Ein klassischer, ehrlicher Thriller aus der Zeit des Kalten Krieges. Es geht um eine hochnotpeinliche Angelegenheit: Wer ist der Verräter in der obersten Etage des britischen Geheimdienstes? Nur einer kann ihn entlarven – George Smiley. Er kennt alle Verdächtigen, er weiß um ihre Gefährlichkeit und lässt sich von nichts und niemandem beeindrucken.
Erstklassig besetzt, exzellent inszeniert und mit grandiosen Bildern kommt hier ganz großes Kino auf die Leinwand. Atemlose Spannung garantiert!
Ausgezeichnet bei dem Internationalen Film Festival in Stockholm 2011 mit dem Fipresci-Preis.
Webseite: www.damekoenigasspion.de
Originaltitel: Tinker, Tailor, Soldier, Spy
UK/Frankreich/Deutschland 2011
Regie: Tomas Alfredson
Drehbuch: Bridget O’Connor, Peter Straughan
nach dem gleichnamigen Roman von John Le Carré
Darsteller: Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, John Hurt, Toby Jones, Mark Strong, Benedict Cumberbatch
127 Minuten
Verleih: STUDIOCANAL GmbH
Kinostart: 02.02.2012
PRESSESTIMMEN:
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FILMKRITIK:
Einer muss es sein, einer von fünf Männern in der obersten Chefetage des „Circus“ – wie der Geheimdienst MI6 intern genannt wird. Einer von ihnen ist der Maulwurf, der Verräter, der für die Gegenseite arbeitet. Also macht sich George Smiley ans Werk. Beharrlich, gründlich und ohne eine Miene zu verziehen, recherchiert und ermittelt er. Um ihn herum toben Intrigen, Gerüchte über tatsächliche und vermutete Doppelagenten. George Smiley wird ausgekundschaftet, bedroht und erpresst. Aber er lässt nicht locker. Akribisch forscht er in den Unterlagen und befragt Kollegen. Er beklebt Schachfiguren mit den Fotos der Verdächtigen und bringt seine eigenen Leute in Stellung, doch kann er ihnen trauen? Ein junger Agent hat Informationen über einen Überläufer, aber ist er verlässlich? Nichts ist, wie es scheint. Der Verräter kann überall sein.
Die Story ist kompliziert, ein Puzzle, das sich aus vielen einzelnen Teilen zusammensetzt. So gehört es sich für einen Thriller. Wer John Le Carrés Bücher kennt, wird diesen Film lieben. Ebenso alle, die sich gern an die großen Klassiker der „Schwarzen Serie“ und an alte Hitchcock-Filme erinnern, in denen es um Schuld und Unschuld geht und um desillusionierte Helden. Obwohl aufwändig produziert, gibt es weder vordergründige Effekte noch übertriebene Brutalität. Stattdessen wird prickelnde Spannung geboten. Ein Film also für ein Publikum, das gern mitdenkt und nicht ins Kino geht, um hinterher über die freudvolle Zerstörung von Sachwerten zu sprechen. Sicherlich keine leichte Kost, denn die ruhigen Bilder, die langen Einstellungen und die komplexe Handlung erfordern ein gewisses Maß an Konzentration. Doch wer sich auf diesen Film einlässt, wird reich belohnt werden. Zum Beispiel mit großartigen Bildern, die bis ins letzte Detail durchkomponiert sind, durch eine sensationell gute Schnitttechnik, die dem Film bei aller Hochspannung einen klaren, ruhigen Rhythmus gibt. Die Musik ist hinreißend: wuchtig und pompös bis traurig dank Alberto Iglesias. Die Charaktere sind ebenfalls großartig durchdacht: eine Männergesellschaft, in der kein überflüssiges Wort gesprochen wird.
George Smiley ist alles andere als ein glamouröser Actionheld, der Gegenentwurf eines James Bond: ein undurchschaubarer Mann ohne Ideale, voller Skepsis den Menschen gegenüber, die ihn nicht mehr enttäuschen können, weil er jede Art von Enttäuschung schon erlebt hat. Und so spielt Gary Oldman diesen George Smiley, der mit seiner dicken Hornbrille, dem sorgfältig gezogenen Seitenscheitel und dem stoischen Gesichtsausdruck eher an einen braven Finanzbeamten als an einen erfolgreichen Geheimagenten erinnert. Ein melancholischer Pedant, der keine Freizeit zu kennen scheint und selbstverständlich auch keine Gefühle, keine Freude, kein Mitleid, keine Liebe. All das ist schon lange Vergangenheit.
