Für Wein-Fans ein absolutes Muss: Die Dokumentation über die berühmte spanische Weinregion Rioja macht Appetit – nicht nur auf den Wein von dort, sondern auch darauf, diesen Teil Spaniens selbst zu erforschen und die Menschen näher kennenzulernen, die sich mit Leidenschaft und großem Einsatz dem Weinbau widmen.
Der Film versucht, die Vielfalt der Weine und Weingüter in schönen Bildern quer durch die Jahreszeiten festzuhalten und nebenbei die Geschichte dieser Weinregion zu erzählen, in der zwar schon seit Tausenden von Jahren Wein angebaut wird.
Dokumentarfilm
Originaltitel: Rioja, la tierra de los mil vinos
Webseite: https://www.neuevisionen.de/de/filme/das-land-der-tausend-weine-150
Spanien, 2023
Buch, Regie und Kamera: José Luis Lopez-Linares
Musik: Jorge Magaz
Länge: 104 Minuten
Verleih: Neue Visionen
Start: 26. September 2024
FILMKRITIK:
Spanische Weine haben seit jeher einen guten Ruf, und einige Weine aus der Region Rioja gelten als gleichwertig im Vergleich zu den großen Rotweinen aus dem Bordeaux – der Wiege des modernen Rotweinanbaus. Von Bordeaux aus kamen auch im 19. Jahrhundert französische Winzer nach Spanien. Die Reblaus hatte praktisch sämtliche Weinreben in Frankreich befallen – und so brachten die französischen Winzer modernes Knowhow und neue Techniken in die Region Rioja am Fluss Ebro im Norden Spaniens, wo es zwar bisher schon viel Weinanbau gegeben hatte, allerdings in einem eher bescheidenen Umfang. Unter dem bordelaisischen Einfluss entstanden dann einige der hochherrschaftlichen Weingüter, die – ähnlich wie die Chateaus im Bordeaux – bald einen sehr guten Ruf genossen. Doch auch hier begann bald die Reblaus zu wüten, was den gesamten europäischen Weinanbau nachhaltig veränderte.
Heute reicht die Palette der Betriebe, in denen aus den vollreifen Trauben Wein gekeltert wird, von der winzigen Bodega, wo der Wein noch immer in großen Bottichen von fröhlichen Freiwilligen mit den Füßen gestampft wird, bis zu riesigen Weingütern mit endlosen Fassreihen. Der durchaus auch informative Film von José Luis Lopez-Linares zeigt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Weingütern, und er bemüht sich, zumindest in Ansätzen, auch die Menschen zu zeigen, die dahinterstecken. Sie alle brennen in Leidenschaft für guten Wein, egal, ob sie die Edelgastronomie beliefern oder vorbeireisende Touristen mit ihren Kreationen erfreuen. Linares lässt viele, sehr viele Winzerinnen und Winzer zur Sprache kommen – eine unüberschaubare Menge von Menschen. Sie führen durch ihre Weinberge und Weingärten, die sich im Laufe des Films immer mehr gleichen. Manche Reben sind schon an die 100 Jahre alt, und hier macht das Alter tatsächlich viel aus, denn je älter die Reben, desto besser der Wein. Zusätzlich tauchen noch einige Experten auf wie der bekannte Weinjournalist und „Master of Wine“ Tim Atkin. Und es gibt tatsächlich Bilder eines vertikalen Weintastings, bei dem eine Schar andächtiger Herren Weine aus dem 19. Jahrhundert aus der Rioja probiert.
Eingestreut in die nicht immer kurzweilige Reise durch die Region und durch die unterschiedlichsten Weingüter wird die Geschichte des Anbaugebietes Rioja erzählt. Und da wird’s dann richtig interessant. Nebenbei geht es um die wichtigsten Rebsorten – der Tempranillo ist ja inzwischen auch hierzulande recht bekannt –, aber auch um den „weißen Rioja“, der in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt, und um den handwerklichen und biodynamischen Weinbau, dessen Produkte inzwischen immer mehr gefragt sind.
Wer sich für Wein interessiert, wird hier vieles erfahren, auch manches Neue. Und wer weiß … bei einem Gläschen Rioja passend zum Kinoabend könnten sich vielleicht auch noch ein paar neue Wein-Aficionados finden.
Gaby Sikorski