Das grosse Los – 1 Insel, 40 Bewohner, 2 Betrüger

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Wer träumt nicht vom großen Los, vom Gewinn im Lotto, der ein sorgenfreies Leben ermöglichen würde? Die beiden alten Freunde, die im Mittelpunkt von Hervé Mimrans Komödie „Das große Los – 1 Insel, 40 Bewohner, 2 Betrüger“ stehen, tun das auf jeden Fall und ergreifen die Gelegenheit beim Schopf, als sie erfahren, dass auf ihrer Insel jemand das große Los gezogen hat. Nur wer?

À l'ancienne
Frankreich 2024
Regie: Hervé Mimran
Buch: Igor Gotesman, William Gotesman, Carine Prévôt, Hervé Mimran, nach dem Drehbuch zu „Lang Lebe Ned Devine“ von Kirk Jones
Darsteller: Didier Bourdon, Gérard Darmon, Chantal Lauby, Laurent Capelluto, Paloma Coquant, Yoann Eloundou

Länge: 89 Minuten
Verleih: Studiocanal
Kinostart: 10. April 2025

FILMKRITIK:

Ruhig und beschaulich läuft das Leben auf der kleinen Insel vor der Bretagne ab, auf der die beiden alten Freunde Henri (Gérard Darmon) und Jean-Jean (Didier Bourdon) leben. Seit Urzeiten, so wie fast alle anderen Bewohner, denn viel zu tun gibt es hier nicht. Der Wind bläst den wenigen Bewohnern um die Ohren, in der örtlichen Kneipe kann man ein wenig Zeit verbringen und auf das Boot warten, das nur noch einmal pro Woche eine Verbindung zur Außenwelt herstellt.

Eine der wenigen spannenden Beschäftigungen ist das Lottospiel, das nicht nur die beiden Freunde mit schöner Regelmäßigkeit betreiben. Glück haben sie allerdings noch nie gehabt. Doch dann erfahren sie durch Zufall, dass ein anderer Bewohner der Insel das große Los gezogen hat. Nur wer?

Bevor eine Angestellte der Lotto-Gesellschaft auf die Insel kommt, um den Gewinner ausfindig zu machen, setzen Henri und Jean-Jean detektivisches Gespür ein – und stoßen auf eine Leiche. Im Moment des Glücks per Herzinfarkt gestorben, mehr Pech kann man kaum haben. Doch des einen Pechs ist des anderen Glücks und so beschließen die beiden Freunde, den Lottoschein selbst einzulösen. Doch dafür brauchen sie natürlich einen Ausweis, den sie in einem arg heruntergekommenen Viertel auf den Festland erwerben wollen. Nicht das einzige Hindernis auf dem Weg zu Wohlstand und Glück.

Falls sich die Handlung von Hervé Mimrans „Das grosse Los – 1 Insel, 40 Bewohner, 2 Betrüger“ mehr als bekannt anhört dann ist das kein Zufall: Die englische Komödie „Lang Lebe Ned Devine“ diente als Inspiration, um nicht zu sagen Vorlage, die fast identisch übernommen wurde. Der Ausflug aufs Festland ist eine der wenigen größeren Szenen, die sich Mimran und seine diversen Drehbuchautoren selbst ausgedacht haben, ansonsten folgen sie der 1998 von Kirk Jones geschrieben und inszenierten Vorlage sehr genau.

Aber warum auch nicht, schließlich überzeugte die sanft melancholische Komödie schon damals durch feinen Humor und eine Geschichte, in der die Dorfgemeinschaft sich im Lauf des Films tatsächlich als Dorfgemeinschaft erwies. Fast dasselbe lässt sich nun auch über „Das grosse Los – 1 Insel, 40 Bewohner, 2 Betrüger“ sagen, der seine Figuren als urige Typen zeichnet, die nicht aus Geldgier oder anderen niederen Motiven handeln, sondern einfach dem Wink des Schicksals folgen.

Wenn dann am Ende nicht nur Henri und Jean-Jean einen Teil des enormen Gewinns – dank der Inflation beläuft sich der inzwischen auf 57 Millionen Euro – abbekommen, sondern alle Inselbewohner Anteil haben, ist das heute wie damals das sympathische Finale einer sanften Komödie. An die Originalität des Originals kommt das Remake zwar nicht heran, als Variation funktioniert Hervé Mimrans Komödie aber gut.

 

Michael Meyns