Neben Gary Oldman sind weitere Stars zu bewundern, allen voran John Hurt als alter Chefagent Control, der wandlungsfähige und zwielichtige Tom Hardy sowie Colin Firth, der wie kein anderer zu lächeln vermag, ohne die Lippen auch nur einen Millimeter zu bewegen.
Den britischen Geheimdienst zeigt Tomas Alfredson als altmodische Behörde. Das muffige Gebäude erinnert eher an die Gründerzeit Ende des 19. Jahrhunderts als an die bunten 70er Jahre. Kühl, düster und blass sind die Farben, die Außenwelt bleibt ausgeschlossen, nichts ist zu spüren von Rock oder Pop und vom baldigen Aufbruch ins Medienzeitalter. Hier arbeitet eine Gemeinschaft sozial stark defizitärer Individuen, meist graue, ältere Männer in grauen Anzügen, die ständig rauchend und trinkend den Kalten Krieg verwalten. Auf der anderen Seite, beim sowjetischen KGB, sitzen die gleichen Männer, ebenfalls rauchend und trinkend, mit derselben Aufgabe.
Einer von ihnen treibt ein falsches Spiel. Und das darf nicht geduldet werden, denn das Gleichgewicht der Kräfte muss erhalten bleiben, sonst droht der nächste Weltkrieg. Doch wie im Thriller üblich, ist auch hier der Weg das Ziel. Denn letztlich geht es nicht um die Person des Verräters, sondern um den, der ihn sucht. Und der ihn findet, weil er seinem Widersacher einen winzigen Schritt voraus ist. Es ist ein Spiel, ein gefährliches Spiel …
Ein toller Film!
Gaby Sikorski
1972/73 beim britischen Geheimdienst. In Budapest soll ein Überläufer gefunden, gestellt und befragt werden. Doch die Sache ist alles andere als geheim, sie fliegt auf, russische KGB-Leute sind am Werk, der zuständige britische Agent Jim Prideaux wird schwer angeschossen und danach vermutlich entführt.
Für die Londoner Zentrale M16, „Circus“ genannt, ist das ein Schock. Hätte nie und nimmer passieren dürfen. Dem Chef, „Control“ ist der Deckname, bleibt nichts anderes übrig als seinen Hut zu nehmen. Mit ihm muss außerdem sein engster Vertrauter und ein Spitzenagent, George Smiley, gehen, obwohl er mit der Panne eigentlich nichts zu tun hatte.
Warum wird Smiley einige Monate später gebeten, wieder einzusteigen? Weil der Verdacht aufkommt, dass in der M16 ein Maulwurf des KGB sein Spiel treibt, einer, der Smileys russischem Gegenspieler Karla in die Hände arbeitet.
Ist der Verdacht berechtigt – und wer kommt als Doppelagent in Frage? Etwa Percy Alleline, die Nummer zwei im „Circus“, der (vor allem von Smiley) etwas argwöhnisch betrachtet wird, nicht zuletzt weil er unschätzbare Informationen an die Amerikaner weitergibt? Bill Haydon, fähig und charmant, aber auf der Seite von Alleline? Roy Bland, bekannt für seine verdeckten Einsätze im Ostblock, aber ebenfalls auf Allelines
Seite, wenn es darum geht, die eigene Karriere zu fördern? Toby Esterhase, der gern seine Loyalität wechselt? Ricki Tarr, der verdeckt in Istanbul arbeitet? Oder gar die trinkfeste Connie Sachs mit dem gefährlichen Talent, feindliche Spione aufzuspüren?
Jetzt geht das Suchen los, das Verdacht erheben, das Misstrauen, das Aufspüren, das Schlüsse ziehen, das Irren – eine ungute chaotische Situation.
Streng, kühl, systematisch, fast nur hinter geschlossenen Türen, auf Fluren, an geheimen Orten spielend ist das (gut) inszeniert. Die Stimmung ist die ganze Zeit unterkühlt, die sich ständig begegnenden Akteure beäugen sich, halten nichts Gutes voneinander. Selten bricht der Film in richtige „Kinobilder“ aus.
Doch Eindruck hinterlässt er auf jeden Fall, auch weil in diesem auf einen Roman von John le Carré gestützten
„Männerfilm“ fähige und verdienstvolle Darsteller verpflichtet werden konnten: John Hurt beispielsweise als „Control“, Gary Oldman als Smiley, Colin Firth als Bill Haydon, Tom Hardy als Ricki Tarr oder Toby Jones als Percy Alleline.
FIPRESCI-Preis beim Filmfestival Stockholm.
Thomas Engel