissen profitieren können. Ein paar Jahre später ist der Einsatz aber höher, denn es geht um den S.A.T., jenen Test, der über die Zukunft von Jugendlichen und welche weiterführende Schule sie überhaupt besuchen können, entscheidet. Der Test wird unter solchen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt, dass Schummeln unmöglich sein soll. Aber Ling hat einen Plan.

„Bad Genius“ funktioniert wie ein Heist-Movie. Der Coup wird geplant, die Vorbereitungen sind zu sehen, dann kommt die Umsetzung, die natürlich mit schweißtreibenden Zwischenfällen einhergeht. Das Erstaunliche daran: Wie es gelingt, etwas eigentlich Langweiliges wie das Schreiben eines Tests tatsächlich spannend zu gestalten. Drehbuch und Schnitt gehen hier Hand in Hand, die Schauspieler tun ein Übriges. Man sieht Callina Liang in der Hauptrolle am Ende richtig an, wie der Druck und der Stress immer mehr auf sie einwirken. Das alles macht „Bad Genius“ zu einem wirklich eigentümlichen Film, eine Teenie-Version eines Heist-Films und noch dazu einem, in dem es nur peripher um Geld geht.

Das ist hier aber natürlich auch ausschlaggebend, denn die einen haben es, die anderen nicht. Es ist nicht so, dass Ling und Grace befreundet wären. Ling glaubt es nur. Vielmehr nutzen die, die alles haben, die aus, die nichts haben, und wenn sie haben, was sie wollen, sind die Habenichtse vergessen. Hier schwingt auch Klassenkampf mit, es geht um die Arroganz des einen Prozents gegenüber jenen, auf deren Rücken das Kapital profitiert. Zugleich ist der Film sehr befriedigend, weil Ling eben doch schlauer als alle anderen ist. Am Ende bekommt jeder, was er verdient.

Der Originalfilm ist außerhalb Thailands weitestgehend unbekannt, die amerikanische Version ist aber auf jeden Fall reizvoll und erzählt im Schülermilieu eine überraschend spannende Geschichte mit starkem sozialkritischem Unterbau. Durchweg gut gespielt – Callina Liang ist die Entdeckung von "Bad Genius" – und mitreißend umgesetzt. Ein überraschend einnehmender Film.

 

Peter Osteried