Bamboo Stories

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In Europa ist Bambus nicht von Bedeutung, in Asien ist es wichtiges Handelsgut. So auch in Bangladesch, der Heimat von Shaheen Dill-Riaz, der für seine neue Dokumentation „Bamboo Stories“ eine Gruppe Flößer beobachtete, die Bambus aus dem Dschungel zu den Handelsplätzen transportieren.

Webseite: sabcat.media

Dokumentation
Bambuseparvetajad
Bangladesch/Deutschland 2018
Regie & Buch: Shaheen Dill-Riaz
Länge: 96 Minuten
Verleih: sabcat media
Kinostart: 14. November 2019

FILMKRITIK:

Es ist ein hartes Leben, dass die Bambus-Flößer von Bangladesch führen: Jeden Sommer transportieren sie tausende Stämme Bambus aus den entlegenen Regionen des Landes zu den Handelsplätzen. Nicht auf Lastern oder auf Schiffen, sondern auf Flößen, die aus dem Bambus selbst gebaut werden. So leicht ist das Material, dass ein Floß entsteht, wenn dutzende Stämme zusammengebunden werden. Diese behelfsmäßigen Flöße sind für einige Wochen Lebensraum der Flößer, hier schlafen und essen sie, hier verrichten sie ihre Notdurft direkt in den Fluss, immer in Sorge um die wertvolle Fracht.
 
Die Gefahren auf der langen Reise sind vielfältig: Von Stromschnellen, über Elefanten, die sich dem schwimmenden Konvoi in den Weg stellen, bis zu engen Flüssen, in denen die Flößer ihre Fracht nur mühsam vor dem Verkanten bewahren. Und der Lohn? Nur wenige Taka, denn das richtige Geld machen die Großhändler. Für 25 Taka, weniger als dreißig Euro-Cent, wird ein Bambusstamm an die Zwischenhändler verkauft, die die Ware dann auf dem Markt weiterverkaufen.
 
Immer wieder hat es den in Deutschland lebenden Shaheen Dill-Riaz in seine Heimat Bangladesch gezogen, hier hat er Filme wie „Koran Kinder“ gedreht, vor allem aber „Eisenfresser“, der Menschen porträtierte, die gestrandete Schiffe ausnahmen, selbst kleinste Mengen wertvollen Metall unter haarsträubenden Bedingungen aus dem Rumpf der Schiffe brachen, um zu überleben.
 
So radikal und ungewöhnlich ist „Bamboo Stories“ nicht und auch visuell geben die Aufnahmen der Flößer nicht so viel her wie die bizarr anmutenden Schiffswracks aus dem früheren „Eisenfresser“. Doch Dill-Riaz hat genug visuelles Gespür, um auch die Bilder der Flößer auf ihren Bambus-Flößen ansprechend zu gestalten. Die eindrucksvollen, archaisch anmutenden Landschaften Bangladeschs tragen ihren Teil dazu bei, ohne dass der Film oberflächlich exotisch wird.
 
Dazu trägt nicht zuletzt Dill-Riaz Kenntnis des Lebens in den ländlichen Regionen seiner Heimat bei, der Schwierigkeit, genug Geld zum Überleben zu verdienen, gepaart mit dem Stolz, trotz der schwierigen Situation ein Dach über dem Kopf und genug zum Essen zu haben.
 
Mit großem Einfühlungsvermögen beschreibt Shahenn Dill-Riaz das harte Leben der Flößer, in bester dokumentarischer Manier, ohne Stilisierungen oder Verklärungen. So wird „Bamboo Stories“ zu einem sehenswerten Dokument einer ungewöhnlichen Lebensweise.
 
Michael Meyns