Peter Cattaneo … da war doch was … und richtig: Er hat 1997 die legendäre britische Komödie „Ganz oder gar nicht“ inszeniert. Beinahe 30 Jahre mussten vergehen, bis wieder ein Film von ihm in die deutschen Kinos kommt. Es ist wieder eine Komödie geworden, und wieder ein herzerwärmender und erfrischend origineller Film vor einem ernsten Hintergrund, und diesmal sogar nach einer wahren Geschichte: Es geht um einen Englischlehrer in Buenos Aires während der Militärdiktatur, der ausgerechnet mit einem Pinguin Freundschaft schließt. In der Hauptrolle glänzt Steve Coogan als very British Chef-Sarkastiker, der durch seinen drolligen, kleinen Freund eine ganz neue Sicht aufs Leben gewinnt.
Über den Film
Originaltitel
The Penguin Lessons
Deutscher Titel
Der Pinguin meines Lebens
Produktionsland
GBR,ESP
Filmdauer
110 min
Produktionsjahr
2025
Produzent
Aitken, Rory / Pugh, Ben / Walak, Robert / Guerra, Adrián
Regisseur
Cattaneo, Peter
Verleih
Tobis Film GmbH
Starttermin
24.04.2025
Wir schreiben das Jahr 1976: Die argentinische Hauptstadt Buenos Aires wird von gewalttätigen Unruhen erschüttert, es droht eine Militärdiktatur, als der abgezockte Englischlehrer Tom (Steve Coogan) seine neue Stelle an einem Internat für die Söhne gutbetuchter Argentinier antritt. Die Eliteschule unter der Leitung des sehr, sehr konservativen Direktors Timothy Buckle (Jonathan Pryce) liegt nicht nur weit außerhalb des Stadtzentrums, mitten im Grünen, sondern Buckle verfolgt auch die strikte Linie, sich aus allen Diskussionen herauszuhalten. Dasselbe erwartet er von den Lehrkräften. Für Tom ist das eine echte Herausforderung, denn als hochgebildeter und mit einer Überdosis Sarkasmus gesegneter Engländer ist er es gewöhnt, zu allem seinen Senf dazuzugeben. Der Start in seinen neuen Job verläuft äußerst rumpelig. Die verwöhnten Upperclass-Rotzlöffel interessieren sich nämlich weder für englische Literatur noch für die coolen Sprüche ihres Lehrers. Als die Schule wegen der Unruhen geschlossen wird, gönnt sich Tom einen kleinen Erholungsurlaub am Strande von Uruguay. Dort rettet er an einem mit Öl verseuchten Strand einen kleinen Pinguin vor dem sicheren Tod. Eigentlich möchte er damit lediglich eine Frau beeindrucken, die er gerade kennengelernt hat, doch als die Frau weg ist und Tom den mittlerweile wieder recht lebhaften Strandbewohner wieder loswerden will, weicht ihm der Pinguin nicht mehr von der Seite. Alle Versuche sind vergebens: Der Pinguin wird nach seiner Rückkehr erst zur Sensation im Unterricht, dann zum Maskottchen der ganzen Schule und schließlich zum Freund – nicht nur Tom muss feststellen, dass Pinguine verdammt gute Zuhörer sind. Doch nicht nur das: Tom selbst verändert sich, der olle Zyniker entwickelt sich ganz nebenbei zum mitfühlenden Menschen, der schließlich auch das Unrecht und die Gewalt, die in Argentinien Einzug gehalten hat, auf seine Weise bekämpft.
Ähnlich wie seine liebenswerte Männer-Strip-Komödie „Ganz oder gar nicht“ transportiert Peter Cattaneo in „Der Pinguin meines Lebens“ eine ähnlich erfrischend warmherzige Stimmung, und das trotz des ernsten Backgrounds, an den zwischendurch immer wieder erinnert wird. Die Gewalt wird hier nicht ausgespart, sie ist unterschwellig immer vorhanden, und Tom wird schließlich Zeuge, wie eine junge Schulangestellte auf offener Straße entführt wird und einfach verschwindet. Für Cattaneo war es also keine ganz leichte Aufgabe, trotzdem den Komödiencharakter zu bewahren. Das gelingt ihm dank des klugen Drehbuchs von Jeff Pope und mit einer Inszenierung, die von Verstand und Humor geprägt ist, ohne in Sentimentalität abzudriften.
Die beiden fantastischen Hauptdarsteller: Steve Coogan und Juan Salvador – so der Name des Pinguins – sorgen dafür, dass die Stimmung auch in tragischen Momenten freundlich und leicht bleibt. Juan Salvador schlägt dabei Steve Coogan um mehrere Pinguinlängen, wenn es um Niedlichkeit geht, doch der große britische Schauspieler und Komiker („Stan und Ollie“) zeigt seine Qualitäten sowohl in teilweise wunderbar sarkastischen Dialogen und vielen gelungenen Onelinern als auch in seiner Entwicklung vom gleichgültigen, leicht arroganten Pauker zum empathischen Mitmenschen: Durch die Freundschaft zu Juan Salvador entdeckt Tom ganz neue Seiten an sich und wird nicht nur zum Sympathisanten der Regimegegner, sondern auch zu einem richtig guten Lehrer, dem das Unterrichten wieder Spaß macht und der von seinen Schülern geliebt wird. Das erinnert dann ein wenig an den ewigen Klassiker „Der Club der toten Dichter“, wobei Steve Coogan und Robin Williams zwei dermaßen konträre Typen darstellen, dass jeder Vergleich zwischen den beiden hinken würde. Und dasselbe gilt trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten prinzipiell für das Thema des Films. Hier wahrt das tolle Drehbuch immer gerade so die schwierige Balance zwischen Komödie und Tragödie, zwischen Wohlfühlkino und Politdrama, und all das mit einem sehr angenehmen, deutlichen Trend in Richtung Humor, Optimismus und gute Laune.
Gaby Sikorski