Bagman

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Colm McCarthy hat nach „The Girl with all the Gifts“ erneut einen Horrorfilm abgeliefert, der mehr bietet, als der erste Anschein glauben lässt. Hier geht es um einen Familienvater, den das Trauma seiner Kindheit einholt, aber bildet er sich die Existenz des Bagman, der hinter seinem kleinen Sohn her ist, nur ein oder gibt es ihn wirklich?

Webseite: https://www.leoninedistribution.com/filme/175007/bagman.html

USA 2024
Regie: Colm McCarthy
Buch: John Hulme
Darsteller: Sam Claflin, Antonia Thomas, Caréll Vincent Rhoden

Länge: 93 Minuten
Verleih: Leonine Studios
Kinostart: 5. Dezember 2024

FILMKRITIK:

Patrick McKee lebt mit seiner Familie ein normales Leben, aber seine Frau und er haben das Gefühl, dass sie beobachtet werden. Dass jemand in ihr Haus eindringt. Aber sie sehen niemanden und die Polizei findet auch nichts. Die Bedrohung endet aber nicht. Vielmehr haben beide Eltern Angst um ihren kleinen Sohn. Könnte es die Kreatur aus Patricks Vergangenheit auf das Kind abgesehen haben? Oder ist der Bagman, der die guten Kinder in einen Sack stopft, nur Folklore?

Dies ist PG-13-Horror, das heißt, der Film ist nicht besonders gruselig und eklig schon gar nicht. Er hat ein bisschen das Flair eines für Kinder passenden Horrorfilms, als ob man eine R.L.-Stine-Geschichte filmisch umgesetzt hätte. „Bagman“ ist jedoch originär, wenn man das so nennen will, denn der Film funktioniert schon nach typischen Genre-Mustern und nutzt darüber hinaus noch eine mythologische Figur, die es in vielen Kulturen gibt – hierzulande wäre das etwa der Rattenfänger von Hameln.

Aber obwohl der Film nicht unbedingt besonders originell ist, ist er in seiner Erzählweise durchaus sehr gefällig. Weil Regisseur Colm McCarthy es versteht, die Genre-Konventionen zu nutzen, um ein klein wenig Gruselfeeling aufkommen zu lassen.

Sicher, es gibt immer noch die Momente, die ein wenig abstrus, um nicht zu sagen dumm sind. Etwa dann, wenn die Eltern zwar wissen, dass der Bagman hinter ihrem Kind her ist, aber dennoch in einem anderen Zimmer schlafen. Dafür hat man dann aber ein lebendig anmutendes Familienleben mit zwei Hauptdarstellern – Sam Claflin und Antonia Thomas –, deren Chemie ziemlich gut ist.

Und: Der Bagman sieht schon recht furchterregend aus. Es sind diese Figuren, es ist aber auch der Hintergrund von Sam Claflins Figur, die dem Film ein klein wenig Tiefe verleihen. Es stellt sich nur die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, letztlich ganz und gar in Richtung eines Horror-Dramas zu gehen – also mehr „Babadook“ und „Before I Wake“. Das hätte beispielsweise ein Mike Flanagan gemacht, der seinen Filmen damit deutlich mehr Tiefgang verleiht.

„Bagman“ bleibt da eher an der Oberfläche, traut sich nicht, den unbequemen Weg zu gehen, funktioniert aber wie ein Märchen von einer Gruselgestalt. Das verleiht dem Ganzen auch etwas Unwirkliches. Sicher, der ganz große Wurf ist „Bagman“ nicht geworden, im Rahmen seiner Möglichkeiten aber ein durchaus solider Film.

 

Peter Osteried