Before, Now & Then

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Kamila Andanis wunderschöner Film „Before, Now & Then“ heimste auf der Berlinale den Silbernen Bären für die beste Nebendarstellerin ein. Auch auf anderen Festivals gab es Preise für die melancholische, ruhige, aber immer eindringliche Geschichte einer Frau im Indonesien der 1960er Jahre, die fliehen muss und ein neues Leben mit einem reichen Mann anfängt, der jedoch auf sie herabschaut. Das alles packt Andani in imposante Bilder, immer getragen von der Schwermut der Cello-Musik, die den Film begleitet.

Webseite: https://www.cinejoymovies.com/

Nana
Indonesien 2022
Regie: Kamila Andini
Buch: Kamila Andini, Ahda Imran
Darsteller: Happy Salma, Laura Basuki, Arswendy Bening Swara

Länge: 102 Minuten
Verleih: Cinejoy Movies
Kinostart: 29. Juni 2023

FILMKRITIK:

In den 1960er Jahren kommt es in Indonesien zum Putsch. Darum muss die sanftmütige Nana auch fliehen und ihre Vergangenheit zurücklassen. Sie findet einen neuen Mann, aber keine Liebe. Er ist reich, sieht jedoch auf sie herab, und er betrügt sie. Als er eine seiner Geliebten ins Haus holt, freundet Nana sich erstaunlicherweise mit ihr an und zieht aus dieser Freundschaft die Kraft, ihr Leben frei zu führen.

Es ist ein ruhiger, kraftvoller Film, den Kamila Andini hier erschaffen hat. Einer der leisen Töne, der ruhigen Momente, die aber immer auch nachhallen. Dem Reiz der wirkmächtigen Bilder kann man sich nicht entziehen, ebenso wenig der traurigen Musik – das Cello ist dafür einfach prädestiniert.

„Before, Now & Then“ sieht einfach wunderschön aus, aber er ist beileibe nicht nur Oberfläche. Denn darunter brodelt es, wenn Andani davon erzählt, wie eine Frau versucht, sich aus dem patriarchalischen System zu befreien.

Andani erzählt von einer Zeit des Aufruhrs in ihrem Land, aber auch davon, wie Moderne und Tradition miteinander kollidieren. Das geschieht betont langsam, aber niemals langweilig. Der Film überzeugt nicht nur wegen der großartigen zwei Hauptdarstellerinnen, sondern auch, weil er inhaltlich immer wieder zu überraschen weiß. Dies ist ein Film, der den Zuschauer abholt, an der Hand nimmt und an Orte führt, die er nicht kennt. Das geschieht mit überraschenden Wendungen, aber auch mit einer hohen Emotionalität und nicht zuletzt durch das intensive Spiel von Happy Salma und Laura Basuki.

Die Kameraarbeit ist imposant – schon die erste Szene im Dschungel wirkt, als hätte man ein Gemälde vor sich, an dem man sich nicht sattsehen kann. Die Bilder, die Andini heraufbeschwört, wirken nach, ebenso die Geschichte über eine Frau, die ein Opfer der Umstände, der politischen Umschwünge, des patriarchalischen Systems sein könnte – und es bisweilen auch ist –, aber sich darüber erhebt. Dies ist ein Film, der fast märchenhaft wirkt, aber das immer wieder mit der harten Realität kontrastiert.

 

Peter Osteried