Das Land meines Vaters

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Edouard Bergeon hat die Geschichte seiner Familie schon im Jahr 2012 als Dokumentation verarbeitet. Es ist die Geschichte seines Vaters, eines Bauern, der 1996 den Hof seines Vaters übernimmt und dafür seinen Traum von Amerika aufgibt. Was ihn erwartet, ist ein hartes Leben voller Schulden, ein arbeitsreiches Leben, aus dem es für ihn irgendwann nur noch einen Ausweg gibt. „Das Land meines Vaters“ ist ein schöner, aber auch wehmütiger Film.

Website: https://www.weltkino.de/filme/das-land-meines-vaters-2

Au nom de la terre
Frankreich 2019
Regie: Edouard Bergeon
Buch: Edouard Bergeon, Emmanuel Courcol, Bruno Ulmer
Darsteller: Guillaume Canet, Veerle Baetens, Anthony Bajon
Länge: 103 Minuten
Verleih: Weltkino
Kinostart: 18.11.2021

FILMKRITIK:

Pierre Jarjeau (Guillaume Canet) hat in den USA auf einer großen Ranch gearbeitet, kehrt nun aber nach Frankreich zurück, um den Hof seines Vaters zu übernehmen. Die Kosten dafür sind hoch, die Pacht auch, und die Pläne, die Jarjeau entwickelt, gehen nur selten auf. Es ist ein hartes, arbeitsintensives Leben, immer getrieben von Schulden, die nicht weniger zu werden scheinen. Das führt Jarjeau an den Rand dessen, was er ertragen kann.

Nach der Dokumentation „Le fils de la terre“ aus der Reihe „Infrarouge“ fand Edouard Bergeon mit dem Produzenten Christophe Rossignon einen Mann, der genau weiß, wovon er hier erzählte. Denn auch Rossignon ist der Sohn eines Bauern, und er sah das Potenzial der Familiengeschichte der Bergeons für das Kino. So begann Bergeon zusammen mit Emmanuel Courcol und Bruno Ulmer das Schreiben des Drehbuchs. Mit „Das Land meines Vaters“ setzt er seinem Vater nun ein Denkmal, macht aber auch auf die harten Umstände aufmerksam, unter denen Bauern – und zwar nicht nur in Frankreich – heutzutage leben und arbeiten.

Der Film ist im Grunde zweigeteilt. Zuerst erzählt Bergeon von seinem noch relativ jungen Vater, der den Hof übernimmt und mit moderner Bewirtschaftung mehr daraus machen will, als es seinem Vater möglich war. Dieser Teil der Geschichte befasst sich auch mit dem Generationenkonflikt und mit dem ewigen Konflikt zwischen Tradition und Modernisierung. In diesen Momenten ist „Das Land meines Vaters“ noch hoffnungsvoll. Alles ist noch möglich, die Welt scheint dem Mann und seiner Familie offenzustehen.

Doch der zweite Teil dieser Geschichte ist ungleich düsterer. Die Schulden häufen sich, es wird noch mehr Arbeit und Jarjeau sieht sich aus diesem Sumpf, der ihn zu verschlucken droht, nicht mehr hinaus. Als dann noch ein Stall abbrennt, zerbricht auch etwas in Jarjeau.

Bergeon scheut nicht davor zurück, den Verfall seines Vaters zu dokumentieren, zu zeigen, wie die Depression ihn in ihren Klauen hatte und der schwarze Hund ihn nicht mehr losließ. Eine der schmerzhaftesten Szenen ist, als Jarjeau einen Moment der Klarheit hat, als er sich entgegen seiner vorherigen Entscheidung durchringt, doch zu einer Hochzeit zu gehen, es dann aber nicht, weil er zu spät dran ist, weil er unrasiert und ungepflegt ist, weil er selbst inmitten seiner Familie zu einer Art Paria geworden ist. Das sind tief schneidende Szenen. Solche, die auch beim Zuschauer Eindruck hinterlassen.

„Das Land meines Vaters“ endet mit einer düsteren Note. Mit einem Leben, das nicht war, was es hätte sein können. Mit einem Menschen, der sich aus der Verzweiflung nicht mehr herausgesehen hat. Der Film ist das Porträt eines Mannes, der alles verliert – am Ende auch sich selbst. Wenn Bergeon am Ende dann noch eine Videoaufnahme seines Vaters zeigt, ist man den Tränen nah.

Peter Osteried