Challengers – Rivalen

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Ein packendes Liebesdrama, ein sexy Sportfilm, eine spannende Thriller-Komödie der Irrungen und Wirrungen! All das und noch viel mehr bietet Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“) in seinem neuen Meisterwerk. Die Hauptrolle spielt Zendaya, die zuletzt in „Dune – Part Two“ überzeugte. Hier ist sie eine Ex-Weltklasse-Tennisspielerin, die das Spiel an sich ziemlich gut verstanden hat: Es geht nämlich um Liebe, Lust und Leidenschaft. Zendaya ist bereits Teenie-Idol, Superstar und Stil-Ikone. Spätestens jetzt zeigt sie aber auch ihr exzellentes schauspielerisches Talent als Frau zwischen zwei Männern oder anders gesagt: als kluge Frau mit extrem manipulativen Fähigkeiten, die ganz genau weiß, was sie will und es knallhart durchzieht: Spiel, Satz und Sieg für Luca Guadagnino und seine stilistisch und visuell herausragende Dreiecks-Tennisgeschichte mit Techno-Begleitung.

Webseite: https://www.warnerbros.de/de-de/filme/challengers-rivalen

USA 2024
Regie: Luca Guadagnino
Drehbuch: Justin Kuritzkes
Darsteller: Zendaya, Josh O'Connor, Mike Faist
Kamera: Sayombhu Mukdeeprom

Länge: 130 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Start: 25. April 2024

FILMKRITIK:

Ein berauschender, flirrend sinnlicher Techno-Traum mit Western-Touch in Gestalt eines veritablen Showdowns. Aber Achtung, Überraschung! Hier geht‘s ums Tennisspielen, doch der Sport fungiert lediglich als Symbol für den Kampf um den Sieg, um Hoffen und Scheitern und um die Liebe … eigentlich ließe sich auch sagen: Hier geht’s um das Leben an sich, aber weil es dann doch ein typischer Guadagnino-Film ist, gibt es nicht nur eine rasant sinnliche und betörende Handlung, sondern auch viele Zwischentöne und Nuancen, die sich öfter mal der Eindeutigkeit ironisch verweigern und den Film insgesamt zu einem ziemlich coolen Kinoerlebnis machen. Dazu trägt auch die unfassbar gute, schon beinahe ikonisch zu nennende Bildgestaltung von Sayombhu Mukdeeprom bei: Die Kamera ist überall, oben und unten, rechts und link, im Tennisball und unter dem Platz, hier wird ein Tennismatch zum witzigen Experimentalfilm und der gesamte Film zum visuellen Bilderrausch.

Im Mittelpunkt steht eine Frau. Zu Beginn ist sie das größte Tennistalent aller Zeiten, trotz ihrer Jugend schon ganz groß, besonders wenn es um die Vermarktung geht: Tashi Duncan ist ein echtes Tennis-Wunderkind, sie scheucht ihre Gegnerinnen nach Belieben über den Platz, und dabei hat es den Anschein, als ob sie wirklich alles berechnet – auch den Matchpoint. Wie eine Katze mit einer kleinen Maus spielt sie mit ihren Kontrahentinnen und quält sie immer noch ein bisschen, bevor sie endgültig zuschlägt und sie vom Platz jagt. Zwei Jungs, ebenfalls Tennisspieler, beobachten Tashi beim Spielen und verlieben sich spontan in sie: Art und Patrick sind Freunde, soweit das für kommende Profis möglich ist. Und Tashi spielt die beiden gegeneinander aus, sie hält die Fäden, und die beiden tun, was sie will. Doch dann beendet ein schwerer Unfall nicht nur Tashis Tenniskarriere, sondern auch das scheinbar ungezwungene Miteinander zwischen den Dreien.

Diese Geschichte wird in Rückblenden erzählt, denn der Film beginnt ca. 15 Jahre später. Art ist mit Tashi zusammen, die ihn trainiert und alles versucht, um ihn aus seinem Formtief zu holen. Die Teilnahme bei einem kleinen Challenger-Turnier soll Arts Karriere wieder in Fahrt bringen. Ein Sieg könnte ihm das nötige Selbstvertrauen geben, um noch einmal groß durchzustarten. Die beiden ahnen noch nicht, dass auch Patrick bei diesem Turnier antreten wird. Er war ebenfalls Tashis Lebensgefährte und ist mittlerweile ein ziemlich heruntergekommener Kerl mit relativ hohem Verwahrlosungsfaktor. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden treffen aufeinander.

Guadagnino erzählt die Geschichte dieser Dreiecksbeziehung nicht linear, sondern portionsweise in Rückblenden und Schnipseln aus der Gegenwart. Als roter Faden dient dabei das Finalspiel zwischen Art und Patrick, das sich zu einem Duell entwickelt, gegen das beinahe jeder Western Showdown verblasst. Dazu serviert Guadagnino nicht nur hammerharte Aufschläge, sondern auch einen Techno-Soundtrack, der so noch nie in einem Tennismatch zu hören war, und Bilder von magischer Anziehungskraft, die jede einzelne Person im Publikum anzusprechen scheinen und sie in den Film hineinziehen wie in einen Strudel. Alles atmet hier Sinnlichkeit, Erotik und Sex, denn es geht auch um alles: um Tashis Liebe, um die Freundschaft zwischen den beiden, um den Sieg im Spiel, vielleicht sogar ums Leben. Dabei wahrt Tashi die ganze Zeit ihr Geheimnis: Liebt sie beide Männer oder einen von beiden? Kann sie überhaupt jemanden lieben? Und geht es hier wirklich um die Liebe zwischen Männern und Frauen oder um die Liebe zwischen zwei Männern … oder womöglich um etwas ganz anderes? In betörenden Bildern zeigt Guadignino zwar keine eindeutigen Sex-Szenen, aber der gesamte Film ist prinzipiell auch so prickelnd und sexy genug. Diese fulminante Atmosphäre scheint inzwischen so etwas wie Guadigninos Spezialität zu sein.

Zendaya, die sich spätestens mit diesem Film zum Superstar mausert, trägt praktisch den gesamten Film auf ihren zarten Schultern. Sie spielt die Power-Frau, die mehr Mumm in den Knochen hat als beide Jungs zusammen, mit so viel Verve und Dynamik, dass die beiden Herren – Mike Faist und Josh O'Connor – sich richtig Mühe geben müssen, um neben ihr zu bestehen. Sie verfügen immerhin über einen beträchtlichen Charme, der zu Beginn an junge Bernhardiner-Welpen erinnert. Dabei sticht besonders Mike Faist als Art hervor, während Josh O’Connor als Patrick vielleicht etwas weniger niedlich, aber dafür ein wenig erwachsener wirkt. Die beiden sehen gegen Zendaya aus wie zwei dumme Bubis, die das Glück oder das Pech haben, einer Frau zu begegnen, die ihnen in jeder Beziehung überlegen ist. Und sie weiß es. Besonders sympathisch ist dabei niemand von den Dreien. Aber dies ist ja auch keine romantische Komödie, sondern ein hochgradig intelligenter, oft ironisch angehauchter Film, der von der ersten bis zur letzten Minute einen sehr eigenen Zauber entwickelt: Erlebniskino pur.

 

Gaby Sikorski