Bonhoeffer

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Die Geschichte des Pastors Dietrich Bonhoeffer, der von den Nationalsozialisten verhaftet und hingerichtet wurde, ist eine, die es wert ist, erzählt zu werden. Allerdings ist der von den amerikanischen Angel Studios mitfinanzierte Film in seiner Erzählweise etwas zerfasert und in der historischen Authentizität dann doch zu frei, als dass er gänzlich überzeugen könnte.

Webseite: https://www.kinostar.com/filmverleih/bonhoeffer/

Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin.
Belgien/Irland/USA 2024
Regie: Todd Komarnicki
Buch: Todd Komarnicki
Darsteller: Jonas Dassler, Phileas Heyblom, August Diehl, Moritz Bleibtreu

Länge: 133 Minuten
Verleih: Kinostar
Kinostart: 13. März 2025

FILMKRITIK:

Dietrich Bonhoeffer war ein lutherianischer Pastor, der auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht schwieg, sondern sich gegen die Judenverfolgung positionierte. Das führt erst zu einem Redeverbot, dann auch zur Inhaftierung, da man Bonhoeffer vorwarf, in die Verschwörung zur Ermordung Adolf Hitlers am 20. Juni involviert gewesen zu sein.

Der Film geht stark darauf ein, in der Geschichtsforschung wurden keine Indizien gefunden, die darauf hinwiesen. Vielmehr war es wohl so, dass die Nationalsozialisten den Putschversuch nutzten, um gegen unliebsame Personen vorzugehen, so auch Bonhoeffer, der im KZ Flossenburg mit anderen Mitgliedern der 20.-Juni-Bewegung erhängt wurde. Im Film ist das auch anders. Da wird Bonhoeffer mit gänzlich anderen Personen zusammen in einer Scheune aufgehängt.

Auch ansonsten ist der Film weit von der Realität entfernt. Seine Beziehung zu einer Frau, der er aus dem Gefängnis regelmäßig schrieb, wird weggelassen, seine Begeisterung für Jazz, die durch eine New-York-Reise ausgelöst worden sein soll, überbewertet, da er in seinen Schriften nie davon sprach, wohl aber von anderen musikalischen Richtungen. Der Wahrheitsgehalt des Films muss also mit einer gewissen Nachsicht betrachtet werden.

blematisch ist aber auch die Erzählweise, da sich Autor und Regisseur Todd Komarnicki darauf verlegt hat, immer wieder Gegenwart und Vergangenheit zu wechseln. Diese zerfaserte Erzählweise tut der Erzählung aber nicht gut, ein linearer Ansatz wäre wirkungsvoller gewesen. Nur in der englischen Fassung ist irritierend, dass die großteils deutschen Schauspieler alle mit deutlichem Akzent sprechen. Hin und wieder werden auch deutsche Worte eingebaut. In der Synchronisation mag das nicht mehr auffallen, beim O-Ton ist es aber irritierend.

Technisch ist der von den für ihre Faith-Movies bekannten Angel Studios mitproduzierte Film durchaus gut. Inszenatorisch sind manche Szenen durchaus auf den Punkt, andere mäandern jedoch etwas. „Bonhoeffer“ sieht gut aus, mehr aber auch nicht. So sehr es zu begrüßen ist, dass dem Mann ein filmisches Denkmal gesetzt wird – insbesondere in Zeiten wie heute –, so wenig überzeugt der Film. Es wäre mehr drin gewesen. Nein, es hätte mehr davon umgesetzt werden müssen!

 

Peter Osteried