Die Dschungelhelden auf Weltreise

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2018 erschien hierzulande der französische Animationsspaß „Die Dschungelhelden – Das große Kinoabenteuer“, dessen Ursprünge in einer ab 2013 ausgestrahlten Fernsehserie und dem 2011 veröffentlichten 55-Minuten-Film „Die Dschungelhelden – Operation Südpol“ liegen. Mit „Die Dschungelhelden auf Weltreise“ erreicht nun eine Fortsetzung die deutschen Leinwände. Dieser unterlaufen zwar keine großen Schnitzer. Mehr als passable Familienunterhaltung bietet der episodisch erzählte Streifen jedoch nicht.

Regie: Laurent Bru, Yannick Moulin, Benoît Somville
Drehbuch: David Alaux, Éric Tosti, Jean-François Tosti
Länge: 89 Minuten
FSK: ab 0 Jahren
Verleih/Vertrieb: splendid film GmbH
Kinostart: 28.03.2024
Website: https://splendid-film.de/die-dschungelhelden-auf-weltreise

FILMKRITIK:

Auch wenn die tierischen Protagonisten – Pinguin/Tigerkrieger Maurice, sein fischiger Adoptivsohn Junior, das Koboldäffchen Grummel, die Fledermaus Flederike, der Berggorilla Harry und die Frösche Al und Bob – dieses Mal auf Reisen gehen, ist, wie schon im Vorgänger, ihr geliebter Heimatdschungel in akuter Gefahr. Ein durchgedrehter Biber will ihn zerstören und lässt dazu ein pinkfarbenes Pulver über dem Urwald abwerfen, das explodiert, sobald es mit Flüssigkeit in Kontakt kommt. Weil in Kürze die Regenzeit beginnt, müssen die Dschungelhelden um Maurice so schnell wie möglich handeln.

Zum Glück weiß Grummel, dass ein gewisser Albert, ein naturwissenschaftlich hochbegabtes Gürteltier, den zerstörerischen Stoff erfunden hat. Um an ihn und ein Gegenmittel heranzukommen, machen sich die Tiere auf den Weg zu seiner Tochter Camélia. In der Hoffnung, dass sie eine Ahnung hat, wo sie den seit vielen Jahren zurückgezogen lebenden Albert finden können. Dummerweise heften sich an ihre Fersen auch zwei Handlanger des skrupellosen Bibers, der um jeden Preis verhindern will, dass Maurice und Co Erfolg haben.

Keine Frage, die Dschungelhelden sind ein ulkiger bunter Haufen. Einen Pinguin, der sich Streifen aufmalt, weil er sich für einen Tiger hält, und ein Koboldäffchen, das Probleme mit technischen Konstruktionen löst, sieht man sicher nicht alle Tage. Am wenigsten Profil innerhalb der Gruppe hat der etwas tumbe Harry, der in kindlichen Sätzen spricht und sich eigentlich nur durch seine Schwäche für Bananen auszeichnet. Eben diese Vorliebe nutzt das Drehbuch mehrfach, um die Hauptfiguren etwas zu bequem aus verfahrenen Situationen zu befreien. Als sie zum Beispiel in einem Tunnel nicht vorankommen, bewirkt ein Wutanfall des hungrigen Affen, dass sich plötzlich doch ein Ausweg auftut.

Alle wichtigen Charaktere bekommen ihre eigenen kleinen Geschichten, die allerdings eher wie Pflichtübungen erscheinen. Weder Maurices Schwärmen für Camélia noch Grummels Angst, seine geliebte Flederike zu verlieren, geben dem Film eine besondere emotionale Kraft. Am amüsantesten sind die Bemühungen Als und Bobs, endlich einmal heroische Taten zu vollbringen. Daraus generiert „Die Dschungelhelden auf Weltreise“ einen netten Running Gag. Immer wieder warnen die beiden Frösche ihre Freunde vor drohenden Gefahren, von denen die anderen noch nichts mitbekommen haben. Weil dann aber nie etwas passiert, tut der Rest der Truppe die Mahner als Geschichtenerzähler ab. Mag der Vorwurf zunächst ungerecht sein, bestätigen ihn Al und Bob am Ende doch ein bisschen.

Wenn schon um Titel von einer Weltreise die Rede ist, darf man einen dynamischen Plot erwarten, der mit unterschiedlichen Stationen für – auch optische – Abwechslung sorgt. In der Tat schicken die Macher unsere skurrilen Helden durch Landschaften, die verschiedener nicht sein könnten. Meer, Schnee, Wüste, Gebirge, Bambuswald – die Szenerie wechselt immer wieder, wobei die Schauplätze den Detailreichtum größerer US-Animationsfilme nicht erreichen. Aber wie soll es auch anders sein, wenn den Verantwortlichen um das Regietrio Laurent Bru, Yannick Moulin und Benoît Somville nur ein Bruchteil des Budgets der amerikanischen Studioproduktionen zur Verfügung stand? Visuelle Auflockerung garantieren kleine Einschübe wie eine Landkarte, auf der im Zeitraffer der Weg der Dschungelhelden und ihrer Häscher nachgezeichnet wird, oder eine Verfolgungsjagd, die in rudimentärer Jump-and-Run-Ästhetik erstrahlt.

Während sich Slapstick-Einlagen vor allem an das junge Publikum richten, warten auf Erwachsene Filmverweise und diverse andere Anspielungen. Der Geist des ikonischen Leinwandarchäologen Indiana Jones ist an einer Stelle deutlich spürbar. Seitenhiebe auf Paris und Frankreich kommen vor. Und auch die in unserem Nachbarland sehr bekannte Fabel „Der Rabe und der Fuchs“ schleicht sich in das Geschehen ein. Ein etwas mulmiges Gefühl könnte manch großen Zuschauer beim Anblick der Pulver versprühenden Flugzeuge erfassen. Denn entfernt erinnern diese Bilder an die US-Flieger, die im Vietnamkrieg das hochgefährliche Entlaubungsmittel Agent Orange großflächig über Wäldern abwarfen. Den Kleinen bleiben solche Assoziationen natürlich verborgen.

Christopher Diekhaus