Das erste Omen

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Ein Prequel hat per se schon das Problem, etwas zu erzählen, was dem Publikum gemeinhin bekannt ist. Vielleicht nicht in allen Einzelheiten, aber doch im Groben. Überraschen kann man eigentlich nur, wenn der Kanon aufgebrochen wird, aber dann stellt sich die Frage: Welchen Zweck erfüllt der Film überhaupt noch? Das gilt auch für „Das erste Omen“, der Ereignisse aus „Das Omen“ (1976) aushebelt.

Webseite: https://www.disney.de/filme

The First Omen
USA 2024
Regie: Arkasha Stevenson
Buch: Tim Smith, Arkasha Stevenson, Keith Thomas
Darsteller: Nell Tiger Free, Ralph Ineson, Sonia Braga, Bill Nighy, Charles Dance

Länge: 115 Minuten
Verleih: 20th Century
Kinostart: 11. April 2024

FILMKRITIK:

Eine junge Nonne, die erst noch ihr Gelübde ablegen muss, kommt nach Rom und arbeitet dort in einem von Nonnen geführten Waisenhaus. Sie interessiert sich besonders für die kleine Carlitta, die von den anderen Nonnen schlecht behandelt und oft weggesperrt wird. Weil sie böse sein soll, wie die Nonnen sagen. Aber tatsächlich hat der Klerus mit Carlitta etwas ganz anderes vor. Ein elaborierter Plan wird seit Jahren verfolgt, für dessen Gelingen die Geburt eines männlichen Kindes notwendig ist.

Die Idee eines Prequels zu „Das Omen“ ist insofern schon fragwürdig, weil nichts relevant Neues erzählt werden kann, aber auch, weil es bei Erfolg keine Fortführung erlaubt, schließt der neue Film doch direkt an den alten an. Es dürfte aber wohl auch kein Problem sein, da nur schwer vorstellbar ist, dass „Das erste Omen“ an der Kinokasse groß abräumt. Denn der Film ist extrem langsam erzählt. Fast schon zäh.

Die Regisseurin Arkasha Stevenson hat recht gelungen versucht, das Flair der 70er Jahre einzufangen – auch inszenatorisch. Aber das Problem ist ein ziemlich lahmes Skript, das als fertiger Film so anmutet, als wäre im Nachgang noch einiges verändert worden – bis hin zu dem extrem holprigen Epilog, der für die Handlung sinnfrei ist.

Bar jeder Sinnhaftigkeit ist aber auch, ein Prequel zu machen, das nicht mit dem Originalfilm harmoniert. „Das erste Omen“ spielt 1971, „Das Omen“ war ein zeitgenössischer Film und spielte darum wohl 1976. Aber das Kind Damien kam schon als Baby zu den Thorns. Eine weitere Diskrepanz: In Richard Donners Film aus den 70er Jahren wird erklärt, dass Damiens Mutter ein Schakal war. In „Das erste Omen“ ist seine Mutter aber nun definitiv ein Mensch. Die Verbindung zum Original wird aber auch gesucht, weil am Ende ein Foto von Gregory Peck gezeigt wird.

Beide Filme schließen damit nicht aneinander an. Es gibt einen Bruch, der nicht erklärbar ist. Aber auch wenn man sich daran nicht stört, präsentiert sich „Das erste Omen“ als wenig erquicklich. Er bedient sich zahlreicher Klassiker, darunter auch „Rosemaries Baby“, und erzählt eine Geschichte, die die Kehrseite dessen ist, was man gerade erst in „Immaculate“ gesehen hat – nur dass der Film kürzer, knackiger und besser ist.

 

Peter Osteried