Black Swan

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Mit dem verstörenden Psycho-Thriller „Black Swan“ wirft Regisseur Darren Aronofsky einen Blick in die gnadenlose Welt der New Yorker Ballettszene. Im Mittelpunkt des blutigen Intrigen-Reigens steht die US-israelische Schauspielerin Natalie Portman. Die grazile Aktrice konkurriert als Tänzerin mit einer Kollegin um die Hauptrolle in Tschaikowskys berühmten Stück „Schwanensee“. Faszinierend verkörpert die 29jährige die dunkle Seite der Hochkultur zwischen Narzissmus und Selbstzerstörung.

Webseite: www.foxfilm.de

USA 2010
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Mark Heyman, Andrés Heinz, John McLaughlin
Darsteller: Vincent Cassel, Natalie Portman, Barbara Hershey, Winona Ryder, Mila Kunis
Länge: 103 Minuten
Verleih: Twentieth Century Fox
Kinostart: 20. Januar 2011
 

PRESSESTIMMEN:

Ein Bilderrausch voller Schönheit und Schrecken. ...begeisternd.
ZDF Aspekte

Großartig.
Brigitte

Natalie Portman glänzt als Primaballerina zwischen Wahn und Wirklichkeit. Oscar-reif: Betörend-verstörendes Meisterwerk.
Cinema

Spektakulär... Ein Film, der einen wie ein Zug überrollt, mit schier unendlicher Kraft.
KulturSPIEGEL

FILMKRITIK:

„Ich erschrecke das Publikum“, sagt Darren Aronofsky, „mit einer Horrorstory aus der Welt des Balletts“. Damit verspricht der Kultregisseur des preisgekrönten Catcherdramas „The Wrestler“ seinen Zuschauern keinesfalls zu viel. Die Symbiose zwischen Tanz und Film faszinierte und inspirierte zwar schon vor ihm etliche Regisseure. Schließlich dominieren in beiden Ausdrucksformen Musik und Bewegung. Doch sein handwerklich perfekter Psycho-Thriller, der mit den Elementen der Horror-Dramaturgie arbeitet, zelebriert beunruhigend ein Inferno schockierender Visionen.

Mit großem Gespür für Effekte, nervöser Handkamera und einem bedrohlich wirkenden Soundtrack hält sein düsteres Drama den Spannungsbogen aufrecht. Der permanente Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit, Einbildung und Realität bestimmt den Rhythmus. Schnelle Schnitte, Nahaufnahmen und Reißschwenks prägen die Albtraum-Ästhetik seines verstörenden Spiegelkabinetts. Schock-Momente werden sorgfältig vorbereitet.

„Im Kino ist nie gezeigt worden“, betont Aronofsky, „wie unerbittlich dieser Beruf ist, wie er junge Menschen viel zu früh in Wracks verwandeln kann“. Und so zerstören die Schattenseiten hinter den Kulissen dieser Hochkultur die blütenweißen Ballett-Träume seiner Protagonistin Nina (Natalie Portman). Ihr Leben besteht nur aus Tanz. Unterstützt von ihrer ehrgeizigen Mutter (Barbara Hershey), quält sich die junge New Yorkerin durch das harte Training, ganz beherrscht von rigider Körperkontrolle und technischer Perfektion. Als der selbstgefällige Leiter des Balletts Thomas Leroy (Vincent Cassel) die ehemalige Primaballerina der Truppe Beth Macintyre (Wynona Ryder) brutal abserviert und ihr die Hauptrolle in Tschaikowskis berühmtem Ballett „Schwanensee“ anbietet, glaubt sie sich am Ziel. Doch damit beginnt gleichzeitig ein unterschwellig gnadenloser Konkurrenzkampf. Denn rücksichtslos nutzt der exzentrische Egomane seine Machtposition und spielt sie gegen ihre neue Kollegin Lily (Mila Kunis) aus.

Verstört von seinen sexuellen Übergriffen, zunehmend überfordert von den scheinbar eigenen Ansprüchen, gleitet die junge Frau, deren ganz in Rosa getauchtes Jungmädchenzimmer noch vor Kuscheltieren überquillt, allmählich immer stärker in den Bann paranoider Zwangsvorstellungen. Mehr und mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Wahn. Bildmagier Darren Aronofsky zieht auch den Zuschauer fast sogartig in die inneren Abgründe der einsamen Schneeprinzessin, die sich in absoluter Hingabe an ihr künstlerisches Ideal, gepeinigt von Magersucht, Waschzwang und Selbstverstümmelung, nach einem furiosen Finale selbst zerstört.

Eine Oscar-reife Leistung von Natalie Portman. Als junges kesses Kind wurde sie einst mit Luc Bessons „Leon der Profi“ an der Seite von Jean Reno bekannt. Danach spielte die jetzt 29jährige oft eher starke und burschikose Frauen. Hier hingegen verkörpert sie eindringlich einen äußerst verletzlichen Charakter, gefangen im Geschlechterstereotyp eines repressiven Frauenbildes. Nicht von ungefähr drängen sich Vergleiche mit Roman Polanskis Schwarz-Weiss Klassiker „Ekel“ auf. Dessen beklemmendes Psychogramm spielte freilich weniger glamourös in der banalen Alltagswelt.

Luitgard Koch

Zweifellos insgesamt ein nicht unbedeutender filmischer Wurf. Ein Ballettfilm, ein Ausstattungsfilm, ein Psycho-Thriller, ein Musikfilm, ein Film mit einer überragenden Hauptdarstellerin.

„Schwanensee“. Nina, die kindlich gebliebene, ihre ganze Kraft dem Ballett widmende Tänzerin, soll in Tschaikowskis berühmten Werk sowohl den weißen Schwan tanzen, der von einem Prinzen gerettet werden muss, als auch den schwarzen. Ihr strenger Choreograph ist der Auffassung, dass sie für die zweite Rolle nicht verführerisch, böse und dämonisch genug sei, weshalb die Chancen der Konkurrentin Lily wachsen.

Die Angst, der Aufgabe nicht voll gewachsen zu sein, erzeugt bei Nina Albträume, Psycho-Komplikationen und Horrorszenen. In diesem filmisch gut montiertem Sortiment kann Aronofski („The Wrestler“) sich austoben: mit Ninas Innenleben; mit ihrem Konkurrenzkampf gegen die schwarz gekleidete, rauchende, kiffende, Männer aufreißende, Nina auflauernde Lily; mit den choreographischen Elementen; mit den Farben; mit dem Score; mit den locations; mit dem Dekor; ja sogar mit der Spannung.

Etwas befremdend wirken die Horror- und Wahnsinns-Szenen schon. In diesem Themenbereich hätte es vermutlich elegantere Lösungen gegeben. Subtilität ist Aronofskis Sache nicht.

Doch insgesamt ist das schon ein Film mit mächtigen Qualitäten geworden. Das größte Verdienst kommt neben demjenigen des Regisseurs Natalie Portman als Nina zu. Wie sie spielt und insbesondere wie sie tanzt, das ist beeindruckend. Wer Künstlerisches und Unterhaltendes gleichermaßen erleben will, ist in „Black Swan“ goldrichtig.

Thomas Engel