Der geilste Tag

Zum Vergrößern klicken

Zwei Männer, die die letzten Tage ihres Lebens zu etwas ganz Besonderem machen wollen - klassisches Motiv eines Road Movies, das zur Sinnsuche und Selbstfindung wird. Deutlich knüpft Florian David Fitz mit seiner zweiten Regiearbeit "Der geilste Tag" an seinen großen Erfolg "Vincent will Meer" an, dessen Charme er aber nur in Momenten erreicht.

Webseite: www.facebook.com/DER-GEILSTE-TAG

Deutschland 2015
Regie, Buch: Florian David Fitz
Darsteller: Matthias Schweighöfer, Florian David Fitz, Alexandra Maria Lara, Andreja Schneider, Tatja Seibt
Länge: 110 Minuten
Verleih: Warner
Kinostart: 25. Februar 2016
 

FILMKRITIK:

Gleich die erste Szene scheint das Ende der Reise vorwegzunehmen: Auf einer Klippe, am Ende der Welt, sitzen sich Benno (Florian David Fitz) und Andi (Matthias Schweighöfer) gegenüber, Benno hält Andi eine Pistole an den Kopf, Schwarzblende, im Off fällt ein Schuss.  Wie es zu dieser Situation kam wird im Folgenden erzählt: In einem Hospiz treffen die konträren Charaktere  Benno und Andi aufeinander: Benno, ein Rumtreiber, Kleinkrimineller, extrovertiert, aber emotional verschlossen. Andi, ein hypochondrischer, übersensibeler, verhinderter Pianist. Was die beiden Mitdreißiger verbindet: Sie werden bald sterben, Benno an einem Gehirntumor, Andi an einer Lungenembolie.

Doch einfach auf den Tod zu warten kommt für Benno nicht in Frage: Er überredet Andi dazu, noch einmal etwas zu erleben, ihre letzten Tage zu etwas ganz besonderem zu machen, kurz: Den geilsten Tag zu erleben. Einen Kredit aufzunehmen (den man ja aus offensichtlichen Gründen nicht zurückzahlen müsste) erweist sich zwar als schwierig, doch dank der Möglichkeit, auf Pump einzukaufen und die Ware anschließend an Hehler weiterzugeben, kommt das Duo zu genug Geld, um nach Afrika zu reisen. Nicht ganz zufällig, denn im fernen Südafrika lebt inzwischen Bennos Ex-Freundin mit der gemeinsamen Tochter, die Benno noch nie gesehen hat. Was genau er dort will, weiß Benno zwar auch nicht, doch die lange Reise bringt ihn langsam einer Antwort näher.

Fast ist man geneigt von "Der geilste Tag" als Remake von "Knocking on Heavens Door" zu sprechen, in das Florian David Fitz als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion noch Elemente seines eigenen Drehbuchs zu "Vincent will Meer" eingefügt hat. Dass der sterbenskranke Andi ein Blog führt, auf dem er sein dahinsiechen beschreibt, erinnert wiederum deutlich an das Projekt des "Tschick"-Autors Wolfgang Herndorf, der seine letzten Monaten ebenfalls auf diese Weise öffentlich machte.

Der Aspekt des Öffentlich machen von Privatem führt aber auch zum interessantesten Aspekt von "Der geilste Tag", dem Wunsch nach Berühmtheit, durch die das eigene Leben und Schaffen erst Wert bekommt. Danach strebt besonders der verhinderte Pianist Andi, der Anfangs nichts mehr will, als Bekannt zu werden. Durch die anarchische Shoppingtour erlangt das Duo bald auch beachtliche Internet-Berühmtheit, die ihnen bei der Sinnsuche allerdings auch nicht weiterhilft. Denn wie in so vielen Road Movies führt die lange Reise am Ende zwar äußerlich in die Ferne (sinnigerweise ans Kap der guten Hoffnung), vor allem aber ins Innere.

Wie das so konträre Duo langsam zu sich selbst findet, ist nicht unbedingt überraschend erzählt und lebt vor allem von den beiden Hauptdarstellern. Hier bleiben sowohl Schweighöfer, als auch Fitz zwar dezidiert innerhalb ihrer Komfortzonen, spielen Variation des hibbeligen Überforderten bzw. selbstgefälligen Schnösel mit gutem Kern, für das sie bekannt und beliebt sind. Nimmt man dazu die atemberaubenden Landschaften Südafrikas, wo die gesamte Reise durch "Afrika" gedreht wurde, steht am Ende der etwas überlangen 110 Minuten ein nicht übermäßig ambitionierter, aber durchaus gefälliger Film.
 
Michael Meyns