Die kleine Glocke Bim rettet Ostern

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Nicht überall verteilt an Ostern ein Hase Geschenke in den Gärten. Große Bedeutung haben in Belgien (wie auch in Frankreich) die Osterglocken, die sich, gemäß der Mythologie, am Gründonnerstag auf den weiten Weg nach Rom machen, um sich den Segen des Papstes abzuholen. Von dort bringen sie dann schöne Gaben mit in die Heimat. Eben diese Vorstellung dient dem Familienspaß „Die kleine Glocke Bim rettet Ostern“ als Ausgangspunkt für eine nicht sonderlich komplexe Geschichte um Freundschaft und Zusammenhalt. Tom Van Gestels Film überrascht vor allem in formaler Hinsicht, wird sich aber sicher nicht zu einem Klassiker österlicher Leinwandunterhaltung aufschwingen. Dafür spielt schon das Fest – deutscher Verleihtitel hin oder her – eine zu unbedeutende Rolle.

Webseite: https://www.24-bilder.de/filmdetail.php?id=966

Regie: Tom Van Gestel
Drehbuch: An De Gruyter, Marianne Op de Beeck
Länge: 71 Minuten

FSK: ab 0 Jahren
Verleih/Vertrieb: 24 Bilder Film GmbH
Kinostart: 29.02.2024

FILMKRITIK:

Worum es nämlich eigentlich geht, ist die Rückkehr des Frühlings. Ihn gilt es zu retten und den Winter zu vertreiben. Wie das zu bewerkstelligen ist? Mithilfe eines magischen Ostereis, das ein besonderes Elixier enthält und in Rom eingesammelt werden muss. Wie jedes Jahr findet in einem belgischen Dorf ein anspruchsvoller Wettbewerb statt, bei dem sich die fittesten und stärksten Glocken für die Reise qualifizieren können. Ihnen gebührt die Ehre, in die Ewige Stadt zu fliegen und den Zauber des Frühlings in heimische Gefilde zu tragen.

Obwohl er eigentlich noch viel zu schwach ist, will sich dieses Mal auch der kleine Bim einen Platz unter den Romabenteuern sichern. Und siehe da, weil während des Contests etwas aus dem Ruder läuft, gehört er am Ende tatsächlich zu den Auserwählten. An seiner Seite sind die beiden anderen Jungglocken Bommel und Pi und die eitle Aurora, die mit dem Elixier eigene Pläne hat. Schnell seilt sie sich von der Gruppe ab, um als Erste in der italienischen Hauptstadt einzutreffen. Womit sie jedoch nicht gerechnet hat, ist Bims, Bommels und Pis Mut. Allen Startschwierigkeiten zum Trotz lassen sie sich nicht von ihrem Trip abbringen. Schließlich soll es so schnell wie möglich wieder Frühling werden.

Was sofort auffällt: „Die kleine Glocke Bim rettet Ostern“ ist ein Hybridfilm, kombiniert echte Landschaftskulissen mit animierten Elementen, etwa den Figuren. Klingt komisch? Sieht aber gar nicht mal so schlecht aus. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die belgische Produktion kein üppiges Budget zur Verfügung hatte. Hier und da, besonders in Actionszenen, wirkt die Mischung zwar etwas ruckelig. Irgendwie fühlt sich Van Gestels Film jedoch erfrischend anders an in einer Welt, in der die großen Animationsstudios am laufenden Band technisch perfekte Werke in die Kinos bringen.

Ein weiterer Pluspunkt ist der grundsympathische Protagonist. Mit seinen großen Augen, seinen kleinen Flügeln mutet Bim knuffig an. Und seine naive Neugier macht es schier unmöglich, ihn nicht ins Herz zu schließen. Eine komplexe Charakterzeichnung bleibt das Drehbuch schuldig. Schön ist allerdings, wie die wachsende Freundschaft und der Zusammenhalt zwischen Bim und seinen beiden Begleitern  hervorgehoben werden. Nur wenn sie an einem Strang ziehen, schaffen sie es, die kleinen und größeren Herausforderungen auf dem Weg nach Rom zu meistern. Das begreifen sie sehr schnell.

In der Gestaltung der Gegenspielerin folgt „Die kleine Glocke Bim rettet Ostern“ leider dem Muster vieler anderer Kinder- und Familienfilme. Optisch und in ihrer Art, zu sprechen, wird Aurora überdeutlich als böse markiert, was auch für ihre Handlanger, verwegen und ramponiert aussehende Kuhglocken, gilt. Warum muss es immer der Holzhammer sein? Kleine Zuschauer sind durchaus in der Lage, bestimmte Feinheiten zu erkennen und einzuordnen.

Ebenfalls schade: Mehr als einmal zweigt der von einigen Zufällen bestimmte Plot in unmotivierten Actionradau ab. Besonders die letzte Viertelstunde fühlt sich etwas zusammengeschustert an und hätte gut ein paar Streichungen vertragen können. Auroras Hochzeit mit einem ihrer seltsam liebeshungrigen Helfer bietet beispielsweise keinen Mehrwert, kommt eher wie ein Fremdkörper daher. Vielleicht wäre es cleverer gewesen, nicht das Finale aufzublähen, sondern den Mittelteil um zusätzliche Stationen zu ergänzen. Denn die Reise selbst fliegt doch recht zügig an uns vorbei.

 

Christopher Diekhaus