Criminal Squad

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Stilistisch gelingt Christian Gudegast mit seinem Regiedebüt „Criminal Squad“ ein bemerkenswerter Film, erzählerisch dagegen kann er sich bis zum Ende nicht recht entscheiden, ob er seine Story von Gangstern und Polizisten als ernsthaftes Drama, leichte Muse oder irgendwo dazwischen ansiedeln möchte. Unterhaltsam ist das Ganze dennoch, zumindest wenn man nicht zu viel darüber nachdenkt.

Webseite: www.criminalsquad-film.de

Den of Thieves
USA 2017
Regie: Christian Gudegast
Buch: Paul Scheuring & Christian Gudegast
Darsteller: Gerard Butler, Jordan Bridges, Pablo Schreiber, Evan Jones, 50 Cent, O'Shea Jackson Jr., Cooper Andrews
Länge: 125 Minuten
Verleih: Concorde
Kinostart: 1. Februar 2018

FILMKRITIK:

In keiner Stadt werden mehr Banken überfallen als in Los Angeles, und Merriman (Jordan Bridges) ist einer der besten seines Fachs. Zusammen mit seiner Crew inszeniert er elaborierte Einbrüche, steigt auf komplizierte Art und Weise in eigentlich uneinnehmbare Gebäude ein und verschwindet wieder. Doch nun ist ihm der Polizist Nick (Gerard Butler) auf der Spur, ebenfalls einer der besten seines Fachs, ein unerbittlicher Cop, der sich nicht um die Regeln schert.
 
So nimmt er etwa Merrimans Fluchtfahrer Donnie (O'Shea Jackson Jr.) unerbittlich in die Mangel, zwingt ihn dazu, Merriman zu verraten und damit den nächsten, den größten Coup der Gang zu gefährden: Einen Einbruch in eine Filiale der Federal Reserve Bank, eine Bank, an der bislang alle Einbruchsversuche scheiterten. Ein atemloses Katz- und Maus-Spiel entwickelt sich, bei dem bis zum Ende offenbleibt, wer die Fäden in der Hand hält.
 
Ein brillanter Einbrecher und ein brillanter Cop: Bei dieser Konstellation denkt man unweigerlich an „Heat“, einen der großen Klassiker des amerikanischen Kinos, in dem sich Mitte der 90er Jahre Al Pacino und Robert De Niro auf den Straßen Los Angeles ein unerbittliches Duell lieferten. Immer wieder bedient sich Christian Gudegast bei Michael Manns Film, kopiert fast eins zu eins ganze Szenen und Dialoge, scheint ein veritables „Heat“-Remake zu drehen, mit dem größten Unterschied, dass seine Helden eine ganze Spur weniger cool und elegant wirken. Doch das scheinbare Duell zwischen Cop und Gangster, auf das „Criminal Squad“ zuzulaufen scheint, ist nur eine von vielen erzählerischen Finten.
 
Denn bald entwickelt sich zu einem klassischen Caper, einem Einbruchsfilm, der minutiös die Vorbereitungen und schließlich Durchführung eines geradezu absurd komplizierten Einbruchs schildert. Der besondere Dreh ist in diesem Fall, dass sowohl der Jäger als auch die Gejagten wissen, dass sie von der anderen Seite beobachtet werden, was die Geschichte zunehmend kompliziert werden lässt. Dass bei all diesen Verwirrungen auch die Logik auf der Strecke bleibt, ist wenig überraschend, ein Schicksal, dass „Criminal Squad“ mit vielen Filmen seiner Art teilt. Der Versuch, immer elaboriertere Verwicklungen zu inszenieren, immer noch eine Überraschung hinzuzufügen, um sich von ähnlichen Filmen abzuheben, nötigt es dem Zuschauer ab, oft mehr als ein Auge zuzudrücken.
 
Lässt man sich jedoch auf diese Art des Erzählens ein, die realistischerweise darauf basiert, dass viele zufällige Ereignisse eintreten, damit der Plan aufgeht, lässt man sich von Gudegast wuchtiger Inszenierung mitreißen, entfaltet „Criminal Squad“ einen ganz eigenen Sog. Unerbittlich agieren sowohl die Polizisten wie die Gangster, liefern sich auf den Straßen Los Angeles ein ausuferndes und zunehmend blutiges Katz und Maus-Spiel, an dessen Ende eine hübsche Volte steht. Ein neuer Klassiker des amerikanischen Gangsterfilms ist Cristian Gudegast hier zwar nicht gelungen, ein süffiger, stark inszenierter Genrefilm aber in jedem Fall.
 
Michael Meyns