Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand

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So erfolgreich war die Verfilmung des Weltbestsellers „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ auch in Deutschland, dass eine Fortsetzung unvermeidlich war, auch wenn es diese nicht in Romanform gibt. So spinnt das Autor- und Regieduo Felix und Mans Herngren die Abenteuer des greisen Allan Karlson in „Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand“ auf eigene Faust recht humorvoll weiter.

Webseite: www.derhunderteinjaehrige-film.de

OT: Hundraettåringen som smet från notan och försvann
Schweden 2016
Regie: Felix Herngren & Mans Herngren
Buch: Felix Herngren & Hans Ingemansson, nach Charakteren von Jonas Jonasson
Darsteller: Robert Gustafsson, Iwar Wiklaner, David Wiberg, Shima Niavarani, Jens Hultén, Ralph Carlsson
Länge: 108 Minuten
Verleih: Concorde
Kinostart: 16. März 2017

PRESSESTIMMEN:

„Die beste Fortsetzung, die sich Fans von Jonas Jonasson wünschen konnten. Ein Trip, der gute Laune verbreitet und genauso knuffig und knorrig daherkommt wie der Vorgänger.“
Stern

FILMKRITIK:

Gut ein Jahr sind seit den Abenteuern vergangen, die Allan Karlson (Robert Gustafsson) zum reichen Pensionär auf Bali gemacht haben, wo er seinen Kumpan Julius (Iwar Wiklander) aushält und ein Äffchen namens Erlander pflegt. Auch Benny (David Wirberg) und die hochschwangere Miriam (Shima Niavarani) sind noch vor Ort, kehren jedoch bald wieder ins heimische Malmköping zurück. Doch zuvor steht Allans 101. Geburtstag an, vielleicht der letzte auf Bali, denn das Geld geht langsam zur Neige.
 
Doch die Rettung naht in Form einer prickelnden Flasche Brause, die Allan unter seinen Sachen gefunden hat: Volkssoda nennt sich das süße Getränk, dass einst in der Sowjetunion unter Breschnew als Konkurrenz zur weltweit erfolgreichen Coca Cola des Klassenfeindes entwickelt wurde. Durch allerlei Verwicklungen wurde das Getränk nicht vermarktet und das Rezept ging verloren, zumindest bis heute. Nun erinnert sich Allan daran, dass er im Besitz der Rezeptur ist, die er bei einer alten Geliebten in Berlin vermutet.
 
Gemeinsam macht sich das Duo auf die Suche nach dem Erfolg versprechenden Rezept und muss sich bald vielfältiger Verfolger erwehren: Die Tochter eines ehemaligen russischen Agenten setzt sich ebenso auf ihre Fersen wie der tumbe britische Gangster Baz und zu allem Überfluss ist auch die CIA auf Allan aufmerksam geworden.
 
Mit seiner Mischung aus „Forrest Gump“ und klamaukigem Humor zog die Verfilmung von Jonas Jonassons Erfolgsroman in Deutschland über eine Millionen Zuschauer in die Kinos. Ein bemerkenswerter Erfolg, der auf die eigenwillige Mischung aus Albernheiten und nostalgischem Rückblick auf ein ungewöhnliches Leben zurückzuführen war. Die Fortsetzung variiert dieses Konzept nur wenig und zeigt Allan Karlsson erneut als passiven Teilnehmer seiner eigenen Geschichte. Egal ob er in der Gegenwart um die halbe Welt fliegt, um die Wunderformel wieder zu finden oder er in den Rückblenden als Doppelspion zwischen Ost- und Westblock agiert: Stets bleibt er passiv und beobachtet mit Erstaunen, was um ihn herum passiert.
 
Das ist ein humoristischer Parforceritt, den Felix Herngren diesmal zusammen mit seinem Bruder Mans erdacht und inszeniert hat. Das dabei der Anteil an eher grobschlächtigem, oft zum Klamauk neigenden Humor zugenommen hat, lässt diese Fortsetzung oft etwas zäher wirken als das Original. Das legte ein deutliches größeres Augenmerk auf die zahlreichen Rückblenden, in denen Allan Karlsson sich in immer neuen Momenten der Weltgeschichte wieder fand, denen er trotz seiner Unbedarftheit und Passivität seinen Stempel aufdrückte.
 
Diesmal ist diese Variation des „Forrest Gump“-Musters komplett zu Zeiten des Kalten Krieges angesiedelt, treffen Breschnew und Nixon aufeinander und mittendrin der stets unbedarfte Allan Karlson.
 
Ganz so originell wie das Original ist die Fortsetzung nun nicht mehr, ein wenig haben sich die Figuren und die Variation der allzu ähnlichen Erzählmuster und Gags abgenutzt. Felix und Mans Herngren gehen mit der Fortsetzung „Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand“ auf Nummer sicher, wodurch ihr klamaukiger, nostalgischer Film in erster Linie Freunde des Originals überzeugen dürfte.
 
Michael Meyns