Booksmart

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Olivia Wildes Regie-Debüt wurde bei seiner Premiere auf dem Festival South by Southwest frenetisch gefeiert. Der weitere Siegeszug kam mit einer Reihe sehr positiver Kritiken daher, was das Interesse an „Booksmart“ natürlich steigerte. Aber die Geschichte von zwei weiblichen High-School-Schülern, die ihr Leben lang nur für die Schule und gute Noten geackert haben, am Tag vor dem Abschluss aber endlich mal das Partyleben kennen lernen wollen, ist nichts wirklich Besonderes. Tatsächlich gibt es diese Art deftige Teenie-Klamotten schon seit Ewigkeiten. Einzige Neuerung hier: Im Mittelpunkt stehen mal nicht die Jungs, sondern die Mädchen.

Webseite: www.facebook.com/Booksmart.DerFilm

USA 2019
Regie: Olivia Wilde
Buch: Emily Halpern, Sarah Haskins, Susanna Fogel, Katie Silberman
Darsteller: Kaitlyn Dever, Beanie Feldstein, Jessica Williams, Jason Sudeikis, Lisa Kudrow, Will Forte
Länge: 100 Minuten
Verleih: Real Fiction
Kinostart: 14. November 2019

FILMKRITIK:

Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) haben ihre ganze High-School-Zeit darauf verwandt, sich akademisch zu profilieren, um so Zugang zu Elite-Universitäten zu erhalten. Dann erfährt Molly, dass viele andere Schüler, die keine Party ausgelassen haben, auch in Universitäten wie Harvard, Stanford und Yale angenommen wurden. Es wäre also beides möglich gewesen: Party machen und gute Noten haben. Darum möchte sie nun, am Abend vor der Abschlussfeier, mit Amy richtig einen draufmachen. Aber ein Problem gibt es: Die beiden haben keine Ahnung, wo die Party der angesagten Kids überhaupt steigt.
 
Schon die Prämisse ist überzogen. Weil nun mal nicht jeder auf eine Elite-Universität kommt, außer, man befände sich an einer High School der reichen Kids, bei denen Geld den Weg ebnet. Aber der Film weist selbst darauf hin, dass in dieser Schule nur zwei Schüler wirklich reich sind. Der Rest kommt aus der Mittelklasse. Das andere Problem: Die Erkenntnis, dass man im Leben etwas Spaß haben, und dennoch gute Noten haben kann, mag für Molly schockierend sein, ist aber nun alles andere als überraschend. Das unterminiert schon den Ansatz, hier einen Film zu haben, in dem die Teenager-Figuren charakterlich etwas ausgefeilter daherkommen. Das wäre der Fall, so Olivia Wilde in zahlreichen Interviews.
 
Tatsächlich ist dem aber nicht so. Die Figuren sind allesamt kaum mehr als typische Stereotypen dieser Art von Film. Der einzige Unterschied ist, dass „Booksmart“ sich als feministischer Befreiungsschlag versteht und Mädchen die Rollen zugedenkt, die in diesen Teenie-Klamotten gemeinhin den Jungs vorbehalten sind. Das mag noch immer so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal sein, es erhebt den Film aber nicht über das, was er ist: ein „Superbad“ mit Mädchen. Das mag durchaus seine Existenzberechtigung haben, an der tonal wackligen Erzählweise ändert das aber nichts.
 
Der Film ist an sich solide inszeniert. Olivia Wilde versteht sich in der Schauspielerführung und präsentiert einen lebhaften Film. Aber das Skript, an dem gleich vier Autorinnen arbeiteten, hätte mehr als nur eine weitere Politur benötigt. Denn die Geschichte ist holprig, schlimmer aber noch: vorhersehbar. Und das bis hin zum Happyend mit dem von Allen bejubelten Nerd, der die Abschlussrede halten darf.
 
„Booksmart“ ist milde unterhaltsam, wenn auch eher auf eine vignettenhafte Art und Weise. Einige Szenen sind witzig, andere überkandidelt oder so übertrieben, dass jeder Anspruch an Authentizität flöten geht. Was bleibt, ist ein ehrenwerter Versuch, aber auch ein reichlich klischierter Film, der die Zielgruppe – Teenager – vielleicht auf ganzer Linie unterhalten kann, für ältere Zuschauer aber sehr, sehr wenig zu bieten hat. Einfach nur eine weitere deftig-zotige Coming-of-Age-Geschichte, deren feministischer Ansatz im Grunde nur behauptet ist.
 
Peter Osteried