Der Fuchs

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Autor und Regisseur Adrian Goiginger widmet sich mit „Der Fuchs“ erneut der eigenen Familienhistorie. Nachdem er sich in seinem Regiedebüt „Die Beste aller Welten“ mit seiner Mutter befasste, steht in seinem neuen Film sein Urgroßvater im Fokus. Man könnte „Der Fuchs“ leicht für einen Kriegsfilm halten, er ist es aber nicht. Vielmehr geht es um eine ungewöhnliche Freundschaft, die ein österreichischer Soldat mit einem Fuchs schließt.

Website: https://www.alamodefilm.de/kino/detail/der-fuchs.html

Deutschland / Österreich 2022
Regie: Adrian Goiginger
Buch: Adrian Goiginger
Darsteller: Simon Morzé, Karl Markovics, Adriane Gradziel

Länge: 118 Minuten
Verleih: Alamode
Kinostart: 13. April 2023

FILMKRITIK:

Österreich zur Mitte der 1920er Jahre. Aus der Not heraus gibt der Bergbauer Streitberger seinen Sohn Franz in die Obhut eines Großbauern. Als Franz volljährig wird, wird er aus der Knechtschaft entlassen. Seinem Vater kann und will er nicht verzeihen. Arbeit findet er nicht, weswegen er sich dem Bundesheer anschließt. Doch auch bei den Kameraden bleibt er ein Einzelgänger. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs dient auch Franz an der Front. Da findet er im Wald einen verletzten Fuchswelpen, dem er sich annimmt. Mit dem Fuchs im Schlepptau tritt er als Motorradkurier die Fahrt zur Front an …

„Der Fuchs“ ist ein Film, der an die Nieren geht. Nicht, weil er das Sterben auf der Leinwand zeigen würde oder ähnliches, sondern weil er von extremer Armut erzählt. Von Entfremdung innerhalb einer Familie. Von einem Mann, der seinen Platz im Leben erst findet, als er über den Fuchs stolpert und sich um ihn kümmert. Die Rolle wird brillant von Simon Morzé („Der Traffikant“) gespielt. Er meistert den Dialekt, vor allem aber ist es sein intensiver Ausdruck, der den Zuschauer immer wieder tief bewegt.

Das ist, was Franz auch befreit. Er ist sozial gehemmt, bleibt für sich, schafft es nicht, Teil der Gruppe zu werden und zieht so auch Feindseligkeiten auf sich. Aber im Umgang mit dem Fuchs findet er seinen inneren Frieden.

Das übrige Ensemble ist gut, aber steht hinter Morzé zurück. Mit einer Ausnahme: Karl Markovics. Der ist als alternder Vater eindringlich. Es gibt eine besonders starke Szene, die die schauspielerische Wirkmacht des Österreichers offenbart. Seine Figur erzählt dem kranken Sohn eine Geschichte über einen Mann, der den Tod überlistet hat. Das geschieht übrigens in starkem Dialekt – hier sind sogar Untertitel vorhanden.

Auch technisch ist der Film hochinteressant. Er wird nicht nur im Format 4:3 präsentiert, sondern hat auch die abgerundeten Ecken, wie sie mit Filmen und Fotos jener Zeit verbunden werden. Im Grunde hätte man sich noch für eine schwarzweiße Präsentation entscheiden müssen. Gut ist der Film aber ohnehin in jeder Beziehung.

 

Peter Osteried