Contact High

Zum Vergrößern klicken

Der österreichische Vielfilmer Michael Glawogger ist eher bekannt für globalisierungskritische Dokumentationen und beißende Satiren. Insofern überrascht sein neuer Film in vielerlei Hinsicht. Denn „Contact High“ ist eine gradlinige Komödie, um nicht zu sagen eine Klamotte, voller flacher Witze, absurd-überdrehter Situationen und viel Drogenkonsum. Ein Film für Freunde des rustikaleren Humors.

Webseite: www.contact-high.de

Regie: Michael Glawogger
Buch: Michael Ostrowski, Michael Glawogger
Kamera: Wolfgang Thaler, Attila Boa
Schnitt: Monika Willi, Christoph Brunner
Darsteller: Michael Ostrowski, Raimund Wallisch, Detlev Buck, Georg Friedrich, Pia Hierzegger, Hilde Dalik
Österreich 2009, 95 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Delphi
Kinostart: 18. Juni 2009
 

PRESSESTIMMEN:

...


FILMKRITIK:

Prinzipiell geht es in „Contact High“ um eine Tasche, die ein klassischer MacGuffin ist. Alle Beteiligten wollen sie, doch was in ihr ist erfährt niemand, man ahnt nur, dass es um besonders tolle, bewusstseinserweiternde Drogen geht. Irgendwo in Mexiko beginnt die Geschichte, ein merkwürdiger Albino, ein Zauberer, Wettermacher wird beauftragt die Tasche zu finden oder es regnen zu lassen wie noch nie. In Österreich wiederum lebt Harry (Detlev Buck) ein schwuchteliger Autohändler/ Ganove, der ebenfalls nach der Tasche verlangt. Er beauftragt den wirren Schorsch (Georg Friedrich) mit der Abholung selbiger, der den Auftrag wiederum an die beiden Imbissbetreiber Max (Michael Ostrowski) und Johann (Raimund Wallisch) weitergibt. Die haben wenig mehr im Kopf als Drogen und stehen in einer symbiotischen Beziehung, bei der der eine Drogen nimmt und der andere davon high wird. Sie machen sich auf den weg nach Krakau, um die Tasche abzuholen. Bald realisiert Harry, dass es keine gute Idee war Schorsch zu vertrauen und so überquert bald ein zweites Paar die Grenze, auf der Suche nach der Tasche. Ihnen in den Weg stellen sich polnische Polizisten und renitente Tankstellenbesitzer, pakistanische Schrotthändler, viele schöne Frauen, vor allem aber die eigene Unfähigkeit. Bis zum bizarren Happy End bedarf es also einer gehörigen Menge an Chaos und Verwicklungen.
Eine „Psychodelic Road Movie Western Komödie“ nennt Glawogger den Film und dementsprechend überladen und wirr läuft die Geschichte ab. Von Szene zu Szene wechseln die Genres, manchmal auch innerhalb einer Szene, was bisweilen überraschend, oft aber wie ein schlechter Trip wirkt. So überzeugend Glawogger auch ist, wenn er sich wie in „Slumming“ oder auch „Nacktschnecken“, in einer satirische überzeichneten Darstellung österreichischer Eigenarten übt, der klamaukige Tonfall dieses Film überzeugt nur bedingt.

In erster Linie überzeugt „Contact High“ als Kifferkomödie, wie man sie vor allem aus dem amerikanischen Kino kennt. Gerade zum Ende hin gelingen Glawogger unter tätiger Mithilfe der Computertechniker hier einige schöne, surreale Bilder, die den Bewusstseinszustand der Figuren treffend abbilden. Hier verlässt sich der Film endlich nicht mehr auf seine nicht immer pointierten Dialoge und seine grenzwertigen Albernheiten (polnische Polizisten etwa, werden im wahrsten Sinne des Wortes als Schweine dargestellt), sondern versucht die Drogenerfahrungen der Protagonisten in Bilder umzusetzen. Schade das dieser originelle Stil erst so spät Eigang in einen ansonsten eher derben, konventionellen Film findet.

Michael Meyns

 

Für den Gangster Carlos soll der Autohändler Harry eine Tasche mit geheimnisvollem Inhalt in Krakau beschaffen. Doch Harry hat keine Lust oder will sich keiner Gefahr aussetzen und schickt Schorsch. Der wiederum hat im Augenblick keinen Führerschein. Und sowieso hält er sich lieber bei Joints und Bier auf. Also beauftragt er Mao. Die allerdings muss auf die kleine Sissi aufpassen. Deshalb sollen Max und Johann den Auftrag übernehmen. Das tun sie denn auch.

Voller Entsetzen stellt Harry fest, dass Schorsch lieber Formel-1-Sendungen anschaut. Er muss also doch selbst nach Krakau. Schorsch soll mit. Nun sind sie zu viert hinter der Tasche her.

Max und Johann erfüllen ihren Auftrag zunächst ohne Schwierigkeiten. Doch als sie sich nach getaner Arbeit einen schönen Abend im Nachtleben machen wollen, wird im nachhinein die Lage komplizierter. Sie verlieben sich, verwechseln Taschen, steigen in einen (falschen) Zug ein, der nicht nach Hause, sondern nach Drogomysl fährt. Harry und Schorsch, in Krakau angekommen, gelangen tatsächlich auch einmal in den Besitz von Carlos’ Tasche – aber nicht lange.

Was als eine Art „Road Movie“ begann, löst sich gegen Schluss alles auf in psychedelische, surrealistische, rauschhafte, traumhafte Situationen. Die Sprache beginnt nun dem zu entsprechen. Dann ist von Hühner-Karmas, von Erdbeer-Küssen, von Hirn-Tsunamis oder von Anti-Materie die Rede. Die Polizisten bekommen Schweineohren, Blüten und Vögel schwirren durch die Luft. Phantasieformen und Lichtspielereien gewinnen gänzlich die Oberhand.

Regisseur Glawogger sprengt absichtlich die dramaturgischen Grenzen. High-sein ist Trumpf.

Es wäre wahrscheinlich falsch anzunehmen, dass es dafür keine Zuschauer gibt. Auch für derlei besteht sehr wohl eine „Gemeinde“.

Thomas Engel