Bödälä – Dance the Rhythm

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In ihrem Dokumentarfilm spürt die Schweizer Regisseurin Gitta Gsell der urtümlichen Schweizer Art des Tanzens bei: Dem Bödeln. Die Ähnlichkeiten zum Stepptanz und anderen Stilrichtungen führen den Film zu einer ausschweifenden, bisweilen etwas unstrukturiert wirkenden Reise in die Welt des Tanzes. Am Ende hat man über das Bödeln zwar nicht allzu viel erfahren, dafür aber viele eindrucksvolle Tänzer kennen gelernt.

Webseite: www.realfictionfilme.de

Schweiz 2010 - Dokumentation
Regie: Gitta Gsell
Drehbuch: Gitta Gsell
Kamera: Hansueli Schenkel, Peter Guyer,l Patrick Lindenmaier, Gitta Gsell, Heidi Hiltebrand
Schnitt: Bernhard Lehner
Musik: Peter Bräker, Werner Haltinner
Länge: 78 Min.
Verleih: Realfiction
Kinostart: 25. November 2010

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Bödeln nennt der Schweizer einen Tanz, der den Hochdeutschen sofort an Stepptanz erinnert. Der größte Unterschied: Bödeln ist ein Paartanz und war wohl früher, wie man in einer der allzu seltenen Versuche erfährt, den Tanz historisch einzuordnen, auch ein Paarungstanz. Inzwischen bödelt kaum noch ein Schweizer und wenn, dann nur in kleinen Volkstanzgruppen, kleinen Vereinigungen von Idealisten, die versuchen, eine alte Tradition am Leben zu erhalten. Bald stellt sich so der Eindruck ein, dass Regisseurin Gitta Gsell nach einiger Zeit realisiert hat, dass das Bödeln zwar eine hübsche Tradition ist, aber einfach nicht genügend Material für einen abendfüllenden Dokumentarfilm hergibt. Und so gerät das titelgebende Bödeln im Laufe des Films immer weiter ins Hintertreffen. Sah man anfangs noch oft die Friseuse Claudia und den Allrounder Elias, der nicht nur Bödelschuhe herstellt, sondern ebenso wie Claudia auch selbst ein begeisterter Tänzer ist, kommen im Laufe des Films eine Flamenco-Tänzerin, Stepptänzer, Vertreter des Irish Dance und schließlich sogar Peitschenschwinger und Kühe mit großen Glocken zu ihrem Auftritt.

Wie das alles zusammenhängt? Auch dem Laien erschließt sich die offensichtliche Ähnlichkeit der unterschiedlichen Tanzrichtungen, doch ob die Verwandtschaft mehr als subjektiver Natur ist, ergründet der Film nicht. Viel Zeit verbringt er stattdessen mit Training und Auftritten der Tänzer, die in halb und vollständig professioneller Manier an den Tanz herangehen und dementsprechend eindrucksvolle Vorführungen abliefern. Gelegentlich kommentieren die Tänzer ihre Arbeit bzw. ihre Passion, manchmal darf ein Volkskundler den unterschiedlichen Tänzen einen historischen Unterbau geben, was dann aber bisweilen zu Bemerkungen führt, die eher wenig erhellend sind: „Der Tanz hat als solches keine Bedeutung, außer dass er diese Kreisform hat. Die Kreisform bedeutet: Sonne. Und Sonne bedeutet Leben.“ heißt es da einmal etwas esoterisch verschwurbelt.

So reiht der Film immer weiter unterschiedliche Tanzdarbietungen aneinander, deren Zusammenhang sich nicht wirklich erschließt. Später kommen dann noch einige andere traditionelle Betätigungen hinzu, wie das angesprochene Peitschenschwingen, dessen rhythmisches Knallen man mit gutem Willen mit dem Klackern des Bödeln in Verbindung bringen kann. Es ist ein bisschen schade, dass der Film auf Dauer allzu viel Einzelnes aneinanderreiht, ohne das dies zwingend wirkt. Denn das Herz des Films, die zahlreichen Tanzdarbietungen in den unterschiedlichsten Stilen, sind meist ausgesprochen sehenswert und bieten einen faszinierenden Einblick in die Welt der Bewegung. Nur schade das es der Regisseurin nur ansatzweise gelungen, ist diese Bilder in eine überzeugende Form zu bringen.

Michael Meyns

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