Nach einigen Naturdokumentationen hat Regisseur Brando Quilici mit „Die Legende vom Tigernest“ seinen ersten Spielfilm gedreht. Seiner Vorliebe für die Natur bleibt Quilici treu, schließlich wurde die in Nepal spielende Geschichte der Freundschaft eines Jungen zu einem Tigerbaby mit einem echten Tier gedreht. Im Ergebnis ist ein solides Tier- und Jugendabenteuer entstanden, das bekannte Motive des Genres kaum variiert, aber das junge Zielpublikum trotzdem zufriedenstellen dürfte.
Webseite: https://dcmstories.com/de/collection/die-legende-vom-tigernest/
Ta’igara: An adventure in the Himalayas
Italien 2022
Regie: Brando Quilici
Drehbuch: Hugh Hudson, Rupert Thomson
Darsteller: Sunny Pawar, Claudia Gerini, Amandeep Singh, Yoon C. Joyce, Shi Yang Shi
Laufzeit: 94 Min.
Verleih: DCM
Kinostart: 20. Oktober 2022
Webseite: https://dcmstories.com/de/collection/die-legende-vom-tigernest/
Ta’igara: An adventure in the Himalayas
Italien 2022
Regie: Brando Quilici
Drehbuch: Hugh Hudson, Rupert Thomson
Darsteller: Sunny Pawar, Claudia Gerini, Amandeep Singh, Yoon C. Joyce, Shi Yang Shi
Laufzeit: 94 Min.
Verleih: DCM
Kinostart: 20. Oktober 2022
Über den Film
Originaltitel
Ta’igara: An adventure in the Himalayas
Deutscher Titel
Die Legende vom Tigernest
Produktionsland
ITA
Filmdauer
94 min
Produktionsjahr
2022
Produzent
Grisi, Fausto / Quilici, Brando
Regisseur
Quilici, Brando
Verleih
Starttermin
19.10.2022
FILMKRITIK:
Seit seine Mutter bei einem Erdbeben starb, lebt der nepalesische Junge Balmani in einem Waisenhaus. Als er beobachtet, wie Wilderer eine Tigerin einfangen, rettet er deren entwischtes Jungtier. Der Junge tauft das Tigerbaby auf den Namen Mukti und beschließt, mit dem Tier den langen Fußmarsch in seine Heimatstadt Kathmandu anzutreten. Während die Erzieherin Hannah den Ausreißer sucht, trifft das Duo auf hilfsbereite Nomaden und den ebenso freundlich gesinnten Sohn eines Honigjägers. Aber auch die Wilderer nehmen die Fährte auf…
„Die Legende vom Tigernest“ wurde mit einem echten Tiger gedreht, was die wesentliche Attraktion des Films ist. Hinzu kommen schöne Naturimpressionen von Wasserfällen oder Gebirgskämmen und viele zwischengeschnittene Tierbilder von Nashörnern am Flussufer bis hin zu Affen auf Stadtmauern. Ein Höhepunkt sind die finalen Szenen im verschneiten Himalaya, wo sich ein „Tigernest“ genanntes Kloster als Zuflucht auftut. Die regelmäßig als Filmstoff gestaltete Idee einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier wurde 2018 und 2021 ganz ähnlich in „Mia und der weiße Löwe“ und in „Der Wolf und der Löwe“ ausgeführt. Beide Filme überzeugen im Vergleich eher als die Variante von Brando Quilici, bei der es erzählerisch rumpelt.
Die Autoren Rupert Thomson und Hugh Hudson („Die Stunde des Siegers“) strukturieren die Geschichte als episodisches Road Movie mit klar voneinander getrennten Stationen. Die kurzen Übergangsphasen zwischen den Episoden vermitteln leider kaum ein Gefühl für die angeblich so weite Strecke nach Kathmandu, die im Film wie ein Spaziergang wirkt. Inhaltlich geht es anfangs um die Trauer des jungen Protagonisten, der als „eins der Erdbebenkinder“ von Heimweh und Alpträumen geplagt wird. Der Tiger und der Junge haben beide ihre Mütter verloren, was die Basis ihrer Beziehung bildet. Im weiteren Verlauf bleibt die Figurenzeichnung indes dünn. Stattdessen will der Regisseur Quilici die Emotionen mit viel illustrativer Musik erzeugen, wo reine Naturgeräusche eindrücklicher wären.
Seinen Schauwert bezieht „Die Legende vom Tigernest“ eindeutig aus den Interaktionen des Hauptdarstellers Sunny Pawar mit dem echten Tiger. Sicherlich kann der Filmdreh mit einem Tier ethisch hinterfragt werden. Das beiseite geschoben funktioniert die Entscheidung in filmischer Hinsicht gut, zumal die Raubkatze auch als solche dargestellt wird. Es ist jederzeit klar, dass Mukti in die Natur gehört und die Bande zu Balmani nicht ewig währen kann. Die Tigerbilder und kleinere Spannungsmomente, die am Ende handfest werden, empfehlen das Abenteuer für die heranwachsende Zielgruppe, jedoch kaum darüber hinaus.
Christian Horn