Der kleine Prinz

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Mit seinem philosophischen Märchen samt eigenen Illustrationen schuf Antoine de Saint-Exupéry einen zeitlosen Klassiker. Regisseur Mark Osborne, bekannt für seine rasante 3D-Animation „Kung Fu Panda“, gelingt ein eigenständiger Ansatz, die Geschichte um den kleinen Adligen aus dem All aufzubereiten. Er bettet Saint-Exupérys gesellschaftskritische Parabel, die wie keine zweite für Freundschaft und Menschlichkeit steht, in eine passende Rahmenhandlung ein. Damit schafft er erneut ein warmherziges Plädoyer für Fantasie und Erinnerungen an vergangene Zeiten, die eigene Kindheit.

Webseite: www.derkleineprinz-film.de

USA 2015
Regie: Mark Osborne
Drehbuch: Irena Brignull, Bob Persichetti
Länge: 106 Minuten
Verleih:  Warner Brothers
Kinostart: 10.12.2015
 

FILMKRITIK:

Er kommt von einem kleinen Asteroiden, besitzt eine Rose, die er hegt und pflegt, und trifft einen Fuchs, der viele kluge Geheimnisse weiß: „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. 1950 erscheint das philosophische Märchen um den kleinen Adeligen aus dem All und einen Piloten, der in der Wüste notlanden musste, erstmals in deutscher Übersetzung. Der existenzialistische Klassiker, der zu einem Meilenstein der Weltliteratur avanciert, spricht verschiedene Generationen und Kulturen an und erklärt mit einfachen, berührenden Weisheiten, was im Leben wirklich wichtig ist. Um in der heutigen Medienwelt Kinder mit der Geschichte des kleinen Prinzen zu erreichen, ist ein 3D-Animationsfilm sicher ein gutes Mittel.
 
Regisseur Mark Osborne, bekannt für seine rasante 3D-Animation „Kung Fu Panda“, gelingt dafür zudem ein origineller Ansatz. Damit schafft er es letztlich, die Geschichte sowohl für Erwachsene als auch für jüngere Zuschauer spannend und überraschend neu zu erzählen. Durch eine 3D-animierte Rahmenhandlung mit spezieller Dramaturgie erlebt das Filmpublikum zudem fast zwei Filme in einem. Denn der kleine Prinz wird in seinen Sequenzen per Stop-Motion aus buntem Papier zum Leben erweckt. Damit kommt er dem Aussehen der bekannten Illustrationen des Klassikers aus dem Jahr 1943 am nächsten. Demgegenüber steht die zeitgemäße CGI-Animation für die Rahmenhandlung um ein neuerfundenes kleines Mädchen. Mit dieser Figur startet Osborne und sein Team in ein eigenes magisches und emotionales Abenteuer.
 
Eine erfolgsorientierte Welt zwingt die alleinerziehende berufstätige Mutter für ihre Tochter einfach alles perfekt durchzuorganisieren. Schließlich soll aus dem Kind ja mal etwas werden. Und das ist nur zu schaffen mit einem perfekten Lebensplan und der Aufnahme in eine Eliteschule, wie die renommierte Académie Werth. Dafür muss das kleine Mädchen jede freie Minute büffeln. Zeit zum Träumen bleibt bei dem anspruchsvollen Stundenplan keine. Bis der etwas schrullige Nachbar von nebenan einen Papierflieger schickt. Der alte Mann, ein ehemaliger Flieger, ist ein regelrechtes Original, sein Garten ein grünes Paradies. Doch vor allem seine Zeichnungen über einen kleinen Prinzen und dessen erstaunliche Geschichte erobern das Herz der Neunjährigen.
 
Hinter dem Rücken ihrer überforderten Mutter schließt sie Freundschaft mit dem scheinbar schrulligen Alten. Immer mehr taucht sie dabei in die wundervolle Welt des Kleinen Prinzen ein, lernt seinen Freund, den Fuchs kennen und entdeckt dabei ein Leben abseits von Konkurrenzdruck und Wettbewerb. „Ich weiß gar nicht, ob ich noch Erwachsen werden will.“, verrät sie dem Piloten. Doch der weiß: „Erwachsenwerden ist nicht das Problem, das Vergessen ist es.“ Für ihren neuen Freund steht fest: „Aus dir wird mal eine wunderbare Erwachsene“.  Aber bevor es soweit ist, wartet auf das Mädchen noch eine große Aufgabe, die es mutig meistert. Daher könnte der berührende Film für die ganze Familie am Ende auch den Titel: „Die kleine Prinzessin“ tragen. Und da Kindergeschichten mit positiven, starken Mädchenbildern heutzutage immer noch nicht so häufig sind, ein zusätzliches Plus.
 
Luitgard Koch