Der Vollposten

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In Italien erwies sich die Beamtenkomödie „Der Vollposten“ mit über zehn Millionen Kinozuschauern als enormer Publikumserfolg. Mit einer Häufung von Klischees und viel erzählerischer Leichtigkeit nimmt die vierte Zusammenarbeit von Hauptdarsteller und Co-Drehbuchautor Checco Zalone und Regisseur Gennaro Nunziante die italienische Mentalität im Allgemeinen und das Beamtentum im Speziellen auf die Schippe. Das ist ziemlich unterhaltsam und mit satirischen Seitenhieben auf die Korruption im italienischen Staatswesen und die Untiefen der Bürokratie gespickt.

Webseite: www.dervollposten.weltkino.de

OT: Quo vado?
Italien 2016
Regie: Gennaro Nunziante
Drehbuch: Gennaro Nunziante, Checco Zalone
Darsteller: Checco Zalone, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco, Maurizio Micheli, Lino Banfi, Ludovica Modugno, Antonino Bruschetta
Länge: 86 Min.
Verleih: Weltkino
Kinostart: 22. September 2016

FILMKRITIK:

Wie schon sein Vater hat sich Checco Zalone (Checco Zalone) wunderbar mit seiner Festanstellung als italienischer Verwaltungsbeamter im Ressort Jagd und Fischerei eingerichtet. Ein bißchen Bestechung hier, eine Handvoll Sonderzahlungen da und vor allem Arbeitsplatzgarantie auf Lebenszeit – um nichts in der Welt würde Zalone seinen bequemen Beamtenjob aufgeben. Als die Personalchefin Sironi (Sonia Bergamasco) im Zuge einer Reform Kürzungen im Verwaltungsapparat vornimmt, will sie auch Zalone loswerden und stellt ihn vor die Wahl: Kündigung oder Versetzung. Zalone entscheidet sich natürlich für zweiteres, auch wenn die erboste Chefin ihn in die afrikanische Savanne und schließlich sogar an den Nordpol schickt, wo er ein Forscherteam vor Eisbären schützen soll. Hier lernt der unfreiwillig weltreisende Beamte die Umweltaktivistin Valeria (Eleonora Giovanardi) kennen, was sein verstaubtes Weltbild ins Wanken bringt.

Regisseur Gennaro Nunziante zündet ein Feuerwerk an Italien-Klischees, wobei er vor allem die korrupte Bürokratie und die überkommenen Rollenvorstellungen auf dem Land satirisch zuspitzt. Als Zalone von seiner möglichen Kündigung erfährt, macht er seiner Freundin prompt einen Heiratsantrag, nur um diesen wieder zurückzunehmen, als er erfährt, dass ihn auch dieser Schachzug nicht vor der Versetzung schützt. Ironischerweise finden bis auf Checco Zalone alle anderen Kollegen einen Schlupfwinkel oder Sonderparagraphen, der ihnen den Fortgang des üblichen Trotts garantiert.

Viel Schwung gewinnt „Der Vollposten“ durch die Kulturschocks, die der italienische Provinzbeamte bei seinen Arbeitsaufenthalten in Afrika oder Norwegen erlebt und die in der Liebesbeziehung zur fortschrittlich denkenden Valeria gipfeln. So ist Zalone nicht ausschließlich eine Witzfigur oder – wie der deutsche Titel nahelegt – ein Vollpfosten, sondern ein Typ, dem das Drehbuch durchaus Erkenntnis- und Lernprozesse zusteht. Anfangs ist der Möchtegern-Macho und Klischee-Beamte einzig auf seinen eigenen Vorteil und den Erhalt des Status quo bedacht. Erst durch die Liebe zu Valeria hinterfragt er seine (italienischen) Marotten. Und als Zalone schließlich sogar im Haushalt hilft, machen sich wiederum seine durch und durch italienischen Eltern Sorgen um den neuerdings verweichlichten Sohn.

Christian Horn