Der dritte Gast

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Drop-out Cinema hat ein Herz für kleine, deutsche Indie-Produktionen. Das hat der Verleih immer wieder bewiesen. Dieses Jahr bringt er „Der dritte Gast“ in die Kinos. Eine Perle ist dieser Film aber nicht. Die Geschichte eines Paares in einem verlassenen Hostel ist zu fahrig, zu holprig, zu dünn, als dass es ihr gelingen würde, das Publikum hineinzuziehen.

Webseite: https://dropoutcinema.org/archive/4541/

Deutschland 2024
Regie: Malte Wirtz
Buch: Malte Wirtz
Darsteller: Tim-Fabian Hoffmann, Sebastian Kolb, Merle Peters, László Nagy

Länge: 73 Minuten
Verleih: Drop-out Cinema
Kinostart: 7. März 2024

FILMKRITIK:

Ein junges Paar ist von zuhause weggelaufen. Das Ziel ist ein heruntergekommenes Hostel, in dem die Beiden auch erstmals miteinander schlafen wollen. Sie sind die einzigen Gäste, wie ihnen der Rezeptionist sagt. Er zeigt ihnen ihr Zimmer, erklärt, dass sie überall im Hostel hinkönnen, nur ein Raum ist tabu: das schwedische Zimmer. Obwohl sie alleine in dem Hostel sein sollen, gibt es noch einen dritten Gast. Was hat es mit ihm auf sich?

Das klingt nach Genre-Unterhaltung. Klar, nach Horror mit Arthaus-Anstrich. Aber Autor und Regisseur Malte Wirtz macht daraus nichts. Die beiden Hauptfiguren sind nicht nur unterentwickelt, eine Charakterisierung findet praktisch gar nicht statt. Was sie hierhergetrieben hat – außer, dass sie poppen wollen – bleibt unklar. Überhaupt: Dass Beide einander lieben, ist auch eher behauptet, als spürbar. László Nagy spielt den Rezeptionisten. Das ist die dankbarste Rolle. Weil er angemessen bizarr ist – in der Art, wie er redet, in seinem Habitus, in einfach allem.

Dann ist da noch der dritte Gast. Ist es der Tod? Möglich, das Schachspiel mit dem Rezeptionisten könnte darauf verweisen. Aber alles bleibt ungreifbar. Kameratricks werden über Gebühr strapaziert, die Tristesse des Ortes wird ausgekostet, und dann gibt es noch ein paar Filmaufnahmen von vor etwa 100 Jahren. Unterlegt mit einem Off-Kommentar des Rezeptionisten.

Aber auch hier gilt: Was es damit auf sich hat, mag Malte Wirtz wissen, aber er schafft es nicht, es dem Zuschauer näherzubringen. Sicherlich muss in einem Film nicht alles haarklein erklärt werden. Aber es sollte schon zumindest eine Form von Hinweisen geben. Eine Art von Erklärung. Stattdessen: nichts. Nur eine fahrige, holprige Inszenierung, die nie auf den Punkt kommt und den Zuschauer einfach im Stich lässt.

Spannend ist der Film nicht, auch nicht faszinierend. Er hat praktisch nichts, das für ihn spricht. Und: Technisch ist er mau. Der Ton ist derartig schlecht abgemischt, dass Dialoge häufig kaum zu verstehen sind. Aber Essenzielles wird hier ohnehin nicht zum Besten gegeben.

Am Ende bleibt nur die Erkenntnis, dass 73 Minuten verdammt lang sein können.

 

Peter Osteried