Simple Geschichten können durchaus packend sein. Dann liegt es weniger an der Geschichte und der inhärenten Vorhersehbarkeit, sondern an der Umsetzung. Aber bei „Beast“ klappt dies nicht. Selbst ein versierter Regisseur wie Baltasar Kormákur kann hier nichts rausholen. Erzählt wird von einem Mann, gespielt von Idris Elba, der im Busch gegen einen Löwen kämpfen muss, um seine Familie zu beschützen. Im Grunde wünscht man sich, der Löwe würde mit dem Film kurzen Prozess machen.
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USA 2022
Regie: Baltasar Kormákur
Buch: Ryan Engle
Darsteller: Idris Elba, Sharlto Copley, Liyabuya Gongo, Martin Munro, Daniel Hadebe
Länge: 93 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 25. August 2022
FILMKRITIK:
Nate (Idris Elba) kommt mit seinen zwei Töchtern nach Südafrika, um den Freund Martin (Sharlto Copley) zu besuchen. Der Wildhüter zeigt ihnen das Reservat, doch als sie auf ein Dorf stoßen, ist niemand da. Niemand, der noch leben würde. Offenkundig hat ein Löwe die Menschen gerissen. Martin will andere warnen, doch dazu kommt es nicht mehr. Schon bald stehen er, vor allem aber Nate einem Löwen gegenüber, der nur noch töten will, weil Wilderer sein Rudel umgebracht haben.
Im Grunde fragt man sich, wer diesen Film bewilligt hat und warum. „Beast“ ist die Art Tierhorror, die es in schöner Regelmäßigkeit für den Heimkinomarkt gibt, nur dann ohne Stars wie Idris Elba und Sharlto Copley. Wieso die mitgespielt haben? Vielleicht war Elba daran interessiert, mit Kormákur zusammen zu arbeiten. Vielleicht wollte Copley mal wieder in seiner Heimat arbeiten. Man weiß es nicht, aber eines weiß man gewiss: Dass dieser Film an Dämlichkeit nicht zu übertrumpfen ist. Und das heißt angesichts dieses Subgenres, dessen Geschichten ohnehin in der Regel nach Schema F verlaufen, wirklich sehr, sehr viel.
Dass die Story vollkommen frei von jeder Originalität ist und der Autor nur einen Story-Standard nach dem anderen abspielt, könnte man ja noch verzeihen. Aber der Film ist so unendlich dumm. Und unlogisch. Denn die Figuren verhalten sich immer und ohne jede Ausnahme so, wie es kein echter Mensch tun würde. Der Film scheitert jedes Mal an einer Frage: „Würde jemand in der Position des Protagonisten wirklich so handeln?“
Muss man das verneinen, entgleist ein Film auch. Denn er kann so abgehoben und phantastisch sein, wie er will, einer gewissen Grundharmonie muss er folgen. Und die ist das Mindestmaß an Realismus, das jeder Film benötigt. Ansonsten kommt so etwas wie „Beast“ heraus, das anmutet wie ein billiger Horror-Heuler für die Videotheken. Nur dass hier echtes Geld drinsteckte. Denn die CGI-Effekte mit dem Löwen sind sehr gut gemacht. Sie sehen immer überzeugend aus. Nur die Geschichte, die ist es eben nicht.
Wer noch nie einen Tierhorrorfilm gesehen hat, mag hier halbwegs unterhalten werden. Jeder andere wird trotz überschaubarer Laufzeit gegen das Gefühl der Langeweile ankämpfen. Wie es richtig geht, hat vor gut einem Vierteljahrhundert schon „Der Geist und die Dunkelheit“ gezeigt.
Peter Osteried