Die Liebe seines Lebens

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Wie die britische Variante von Angelina Jolies "Unbroken" wirkt Jonathan Teplinskys Kriegsdrama "Die Liebe seines Lebens", in dem ein britischer Soldat, der im Zweiten Weltkrieg von Japanern gefangen und gefoltert wurde, Jahre später mit seinem Peiniger konfrontiert wird. Vor allem die starke Darstellung von Colin Firth beeindruckt, der zwar deutlich zu jung für seine Rolle ist, sie aber überzeugend zwischen Rachegefühlen und Vergebung anlegt.

Webseite: www.dieliebeseineslebens-film.de

OT: The Railway Man
GB/ Australien 2013
Regie: Jonathan Teplitzky
Buch: Andy Paterson, Frank Cottrel Boyce
Darsteller: Colin Firth, Nicole Kidman, Stellan Skarsgard, Jeremy Irvine, Hiroyuki Sanada, Sam Reid, Tanroh Ishida
Länge: 107 Minuten
Verleih: Koch Media, Vertrieb: Studiocanal
Kinostart: 25. Juni 2015
 

FILMKRITIK:

England 1980. Nichts liebt Eric Lomax (Colin Firth) lieber als Züge. Er ist ein Railway Man (so auch der viel passendere Originaltitel), ein leicht spleeniger Fachmann für Fahrpläne, Zugarten und allerlei andere oft sinnlos wirkende Details rund um Züge. Dennoch gelingt es ihm mit seinem Wesen, eine Mitreisende von sich zu begeistern: Die ehemalige Krankenschwester Patti (Nicole Kidman) ist von Eric angetan, bald wird geheiratet, doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Denn immer wieder hat Eric schwere Alpträume und Panikattacken, in denen er sich an das erinnert, was ihm während des Zweiten Weltkriegs passiert ist.

Als junger Mann (nun gespielt von Jeremy Irvine) geriet er als britischer Soldat in Singapur in japanische Kriegsgefangenschaft und musste beim Bau der Eisenbahn am legendären River Kwai mithelfen. Als er dabei ertappt wurde, ein Radio zu benutzen, begann eine lange Marter, wurde Eric vom japanischen Aufseher Nagase gefoltert, überlebte zwar, war aber fürs Leben gezeichnet.

Nun, Jahre später, versucht Patti ihren Mann dazu zu bringen, über das Erlebte zu reden, es zu verarbeiten. Erics Kriegskamerad Finlay (Stellan Skarsgard) lehnt die Versuche Pattis zunächst ab, beginnt dann jedoch zu erzählen und macht Eric schließlich auf einen Zeitungsartikel aufmerksam: Sein ehemaliger Peiniger arbeitet inzwischen am Kwai, scheinbar unbelastet von seinen Taten. Nach einiger Überlegung beschließt Eric, nach Thailand zu fliegen und Nagase mit der Vergangenheit zu konfrontieren.

Eine ausufernde, ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springende Geschichte erzählt Jonathan Teplitzky, lose basierend auf wahren Begebenheiten. Oft ist die gewählte Erzählweise etwas holprig und schematisch. Dass Colin Firth viel zu jung für seine Rolle is,t sorgt für zusätzliche Irritation - und doch ist ein vielseitiger, subtiler Schauspieler wie Firth natürlich genau der Richtige für eine Rolle, deren konventionellen Ansatz er schnell vergessen macht. Besonders in den Momenten der Konfrontation mit seinem ehemaligen Peiniger, der selbst an seinen Taten gelitten hat und nun versucht, sie auf seine Weise wiedergutzumachen, findet "Die Liebe seines Lebens" zu einiger Qualität. Dass die im deutschen Titel in den Vordergrund gestellte Liebesgeschichte kaum von Belang ist, Nicole Kidman eher eine Nebenrolle spielt, stört da auch nicht weiter. Ähnlich wie bei Jolies "Unbroken" hätte man sich zwar auch hier bisweilen eine etwas weniger kitschige Erzählweise gewünscht, doch Colin Firths subtile Darstellung lässt die Momente übertriebenen Pathos vergessen.
 
Michael Meyns