Das Erwachen der Jägerin

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In den USA spielte der Film in den ersten zwei Wochen weniger als zwei Millionen Dollar ein – und das bei Kosten von 26 Millionen Dollar. „Das Erwachen der Jägerin“ ist ein massiver Flop für Daisy Ridley, die froh sein kann, dass sie bald schon wieder Rey Skywalker im nächsten „Star Wars“-Film ist. Tatsächlich hat der Film massive Schwächen, so schlecht, wie das Kinointeresse vermuten lässt, ist er aber nicht.

Webseite: https://tobis.de/

The Marsh King’s Daughter
USA 2023
Regie: Neil Burger
Buch: Elle Smith, Mark L. Smith
Darsteller: Daisy Ridley, Ben Mendelsohn, Brooklynn Prince

Länge: 109 Minuten
Verleih: Tobis
Kinostart: 21. Dezember 2023

FILMKRITIK:

Helena wächst mitten im Wald mit ihrem Vater und ihrer Mutter auf. Er bringt ihr alles über das Jagen und das Überleben in der Wildnis bei. Als sie etwa zehn Jahre alt ist, gelingt es ihrer Mutter, mit ihr zu fliehen. Denn Helenas Vater Jacob hat ihre Mutter entführt und in die Wildnis verschleppt. Helena will das erst nicht wahrhaben, muss aber akzeptieren, dass der Mann, den sie liebte, von allen als Monster gesehen wird. Jahrzehnte später hat sie sich unter neuem Namen ein neues Leben aufgebaut, mit einem Mann und einer Tochter. Doch dann kann ihr Vater entkommen. Helena ist sicher, dass er sie suchen wird …

Die Romanverfilmung ist nicht so gut, wie sie sein könnte, was vor allem daran liegt, dass die Geschichte immer den erwartbaren Weg geht. Das ist schon bei den ersten Szenen evident, wenn man merkt, dass die Mutter verängstigt ist, und später dann auch, wenn alle denken, dass Jacob tot ist, aber natürlich noch lebt. Dass er dann seine Familie wiederhaben will, ist auch das pure Klischee. Die Geschichte ist es darum nicht, die für den Film spricht. Es sind die tollen landschaftlichen Aufnahmen, vor allem aber auch die beiden Hauptdarsteller.

Während Ben Mendelsohn nicht tief in seinem Repertoire wühlen muss, um einen Mann wie Jacob so zu spielen, dass er verabscheuungswürdig ist, ist das differenziertere Spiel Daisy Ridley vorbehalten. Sie ist es, derentwegen „Das Erwachen der Jägerin“ durchaus in gewisser Weise sehenswert ist. Denn sie spielt Helena als eine Frau, die immer Schwierigkeiten hatte, mit der Zivilisation zurechtzukommen, die sich schwertut, jemandem zu vertrauen, die verschlossen und immer auf der Hut ist. Ridley spielt das subtil. Sie ist sorgsam in ihrem Porträt. Helena ist eine zutiefst verletzte Frau, die sich an das erinnern muss, was ihr Vater ihr beigebracht hat, um die eigene Tochter zu retten.

Ihre innere Zerrissenheit, dass sie einen Mann liebt, der von allen verabscheut wird, ist mitreißend gespielt. Sie hat auch die Physis, um diese Rolle zu spielen. Es ist also nicht so, dass „Das Erwachen der Jägerin“ langweilig wäre. Nein, er hat nur hier und da Längen, aber auch Momente starken Schauspiels. Wenn nur die Geschichte ein wenig unkonventioneller wäre. Es gibt vereinzelt Momente, da blitzt die Hoffnung auf, dass die Story in eine andere Richtung geht, aber die vergehen schnell wieder. Was bleibt, ist ein starkes Schauspieler-Duo, das vor schöner Kulisse mit einem Drehbuch kämpft, das sie alle zurückhält.

 

Peter Osteried