BlackBerry – Klick einer Generation

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Für einen kurzen Moment, Anfang der Nullerjahre, war es cool, ein BlackBerry zu besitzen, ein Telefon mit Tastatur mit dem man Emails versenden konnte. Dann kam das iPhones und die Geschichte nahm einen anderen Verlauf. Wie es dazu kam erzählt Matt Johnson in „BlackBerry“, einer Ode an die Geeks und Nerds, die es seltsamerweise schafft, Milliardäre als bescheidene Loser zu porträtieren.

Blackberry
Kanada 2023
Regie: Matt Johnson
Buch: Matt Johnson & Matthew Miller
Darsteller: Jay Baruchel, Glenn Howerton, Matt Johnson, Rich Sommer, Michael Ironside, Martin Donovan, Michelle Giroux

Länge: 121 Minuten
Verleih: Paramount
Kinostart: 7. Dezember 2023

FILMKRITIK:

Filme und Serien über Tech-Impressarios haben Konjunktur: Im Kino wurden Mark Zuckerberg und Steve Jobs porträtiert, im Fernsehen die Macher hinter Uber, WeWork oder Theranos, selbst die Erfinder von Tetris oder Nikes Air Jordan bekamen Filme, die sich auf oft seltsame Weise zwischen Nostalgie und Kapitalismusbegeisterung bewegten.

Nun also „BlackBerry“, in dem die Erfinder des gleichnamigen SmartPhones im Mittelpunkt stehen, die Anfang der Nuller Jahre die damals revolutionäre Idee hatten, Emails per Telefon zu verschicken. Im kanadischen Ontario begann die Geschichte der Firma Research in Motion, nicht in einer Garage, aber fast. Die Gründer Mike Lazaridis (Jay Baruchel) und Doug Fregin (Matt Johnson) waren waschechte Nerds, voller Ideen, aber ohne Geschäftssinn. Den brachte erst Jim Balsillie (Glenn Howerton) in die Firma, ein – zumindest in dieser Filmversion, die natürlich nur bedingt der Realität entspricht – großkotziger, mehr als von sich überzeugter Manager, der die Nerds zum Laufen bringt.

Auch wenn die Geräte klobig waren, auch wenn die wenigen Bytes, die verschickt wurden, die Telefonnetze fast sprengten: Für einen Moment waren BlackBerrys das heiße Produkt, war es cool, mit winzigen Tasten Emails zu schreiben. Doch dann kam eine Firma namens Apple auf die Idee, ein Telefon ganz ohne Tastatur herzustellen und statt dessen ein Touchdisplay anzubieten.

In hübscher Lo-Fi-Ästhetik inszeniert Matt Johnson diese Geschichte vom Aufstieg der Nerds, die für ein paar Jahre ein Riesengeschäft machten. Das BlackBerry in gewisser Weise scheiterte oder zumindest von der Konkurrenz überholt wurde, sorgt für einen seltsamen Effekt: Im Gegensatz zu den vorgeblich bösen, richtig kapitalistischen Firmen aus den USA, wirkt dieses nur anfangs kleine kanadische Unternehmen geradezu bescheiden, umgänglich und nicht vom Profitdenken geprägt. Wie nette Jungs von nebenan wirken die BlackBerry-Erfinder und selbst ihr Geschäftspartner Jim Balsillie scheint vor allem deswegen an möglichst viel Geld interessiert zu sein, um sich seinen Traum zu erfüllen, ein professionelles Eishockeyteam zu besitzen.

Mit seiner sanften Nostalgie passt „BlackBerry“ perfekt in den aktuellen Zeitgeist, blickt zurück auf eine vermeintlich einfachere, bessere Zeit, in der junge, innovative Nerds agierten, bis sie von den wirklich mächtigen Kapitalisten geschluckt wurden. Was ein wenig seltsam anmutet, schließlich müssen die drei BlackBerry-Macher keineswegs darben: Das Vermögen des „Ärmsten“ des Trios wird auf 800 Millionen Dollar geschätzt, die anderen beiden sind Milliardäre…

 

Michael Meyns