Deutschland von oben

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Ein uns bekanntes Land aus einer neuen Perspektive. Das ist der filmische Ansatz der aufwändigen Dokumentation „Deutschland von oben“. Als Fortführung der beliebten Fernsehreihe „Terra-X“ des ZDF sammelten die beiden Dokumentarfilmer Petra Höfer und Freddie Röckenhaus drei Jahre lang zwischen Helgoland und Zugspitze besonders spektakuläre und eindrucksvolle Luftaufnahmen unseres Landes. Ihr zwischen Natur- und Stadtimpressionen ausbalancierter Film hat das Zeug zu einem Publikumshit.

Webseite: www.deutschland-von-oben.com

D 2012
Regie, Produktion & Buch: Freddie Röckenhaus, Petra Höfer
Musik: Boris Salchow
Sprecher: Benjamin Völz
Laufzeit: 110 Minuten
Verleih: Universum, Vertrieb: Disney
Kinostart: 7.6.2012

PRESSESTIMMEN:

Er soll bitte nie zu Ende gehen, dieser Flug über Deutschland...
In 600 Flugstunden haben die Autoren 300 Stunden Filmmaterial gewonnen und es auf knapp zwei Stunden zusammengeschnitten. Einiges war schon in der gleichnamigen Fernsehserie zu sehen, doch "Deutschland von oben" im Kino ist damit in seinem Überwältigungspotenzial nicht zu vergleichen.
DIE WELT

FILMKRITIK:

Naturdokumentationen funktionieren nicht nur im TV. Dies haben Publikumserfolge wie „Unsere Erde“ oder „Die Reise der Pinguine“ zweifellos bewiesen. Erst vor wenigen Monaten lief mit großem Erfolg die filmische Liebeserklärung „Die Nordsee von oben“ in den Programmkinos. Das Projekt der beiden Dokumentarfilmprofis Petra Höfer und Freddie Röckenhaus zeigt ein Land, das uns allen sehr vertraut sein sollte, aus einer ganz anderen Perspektive. „Deutschland von oben“ knüpft an die mit bis zu 5 Millionen Zuschauern äußerst populäre Fernsehreihe „Terra X“ an. Dabei nutzt ihre aus 300 Stunden Filmmaterial zusammengestellte Reise von Helgoland bis zur Zugspitze die ganze Breite und Größe der Kinoleinwand. Über einen Zeitraum von drei Jahren trugen die beiden Autoren mit Leidenschaft und Akribie faszinierende wie einzigartige Aufnahmen zusammen.

Die Dramaturgie ihrer ungewöhnlichen Deutschland-Betrachtung orientiert sich am Verlauf der Jahreszeiten. Unterteilt in einzelne Monate folgt der Film dem von der Natur vorgegebenen Rhythmus. Wir starten in den schneebedeckten Alpen und im von dicken Eisschollen bedrohten Hamburger Hafen, erleben die ersten Frühlingstage im malerischen Heidelberg und befinden uns schließlich bei hochsommerlichen Temperaturen am Ufer der Isar. Kreuz und quer durch die Republik – vom Watzmann bis nach Helgoland, von der letzten Stahlhütte in Duisburg bis in die Lausitz – zieht es Höfer und Röckenhaus. Dabei nehmen manche Orte einen besonderen Stellenwert ein. Gerade die Schönheit des Alpenpanoramas und die Weite des Wattenmeers scheinen es den Filmemachern angetan zu haben. Deutschlands Städte, obwohl ebenfalls recht aufwändig in Szene gesetzt, haben gegen soviel Natur erwartungsgemäß das Nachsehen.

Mehr noch als auf uns Menschen blickt die Doku auf die Tiere, die bei und mit uns leben. Auf die mächtigen Steinböcke, die bei jedem Wetter ihre Kletterkünste unter Beweis stellen, oder die Millionen Zugvögel, die jedes Jahr im Herbst die Reise in wärmere Gefilde antreten. Höfer und Röckenhaus wissen vermutlich auch, dass vor allem Naturdokus beim Publikum beliebt sind. „Deutschland von oben“ bietet jedoch nicht ausschließlich schöne Bilder. Immer wieder füttern uns die Autoren im Wege kurzer Exkurse mit historischen oder zoologischen Fakten. Mittels plastischer Satellitenbild-Animationen entstehen so vor unseren Augen aus einem römischen Militärlager die Umrisse der Regensburger Altstadt oder die Beutewege der Helgolander Kegelrobben. Verzichtbar erscheint hingegen manch ein Off-Kommentar. So fallen die von Benjamin Völz verlesenen Texte mitunter doch sehr trivial aus. Dazu werden tierische Instinkte nur zu gerne mit menschlichem Verhalten erklärt und gleichgesetzt. Am Ende dieses knapp zweistündigen Rundflugs über Deutschland, der sich gleichsam als Bewerbungsvideo für das nächste sportliche oder kulturelle Großereignis nutzen ließe, ist man als Zuschauer zunächst damit beschäftigt, die neuen Eindrücken zu sortieren. Und es zeigt sich, dass bereits ein Wechsel der Perspektive wahre Wunder bewirken kann.

Marcus Wessel

Keine schlechte Idee, unser Land einmal von oben aufzuspüren und Dinge und Winkel zu entdecken, die man anders nicht so ohne weiteres wahrnehmen kann, jedenfalls nicht alle. Vom Allgäu und vom Berchtesgadener Land bis zur Nord- und Ostsee, von den Gebieten westlich des Rheins bis zur polnischen Grenze werden also hier Entdeckungen gemacht. Die beiden Autoren und Regisseure sind dabei dem Kalender gefolgt – von einem Winter bis wieder zu Weihnachten.

Die Steinböcke und die Robben, die Vögel und die Fallschirmspringer, die schönsten zum Teil mittelalterlichen Städte und Dörfer, aber auch die industriell am meisten besiedelten Regionen, die Wolkenkratzer und die von der Natur reich ausgestatteten Landschaften, die Autobahnen oder das sich ständig wandelnde Wattenmeer – alles kommt ausführlich an die Reihe.

Doch nicht nur Bilder, sondern auch interessante Informationen bekommt man mit. Wer wusste schon, dass es in einer bestimmten Region unseres Landes noch 400 Wildpferde gibt? Wer, dass das Wattenmeer eines der artenreichsten Gebieten der Welt ist und gleich hinter dem südamerikanischen Regenwald kommt? Wer kennt die Tausende von Kilometern umfassenden Vogelfluglinien nach Sibirien oder nach Südafrika? Wer die erschreckende Dichte des Luftverkehrs über dem Frankfurter Flughafen – elektronisch dargestellt? Wer hat schon einmal gesehen, dass in Regensburg noch klar das dortige römische Militärlager erkennbar ist, in dem einst 6000 Legionäre stationiert waren? Und auch die grauenvollen Bilder vom zerbombten Deutschland, wie die Piloten sie einst sahen, fehlen nicht.

Die zeitliche Struktur folgt wie gesagt einfach den Jahresmonaten. Da hätte man sich ein originelleres und spannenderes Schema einfallen lassen können – und vom Zuschauer aus auch gewünscht. Allerdings nicht ganz einfach, wenn man bedenkt, dass über 300 Stunden Filmrohmaterial zu bewältigen waren.

Insgesamt eine bilderreiche und ebenso aufschlussreiche Angelegenheit.

Thomas Engel