Das Kanu des Manitu

Mit 11,7 Millionen Besuchern und 65 Millionen Euro Umsatz an den Kinokassen ist „Der Schuh des Manitu“ bis heute der erfolgreichste deutsche Kinofilm seit Beginn der offiziellen Zählung anno 1968. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem Coup geht die Winnetou-Parodie von Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller Michael Bully Herbig in die zweite Runde. Kann das Comeback des Kino-Königs gelingen in Zeiten, in denen man nicht mehr „Indianer“ sagen darf? Und in denen Bully sich bisweilen den Schuh der Homophobie hat anziehen müssen? Deutschlands größter Kino-Clown und Ausnahme-Comedian erweist sich als selbstbewusst unbekümmert: Herbig haut lustvoll auf die Pointen-Pauke, zündet ein durchgängiges Gag-Feuerwerk und sorgt so für ein überaus kurzweiliges Lustspiel-Vergnügen. Großes Indianer-Ehrenwort!

 

Über den Film

Originaltitel

Das Kanu des Manitu

Deutscher Titel

Das Kanu des Manitu

Produktionsland

DEU

Filmdauer

108 min

Produktionsjahr

2025

Produzent

Herbig, Michael Bully

Regisseur

Herbig, Michael Bully

Verleih

Constantin Film Vertriebs GmbH

Starttermin

14.08.2025

 

„Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden“ – diese Aussage avancierte damals zum geflügelten Wort. Klar, dass der Kult-Spruch diesmal nicht fehlt. Erst ziemlich gegen Ende zwar, dafür mit einer etwas anderen Wendung. Zum Auftakt gibt es, bereits in der ersten Minute, eine Anspielung auf den „alten weißen Mann“. Da dürfte den Sprachpolizisten der Woke-Brigaden wohl das Lachen schnell vergangen und sie lässig entwaffnet worden sein. Noch vergnüglicher gerät die schwule Figur des Winnetouch. Er tritt auf als Sympathieträger, Held und Herzensbrecher. Von vermeintlicher Homophobie keine Spur. „Für mich war der Winnetouch immer die charmanteste, die emanzipierteste Figur von allen, weil er sich damals vor 20 Jahren in dem Film um nichts geschissen hat“, erklärt Bully. Der queere Zwilling des Häuptlings betreibt mittlerweile statt der Beautyfarm Puder-Rosa-Ranch sehr erfolgreich die Tanzschule Rosa-Rumba-Ranch, in der auch Degenfechten gelehrt wird.

Die Story selbst passt auf den berühmten Bierdeckel: Abahachi, der Häuptling der Apachen (Michael Bully Herbig), und sein weißer Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) werden erst für Eisenbahnräuber gehalten und obendrein von einer bösen Bande in eine Falle gelockt. Es geht um das titelgebende, sagenumwobene „Kanu des Manitu“, von dem sich der irre Ölbaron (Sky Dumont) ein irres Vermögen erhofft. Zum Glück gibt es tatkräftige Unterstützung von Rangers cleverer Tochter Mary (Jasmin Schwiers). Auch deren schwer verknallter neuer Schwarm, der liebenswerte Grieche Dimitri (Rick Kavanian) hilft mit, der „Sieben-Geislein“-Gang ein Bein zu stellen.

Im Unterschied zum Original hat Herbig diesmal ein weitaus größeres Budget, das nicht nur ein hochkarätiges Ensemble, sondern zudem echte production values möglich macht. Sei es die aufwändige Suche in der Höhle oder pure Action mit einer rasenden Eisenbahn. So kommen zum Western, zur Komödie, zur Romanze noch der Abenteuerfilm, selbst für ein paar Musical-Einlagen ist auf dieser Achterbahn noch genügend Platz.

Der neue Prunk hat der Liebenswürdigkeit keineswegs geschadet. Rick Kavanian gibt den Wortverdreher-Künstler so unbeschwert, wie einst in der „Bullyparade“. In diesem „Kanu“ sitzen läppischer Slapstick, kluger Humor und banaler Blödsinn einträchtig nebeneinander. Ebenso harmonisch wirkt das sichtlich gut aufgelegte Ensemble, das sich gelassen die Pointen-Bälle zuwirft. Zum guten Schluss nach einem überaus kurzweiligen Vergnügen gibt es nochmals eine entspannte Ansage an verbissene Woke-Pharisäer. Denn da spricht der weise alte Indianer: „Hier wird keiner nach seiner Herkunft beurteilt!“.

 

Dieter Oßwald

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