Die Augen des Weges

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Auf der Suche nach einem tieferen Verständnis der Natur pilgert der spirituelle Heiler Hipólito Peralta Ccama durch das peruanische Hochland. In stetigem Kontakt mit der ihn umgebenden Welt und den Menschen aus kleinen Bergdörfern tritt er in einen philosophischen Dialog mit Mutter Erde. Regisseur Rodrigo Otero Heraud hat den Wanderer mit der Kamera begleitet und aus dem Material eine poetische Dokumentation erstellt. Für speziell Interessierte bietet der Film einen seltenen Einblick in andine Traditionen und gekonnte Aufnahmen der erhabenen Andenbergwelt.

Webseite: www.arsenalfilm.de

OT: Los ojos del camino
Peru 2016
Regie & Buch: Rodrigo Otero Heraud
Mitwirkende: Hipólito Peralta Ccama
Laufzeit: 88 Min.
Verleih: Arsenal Filmverleih
Kinostart: 10. Mai 2018

FILMKRITIK:

Als „Paqo“-Heiler führt der Peruaner Hipólito Peralta Ccama eine jahrhundertealte Inka-Tradition fort und strebt eine innige spirituelle Verbindung zur Mutter Erde an. Auf seiner Pilgerreise zu ursprünglichen Landschaften und Dörfern der peruanischen Sierra sinniert der Heiler über den Wind, den Nebel oder den Regen, lauscht den Geschichten, die das Wasser eines Bachlaufs erzählt, oder spricht mit Steinen.
 
Ein zentraler Teil andiner Kulturvorstellungen dreht sich um die „Apus“ genannten heiligen Berge, die Hipólito in verschiedenen Regionen der Anden aufsucht. Einer der Berggötter offenbart ihm die Krankheit der modernen Zivilisation: „Das Herz der Menschen hat sich in Stein verwandelt.“ Heilung verspricht die Erde selbst: „In der Natur gibt es Wissen, Weisheit, Liebe. Da ist alles, was wir brauchen.“ Seine Ehrfurcht vor der als Lebewesen aufgefassten Natur verbindet Hipólitos konsequenterweise mit einer völligen Abkehr von materiellem Streben, das er als unnütz und krankmachend empfindet.
 
Der spirituellen Gedankenwelt des Protagonisten entspricht die eigensinnig lyrische Erzählweise, die der Autor, Regisseur und Kameramann Rodrigo Otero Heraud für den transzendentalen Stoff gewählt hat. Mit oftmals langen, teils schwarzweißen Einstellungen von Bergspitzen, dem Meer oder dem Sternenhimmel, sanften Überblendungen, gemächlichen Kameraschwenks über die Andenwelt und elegischer Musik entwirft der Filmemacher eine ganz eigene, traumähnliche, mitunter etwas zäh anzuschauende Dokumentarfilm-Lyrik. Der Weg ins Kino lohnt vor allem für die sehenswert komponierten Panoramen felsiger Gipfel und nebelverhangener Täler.
 
Christian Horn