Der Vater meiner besten Freundin

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Nach seinem zweiteiligen Thriller-Biopic „Public Enemy No. 1“ wendet sich der französische Regisseur Jean-François Richet mit „Der Vater meiner besten Freundin“ einem ungleich leichteren Stoff zu. Sein Remake der im Original gleichnamigen Sommerkomödie „Aller Anfang macht Spaß“ (F 1977) von Claude Berri ist ein zugänglicher Unterhaltungsfilm mit viel Sonne, Strand und Mittelmeer-Feeling. Vincent Cassel („Black Swan“) spielt einen alleinstehenden Vater, der sich ganz schön in die Nesseln setzt, als er an einem feuchtfröhlichen Sommerabend die beste Freundin seiner 18-jährigen Tochter entjungfert.

Webseite: http://dervatermeinerbestenfreundin.weltkino.de

OT: Un moment d'égarement
Frankreich 2015
Regie: Jean-François Richet
Darsteller: Vincent Cassel, François Cluzet, Alice Isaaz, Lola Le Lann
Länge: 106 Min.
Verleih: Weltkino Filmverleih
Kinostart: 24.09.2015
 

FILMKRITIK:

Ihren Sommerurlaub an der Côte d'Azur hatten sich die 17-jährige Louna (Lola Le Lann) und ihre frisch 18-jährige beste Freundin Marie (Alice Isaaz) anders ausgemalt. Einen Dämpfer bekommt die jugendliche Partystimmung der beiden Pariserinnen, weil ihre beiden ebenfalls befreundeten Väter sie als Aufpasser in das abgelegene Ferienhäuschen begleiten. Maries Vater Laurent (Vincent Cassel) lässt die Leine zwar relativ locker, doch Lounas Vater Antoine (François Cluzet) ist dafür umso strenger. Als die lebenslustigen Freundinnen auf eine Strandparty gehen, begleitet sie der geschiedene Laurent. Doch während der Papa den Kontrolleur gibt, gönnt er sich ein paar Drinks zu viel. Louna wiederum, die spätestens seit einem Kletterausflug zum „Wasserfall der Verliebten“ ein Auge auf Laurent geworfen hat, nutzt die Gunst der Stunde und verführt den überrumpelten Vater ihrer besten Freundin am Strand.
 
Bis zu Laurents Patzer inszeniert Jean-François Richet die Story als unbeschwerte Sommerkomödie mit viel Gute-Laune-Musik. Die Landschaft spielt dabei eine ebenso entscheidende Rolle wie das sommerliche Gemüt der Freundinnen. Ab dem nächtlichen Vorfall am Strand, den der französische Originaltitel als „Moment der Verwirrung“ bezeichnet, tauscht Jean-François Richet einen Teil der Leichtigkeit gegen ernstere Konflikte aus. Laurent bereut das Liebesspiel sofort. Seine deutlichen Worte halten die verliebte Louna jedoch nicht von ihren stürmischen Liebesbekundungen ab. Ihr Vater Antoine soll von alledem natürlich nichts erfahren, zumal er ohnehin sehr um die Anständigkeit seiner minderjährigen Tochter besorgt ist. Die smarte Marie kapiert hingegen schon am nächsten Morgen, was am Strand passiert ist, und verurteilt sowohl ihre beste Freundin als auch ihren Vater. In den folgenden Urlaubstagen schwebt der Fauxpas wie ein Damoklesschwert über Laurent. Schließlich steht nicht nur die Freundschaft mit Antoine, sondern auch die Beziehung zu Marie auf dem Spiel.
 
Aller Konflikte zum Trotz ist und bleibt „Der Vater meiner besten Freundin“ eine harmlose Komödie, die das zwischenmenschliche Pulverfass letztendlich in Wohlgefallen auflöst. Am glimpflichen Ausgang der vertrackten Situation kommen jedenfalls zu keiner Sekunde Zweifel auf. Einen Teil ihrer Leichtigkeit bezieht die Hochglanzkomödie allein schon daraus, dass Lounas Verliebtheit rundum naiv erscheint und somit gar nicht erst die Dringlichkeit entsteht, die der Konstellation potentiell innewohnt. Die idyllische Kulisse trägt mit ihrer Urlaubsstimmung ebenfalls entscheidend zum Wohlfühlfaktor bei. So findet das Liebesspiel – Lounas Name gibt das Programm vor – natürlich in einer lauen Vollmondnacht am Strand statt.
 
Etwas schade ist es, dass die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Laurent und Marie im Hauptteil der Geschichte ziemlich kurz kommt. Die von Alice Isaaz einnehmend verkörperte Marie ist im Vergleich zur blauäugigen und etwas eindimensionalen Louna jedenfalls die spannendere Figur, wird zugleich aber mit der wenigsten Spielzeit im Ensemble bedacht. Unterm Strich bleibt eine unterhaltsame und dezent frivole Komödie im sommerlichen Süden Frankreichs, die ihren schlichten Unterhaltungsanspruch rundum erfüllt.
 
Christian Horn